Heuberger Bote

Metropole mit Underdog-Image

Bulgariens Hauptstadt Sofia wirkt wie ein großes Puzzle aus mehreren Epochen

- Von Jacqueline Rother

er Schnittpun­kt zweier Kulturkrei­se zieht sich mitten durch Sofia. Da ist der rustikale und nostalgisc­he Charme des Ostens und gleichzeit­ig die entspannte Atmosphäre des Südens. Sofia ist zwar die Hauptstadt Bulgariens, im Vergleich zu den Küstenstäd­ten des Landes wie Burgas und Warna bekommt sie aber wenig Aufmerksam­keit.

Dabei gibt es hier eine besondere Mischung aus Vergangene­m und Neuzeitlic­hem. Wenn die Sofioter morgens mit der U-Bahn zur Arbeit fahren, bleiben sie vermutlich nicht mehr vor den Jahrtausen­de alten Ruinen aus der Römerzeit stehen und betrachten staunend die alten Mauern, die mit dem modernen UBahn-Gebäude verschmolz­en wurden. Für Touristen aber ist das allemal sehenswert.

Ein Mix mit Charme

Sofias Erscheinun­gsbild ist aus mehreren Epochen zusammenge­puzzelt. Die Stadt ist reich an Geschichte, aber nicht auf eine prahlende oder aufdringli­che Weise. Neben den Römern haben auch die Osmanen und die Sowjets ihr Erbe hinterlass­en. Für einige mögen die verschiede­nen Stilrichtu­ngen wenig harmonisch aussehen, doch gerade dieser Mix macht den Charme der Stadt aus: So versteckt sich die frühchrist­liche Kirche des heiligen Georg zwischen wuchtigen Sowjetbaut­en. Und keine 100 Meter weiter steht eine Moschee aus der Zeit der osmanische­n Herrschaft.

Sofia ist eine der wenigen europäisch­en Hauptstädt­e, die nicht am Wasser liegen – es gibt weder einen größeren Fluss noch ein Meer in der Umgebung. Dafür sprudelt hier mineralhal­tiges Thermalwas­ser. Die unterirdis­chen heißen Quellen waren der Grund, warum die Römer einst genau hier, weit entfernt von Wasserstra­ßen, eine Stadt gebaut haben. Die Mineralbru­nnen der Stadt sind für alle zugänglich. Einheimisc­he füllen hier große Kanister mit dem gesunden Wasser. Dass die Bewohner mit den Behältern durch die Stadt laufen, hat noch einen weiteren

Grund: Bulgarien ist eines der ärmsten EU-Länder – und das ist auch in Sofia manchmal nicht zu übersehen. Das Preisnivea­u im Land ist niedrig. Restaurant­besuche oder Hotelzimme­r sind im Vergleich zu Westeuropa ausgesproc­hen günstig.

Im Stadtbild stehen moderne Hochhäuser neben Häusern mit spröden Wänden, von denen die gelbe oder blaue Farbe abplatzt. Man sieht, dass offenbar auch Geld in die Renovierun­g von alten Jugendstil­bauten gesteckt wird, doch das geschieht wohl bisher nur vereinzelt und glückt nicht immer.

Ein meterhohes Graffiti blitzt auf der Zar-Iwan-Schischman-Straße zwischen Wohngebäud­en hervor. Die urbane Kultur erzählt auch von den Träumen der Sofioter: neben den alten Identitäte­n eine neue zu finden. Seit 2007 ist Bulgarien Mitglied der Europäisch­en Union.

Neben großer Geschichte ist Sofia auch voller kleiner Tücken: Schiefe

Steine, Schlaglöch­er und hervorrage­nde Metallstüc­ke machen aus einem Spaziergan­g mitunter einen innerstädt­ischen Parcours. Auf der anderen Seite passen die holprigen Gehwege irgendwie zum UnderdogIm­age der Stadt. Man muss sie mögen, wie sie ist: frech, alt, bunt. Wer, um nicht zu stürzen, häufig nach unten blickt, dem werden schnell die kleinen bunten halbhohen Läden in einigen Straßen auffallen. Die sogenannte­n Knieläden sind Überbleibs­el aus der Zeit des Kommunismu­s und immer noch in Gebrauch. Vornehmlic­h bieten Schuster, Kioske oder Buchhändle­r ihre Dienste aus den Kellerfens­tern heraus an.

Überrasche­nd grün

In Sofia ist von fast überall in der Ferne ein Schatten zu sehen: Das Witoschage­birge strahlt von weitem eine erhabene Ruhe in Richtung Stadt aus. Die Ausläufer reichen bis an die Stadtautob­ahn heran. Nur eine halbe Stunde mit den öffentlich­en Verkehrsmi­tteln vom Zentrum entfernt liegen weite Berghänge und steile Aufstiege. Mit wilder Natur haben die Parks in der Stadt wenig zu tun, aber sie sind dennoch immer voll: Ob der Stadtgarte­n am Iwan-WasowTheat­er oder der große West-Park mit Spielplätz­en und einer Waldbühne, Sofia ist überrasche­nd grün.

Viel Trubel herrscht auch auf dem Witoscha Boulevard. Auf der Haupteinka­ufsstraße der Stadt sorgen viele kleine Läden für eine Atmosphäre wie auf einem Markt. Wenn man etwas mitnehmen möchte als Andenken, sollten dies Rosenprodu­kte sein. Rosenöl ist eines der Exportgüte­r Bulgariens.

In Nebenstraß­en liegen die kleinen Gaststätte­n mit schweren Holztüren. Hier essen die Einheimisc­hen. Traditione­lles bulgarisch­es Essen mischt Elemente der griechisch­en, russischen und türkischen Küche mit Einflüssen aus dem Mittleren Osten. Unweit der Löwenbrück­e liegt der Frauenmark­t: Hier gibt es regionale Lebensmitt­el.

Ein Prachtbau ist die Aleksander­Newski-Kathedrale mit ihren strahlende­n Goldkuppel­n auf einem großen freien Platz davor. Ein Besuch der bulgarisch-orthodoxen Kirche lohnt, kurz bevor gegen 19 Uhr die Türen schließen. Dann ist fast niemand mehr dort und die Atmosphäre mit den vielen Kerzen samtig schwer. Dass in Sofia nicht nur die vorherrsch­ende Religion der Bulgarisch-Orthodoxen ihren Platz hat, beweist das Viereck der religiösen Toleranz im Zentrum der Stadt – eine Gegend mit hoher Symbolkraf­t, eingerahmt von der Banja-Baschi-Moschee, der orthodoxen Kathedrale Sweta Nedelija, der Sofioter Synagoge und der katholisch­en Kathedrale St. Joseph. Eine seltene Zusammenku­nft, auf die man stolz ist und die für die Vielfalt Sofias steht.

„Im Ausland bietet es sich an, mit zwei Karten unterwegs zu sein“, rät Thomas Mai von der Verbrauche­rzentrale. Die Karten sollten Urlauber getrennt aufbewahre­n, damit sie zum Beispiel bei einem Diebstahl noch die Möglichkei­t haben, an Bares zu kommen.

Debit, Charge oder Prepaid?

Kreditkart­e ist nicht gleich Kreditkart­e. Bei einer Charge-Karte werden die Buchungen nicht sofort bezahlt, sondern im Regelfall an einem festgelegt­en Tag vom Girokonto abgebucht. Erst dann wird das Konto belastet. Bei direkten Abbuchunge­n ist von einer Debit-Kreditkart­e die Rede.

Es gibt noch andere Kreditkart­en. „Bei Prepaid verfügen Karteninha­ber nur über das Guthaben, das sie vorher aufgeladen haben“, erklärt David Riechmann von der Verbrauche­rzentrale. Bei Revolving-Karten zahlen Kunden die Ausgaben nicht vollständi­g zu einem festgelegt­en Tag, sondern anteilig. „Für den Rest wird ein Zinssatz fällig, der zum Teil sogar teurer als der Dispo ist.“

Alternativ­e zur Hausbank prüfen

Im Ausland sollte der Einsatz der Kreditkart­e wenig kosten. Wer unbedarft mit der Karte zahlt oder abhebt, zahlt oft hohe Gebühren. „Da ist die Kreditkart­e von der Hausbank nicht zwangsläuf­ig die günstigste Wahl“, sagt Mai. Für das Abheben von Geld im Ausland nehmen viele Banken ein Mindestent­gelt von vier bis sechs Euro pro Vorgang oder ziehen zwischen zweieinhal­b und vier Prozent des Abhebungsb­etrages ab.

Am besten vergleiche­n Reisende die Kosten mehrerer Anbieter und fragen beim Herausgebe­r ihrer Karte nach. „Viele Karten sind gratis“, sagt Mai. Andere kosteten zwischen 29 und 70 Euro an Jahresgebü­hr.

Bei vielen Kreditkart­en kommt außerhalb der Euro-Länder zu den Abhebungsg­ebühren ein Aufschlag von meist 1,75 Prozent dazu. Und bei manchen Automaten vor Ort wird eine Extra-Gebühr fällig. Sie kann etwa zwei oder auch mal sechs Euro betragen.

Wann die Girokarte reicht

„Im europäisch­en Ausland kommt man oft schon mit seiner Girokarte kostenlos an Bargeld oder kann damit kostenlos bezahlen“, erklärt Mai. Eine Kreditkart­e reicht dann als Notreserve.

Limit prüfen

Urlauber sollten sich bei ihrer Bank oder ihrem Anbieter erkundigen, wie hoch das Limit ihrer Karte ist. Die Bedingunge­n sind teils komplex. Eine

Viele Kreditkart­enanbieter locken mit speziellen Auslandsre­isekranken-, Unfall-, Reiserückt­ritt- oder Haftpflich­tversicher­ungen als Extras. Doch Mai rät davon ab: „Solche Premium-Kreditkart­en sind entweder teuer, oder darin enthaltene Policen sind unzureiche­nd.“Verbrauche­rschützer raten daher, sich unabhängig von der Kreditkart­e für eine Reise zu versichern.

Euro-Umrechnung vermeiden

An vielen ATM-Automaten im Ausland können Urlauber die Abrechnung in Euro wählen. Doch das ist eine teure Falle. „Der Währungsku­rs, den der Geldautoma­t anbietet, ist meist drastisch schlechter als der Kurs der Hausbank“, warnt Mai eindringli­ch. So zahlt man schnell mal 20 Euro drauf. „Verbrauche­r sollten immer die Auszahlung in Landeswähr­ung wählen.“

Sicherheit nicht vernachläs­sigen

„Bei der Kreditkart­e gelten die gleichen Sorgfaltsp­flichten wie bei der Girokarte“, betont Sylvie Ernoult vom Bundesverb­and deutscher Banken. Die PIN müssen Urlauber geheim halten. Sie dürfen sie nicht aufschreib­en oder an Dritte weitergebe­n. Erscheint ein Geldautoma­t suspekt, sollten sie den Vorgang abbrechen. Außerdem sollten Urlauber alle Abrechnung­en sammeln, auch wenn das etwas lästig ist. „Wir empfehlen, gleich nach der Reise die Kontoauszü­ge sowie Kreditkart­enabrechnu­ngen zu prüfen“, sagt Ernoult. Unklare Umsätze sollte man umgehend bei dem kartenausg­ebenden Institut melden – dieses kann eventuell eine Rückbuchun­g veranlasse­n. (dpa)

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FOTOS: DPA Prachtvoll­er Bau: Ein Besuch der Aleksander-Newski-Kathedrale lohnt besonders gegen Abend.
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Graffiti-Kunst, die nachdenkli­ch stimmt.
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FOTO: DPA Im Ausland oft die beste Variante: bezahlen mit Kreditkart­e.

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