Salafisten-Familie gelandet
Türkei schiebt sieben Personen nach Deutschland ab
(dpa) - Am Donnerstag hat die Türkei wie angekündigt sieben Mitglieder einer deutschirakischen Großfamilie nach Deutschland abgeschoben. Der Linienflug aus Istanbul landete am späten Nachmittag in Berlin-Tegel, die Abgeschobenen wurden direkt in Polizeiwagen vom Rollfeld gefahren. Die Familie aus Hildesheim wird dem salafistischen Milieu zugerechnet. Das türkische Innenministerium in Ankara hatte die Familie als „ausländische
Terroristenkämpfer“bezeichnet, blieb aber Details schuldig. Haftbefehle wegen islamistischer Umtriebe liegen gegen die Familienmitglieder in Deutschland nicht vor. Allerdings droht dem Vater womöglich wegen anderer krimineller Machenschaften Strafverfolgung.
Nach der Landung wurden die Personen nach Angaben aus Sicherheitskreisen von Behördenvertretern befragt. Wie es nun weitergeht, war zunächst offen.
(dpa) - Nach ihrer Abschiebung aus der Türkei ist eine siebenköpfige deutsch-irakische Familie in Berlin eingetroffen. Sie landete am späten Donnerstagnachmittag am Flughafen Tegel, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr. Dpa-Reporter sahen, wie mehrere Passagiere, darunter eine Frau mit Baby im Arm, direkt in Polizeiwagen vom Rollfeld gefahren wurden.
Die Familie aus Hildesheim wird dem salafistischen Milieu zugerechnet. Das türkische Innenministerium bezeichnete sie als „ausländische Terroristenkämpfer“. Haftbefehle wegen islamistischer Umtriebe liegen gegen die Familienmitglieder in Deutschland nicht vor. Allerdings droht dem Vater womöglich wegen anderer krimineller Machenschaften Strafverfolgung.
Grund für Haft nicht genannt
Nach der Landung sollte die Familie nach Angaben aus Sicherheitskreisen Vertreter mehrerer Behörden treffen und auch befragt werden. Wie es danach weitergeht, war zunächst offen. Die Bundespolizei wollte Einreisekontrollen vornehmen und etwa prüfen, ob die Familie gültige Papiere hat. Nach Angaben des türkischen Innenministeriums ist zudem ein Brite nach London ausgewiesen worden. Scotland Yard teilte am Abend mit, ein 26 Jahre alter Mann sei wegen Terrorverdachts am Flughafen London Heathrow festgenommen worden. Eingereist sei der Mann aus der Türkei. Die Festnahme habe Syrien-Bezug, hieß es weiter.
Die Familie aus Hildesheim stammt ursprünglich aus dem Irak. Nach Erkenntnissen deutscher Behörden besitzen alle Familienmitglieder bis auf den Vater die deutsche Staatsbürgerschaft. Es handelt sich um vier Frauen, zwei Männer und ein Baby. Ende Januar waren sie in die Türkei gereist und nach zwei Monaten in der Stadt Samsun festgenommen worden. In türkischer Abschiebehaft wurde das Kind geboren. Den Grund für die Inhaftierung nannten die türkischen Behörden nicht.
Die Türkei hatte die Abschiebung mehrerer deutscher mutmaßlicher Anhänger der Terrormiliz IS in dieser Woche angekündigt. Über einen möglichen Aufenthalt der Familie B. im ehemals vom IS kontrollierten Gebiet im Irak oder Syrien ist jedoch nichts bekannt.
Am Freitag werden in Deutschland zwei Ehefrauen von IS-Kämpfern erwartet. Dabei handelt es sich nach dpa-Informationen um eine 1998 geborene Frau, der es gelungen war, aus dem von Kurden bewachten Gefangenenlager Al-Hol in Syrien zu fliehen. Sie saß demnach zuletzt in der türkischen Stadt Gaziantep in Abschiebegewahrsam. Außerdem soll am Freitag eine gebürtige Hannoveranerin ins Flugzeug gesetzt werden, der es nach einer Massenflucht aus dem syrischen Lager Ain Issa gelungen war, sich in Richtung Türkei abzusetzen.
Die NRW-Landesregierung rechnet nach Angaben vom Donnerstag insgesamt mit bis zu 50 IS-Rückkehrern nach Nordrhein-Westfalen, die derzeit in der Türkei, in Syrien und dem Irak im Gefängnis sitzen. Sechs Männer und Frauen mit NRW-Bezug sitzen nach Angaben des Innenministeriums in der Türkei in Haft. Wann sie nach Deutschland kommen, sei noch unklar.
Ankara bereitet zudem die Abschiebung eines amerikanischen mutmaßlichen IS-Anhängers in die USA vor. Eigentlich sollte er auf eigenen Wunsch nach Griechenland als Drittland abgeschoben werden, sei aber dort nicht angenommen worden, teilte das türkische Innenministerium mit. Die USA hätten nun zugesichert, Reisepapiere auszustellen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte sich am Mittwoch mit US-Präsident Donald Trump in Washington getroffen.