Heuberger Bote

Mehr Meer geht nicht

Auf den Malediven spielt die Zeit keine Rolle – weder unter noch über Wasser

- Von Christiane Wohlhaupte­r

Die Szene erscheint wie eine Mischung aus Naturfilm und Bildschirm­schoner: Korallen und bunte Fische. Wie gebannt verfolgt man das Geschehen. Ohne Anstrengun­g treibt man mit Taucherbri­lle, Schwimmwes­te, Schnorchel und Flossen im warmen Indischen Ozean und lässt die Unterwasse­rwelt auf sich wirken. Fast unrealisti­sch fantasievo­ll sehen die Fische am „Kandooma House Reef“auf den Malediven aus: Da ist beispielsw­eise die orientalis­che Süßlippe mit ihrem schwarz-weiß gestreifte­n Körper und den schwarzgep­unkteten gelben Flossen. Auch ein lustiger Geselle mit einem Horn über den Augen schwimmt in mehrfacher Ausführung umher. Auf der Übersichts­karte, die an Bord liegt, trägt er den poetischen Namen „unicorn fish“, „Einhornfis­ch“, im Deutschen scheint er zur Familie der Nasendokto­rfische zu gehören. Und ein bisschen versteckt in einer Koralle erkennt der Schnorchel­guide Kamey einen Feuerfisch. Mit seinen ihn umgebenden Brustfloss­enstacheln sieht er wie ein Löwe aus. Leicht lässt sich bei dem abwechslun­gsreichen Treiben die Zeit vergessen. Ohnehin eignen sich die Malediven hervorrage­nd, um die Armbanduhr abzulegen, um abzuschalt­en. Es gibt nur dieses eine Postkarten­idyll, bestehend aus dem türkisfarb­enen Ozean, einem Bungalow wahlweise am oder auf dem Wasser, eventuell einer vereinzelt­en Palme. Die Malediven sind also prädestini­ert für das süße Nichtstun.

Wer auf die Inselwelt südwestlic­h von Sri Lanka reist, sollte ein Faible für Wasser haben. Denn das Land im Indischen Ozean besteht aus mehr als 1190 Inseln. Wenn man nicht gerade auf einer Fähre, einem Speedboot oder einem Kanu unterwegs ist, taucht oder schnorchel­t, sitzt man bestimmt an einem Tisch mit Meerblick oder schaukelt in einer Hängematte und hört den Wellen zu. Und man schießt unablässig Erinnerung­sfotos, auf denen vor allem eines zu sehen ist: Wasser.

Auf Hotelinsel­n wie Irufushi oder Kuramathi ist alles auf Komfort und Erfüllung von Gästewünsc­hen ausgericht­et. Sorgen- und anstrengun­gsfrei lässt sich hier der Urlaub genießen. Vom Flughafen der Hauptstadt Malé aus ist Kuramathi etwa eineinhalb Stunden mit dem Boot entfernt. Die Hotelinsel im RasdhooAto­ll ist 1975 mit zwölf Zimmern gestartet, heute sind es 360 in verschiede­nen Kategorien. Je nach Präferenz und Geldbeutel lässt sich zwischen Bungalows im Grünen, Villen am und Villen auf dem Wasser wählen. Manchmal kann man von dort oder der inselzugeh­örigen Sandbank Schwarzspi­tzen-Riffhaie beobachten. Die Insel ist 1,8 Kilometer lang und verfügt auch über liebevoll angelegte Spazierweg­e. Nicht ohne Stolz zeigt Fernalyn Gonzales, Sales Managerin bei Kuramathi, ihren Gästen den mehr als 300 Jahre alten Banyanbaum. Zwischen den Wurzeln des hohen Baums kann man hindurchge­hen. Und da kommt dann sogar ein bisschen Dschungel-Feeling auf, wenn man zwischen hohen BanyanFeig­en, Schraubenb­äumen, Korallenbä­umen und Palmen hindurchsc­hlendert. Der Naturlehrp­fad windet sich durch einen weitgehend unberührte­n Teil der Insel. Kokosnüsse und Ochrosia-Bäume bedecken den Waldboden. Tafeln erklären die Vegetation. Auf dem botanische­n Pfad gibt es roten Ingwer, Hibiskus, Zitronenbe­ere und mehr zu bewundern. Tierfreund­e können sich auf einem Rundweg über Einsiedler­krebse schlau machen und sie mit ein bisschen Glück auch an einem Teich oder beim Klettern beobachten.

Wer sich nicht nur für das abgeschirm­te Ressortdas­ein interessie­rt, sondern auch für das lokale Leben, der hat auf den Inseln der Einheimisc­hen dazu Gelegenhei­t. Dort gelten dann auch die Gesetze der lokalen Bevölkerun­g, etwa das Alkoholver­bot. Von Kuramathi aus lässt sich beispielsw­eise mit einer kurzen Überfahrt die Insel Rasdhoo besuchen.

Vom Flughafen der Hauptstadt geht es per Schnellboo­t Richtung Süd-Malé-Atoll zur Einheimisc­heninsel Guraidhoo. Auch wenn es die flächenmäß­ig größte Insel des Atolls ist, lässt sie sich doch zu Fuß in einem überschaub­aren Spaziergan­g umrunden, wer joggt – bei tropischen Temperatur­en nicht unbedingt zu empfehlen – soll sogar nur eine Viertelstu­nde brauchen. Neben den Einrichtun­gen des täglichen Lebens gibt es Gästehäuse­r, ein paar Geschäfte und Tauchspezi­alisten.

Etwas touristisc­her geht es dann auf Maafushi zu, die von Guraidhoo und Malé in unter einer Stunde per

Boot erreichbar ist. Shaffa, die als Rezeptioni­stin im Liyela Retreat arbeitet, hat es vor eineinhalb Jahren hierher verschlage­n. In der Hauptstadt Malé, einer der dichtbesie­deltsten Städte der Welt, war es ihr zu hektisch geworden. Auf Maafushi ist der Verkehr überschaub­arer, das Gedränge geringer und die Lebensqual­ität höher. Wie auf Guraidhoo ist auch hier der Inselrundg­ang zu Fuß eine entspannt machbare Angelegenh­eit. Und natürlich spielt auch hier der Wasserspor­t eine bedeutende Rolle. Der Besucher hat nur die Qual der Wahl: Will er zuerst surfen, segeln, schnorchel­n, schwimmen oder tauchen?

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FOTOS: CHRISTIANE WOHLHAUPTE­R Typisch Malediven: Der Urlauber findet wie hier in Irufushi fast überall kilometerl­ange weiße Sandstränd­e und ein türkisfarb­enes Meer.
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FOTO: SZ, ARCHIV Zu den Malediven gehört auch eine fasziniere­nde Unterwasse­rwelt mit Korallen und bunten Fischen.
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Auf Kuramathi kommt sogar Dschungel-Feeling auf.

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