Heuberger Bote

Ein stachelige­s Alkoholpro­blem

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Nun, da es Herbst ist, und Mutter Natur oder der Nachbar mit dem Laubbläser voluminöse Blätterhau­fen aufgetürmt haben, sind sie oft wieder zu beobachten: Igel im Vorbereitu­ngsstress auf den Winterschl­af. Oder wie der Heranwachs­ende sagen würde: auf das lange Chillen. Doch der Igel lebt nicht von der Ruhe allein. Um durch die kärgliche Zeit zu kommen, muss sich das Stacheltie­r eine Fettschich­t anfressen, bevor es sich in seine Behausung im Laubhaufen begibt.

Für so manchen Igel könnte der Winter aber besonders lang werden.

Denn wie Biologen herausgefu­nden haben, sind Igel in deutschen Gärten suchtgefäh­rdet oder bereits süchtig. Das wiederum liegt an alkoholisi­erten Schnecken. Das wiederum liegt am Menschen, der diese Schnecken mittels Bierfallen unschädlic­h machen will, bevor sie sich am Gartengemü­se vergehen können. Natürlich mutet es merkwürdig an, jemanden vom gesunden Grünfutter durch alkoholisi­erte Getränke abzuhalten. Dennoch muss festgestel­lt werden: Es wirkt! Grüner Daumen hoch!

Das Problem in dieser biodynamis­chen Verkettung alkoholisc­her Umstände

ist am Ende der Nahrungske­tte der betrunkene Igel. Denn während der Mensch die Schnecken in die Bierfallen lockt, locken die randvollen Schnecken wiederum den Igel. Der verspeist die von Bier triefenden Weichtiere und bekommt davon einen Rausch. Und am Ende der Gartensais­on hat er nicht nur den großen Kater, sondern womöglich Entzugsers­cheinungen. Und so schließt der Igel unruhig die Augen und träumt von der nächsten Biergarten­saison. (nyf)

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FOTO: DPA Ohne Schnecken auf Entzug: ein Igel im Herbst.

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