Schnelles Internet kommt nach Dürbheim
Erster Abschnitt des Glasfaserausbaus – Rechtliche Unsicherheiten für die zweite Stufe
- Weil der kreisweite Glasfaser-Ring direkt durch den Ort verläuft, hat jetzt auch Dürbheim mit dem Ausbau des innerörtlichen Glasfasernetzes für schnelleres Internet begonnen. Damit können auch zwei bereits bestehende „Inseln“im Ort, in denen schon Kabelverbände (noch ohne Glasfaser) verlegt worden sind, an das Backbone-Netz angeschlossen werden.
Auch über Kupferkabel können zwar relativ große Datenmengen heruntergeladen werden, doch bietet Glasfaser den Vorteil, dass es auch in die „andere Richtung“gut funktioniert, also auch große Datenmengen verschickt werden können, was vor allem, aber nicht nur für Gewerbe und Industrie wichtig ist.
Das „Backbone“-Netz der Breitbandinitiative des Landkreises Tuttlingen (BIT), das den Gemeinden im Kreis schnelles Internet durch Glasfaserkabel ermöglichen soll, läuft durch Dürbheim hindurch. Deshalb hat die Gemeinde die Gelegenheit genutzt, und sich auf die Maßnahmen der BIT im Ort gleichsam draufgesetzt und in einem ersten Abschnitt – zunächst in der Hindenburgstraße – damit begonnen, auch ihr innerörtliches Kabelnetz und die Haus-Ableger zu verlegen. Für die ortsinternen Netze sind die jeweiligen Gemeinden zuständig.
Schon zuvor waren im neuen Baugebiet Pfaffensteig III und in der Weberstraße Kabelverbände verlegt worden. Diese beiden bereits vorhandenen „Inseln“werden nun im ersten Bauabschnitt an das Backbone-Netz angeschlossen. Dazu wird das Glasfaserkabel von der Einmündung der Hindenburgstraße in die Hauptstraße über eine Trasse Schulstraße, Probststraße, Kirchstraße und Schillerstraße weitergeführt.
Damit würden dann zwar nicht alle Gewerbebetriebe, aber doch alle Gewerbegebiete in Dürbheim Zugang zum schnellen Internet bekommen, so Bürgermeister Häse.
Insgesamt, so Häse, werden damit im ersten Bauabschnitt zirka 120 Wohngebäude und Gewerbebetriebe mit Hausanschlüssen beziehungsweise Ablagen versorgt. Die Kosten hierfür werden voraussichtlich 611 000 Euro betragen, die die Gemeinde alleine schultern muss, weil es dafür keine Beihilfen gibt.
Laut den im Herbst 2018 abgeschlossenen Verträgen kostet den Hauseigentümern die Hauseinführung 600 Euro, die Hausanschlussdose 300 Euro und das Glasfaserkabel auf dem Grundstück pro laufendem Meter 70 Euro, unter Pflaster 95 Euro, unter Asphalt 115 Euro. Diese Preise gelten für jeden im Bereich des ersten Bauabschnitts.
Auch wer sein Haus jetzt noch nicht an das Glasfaser anschließen möchte, sollte, rät Bürgermeister Häse, sich wenigstens einen Ableger zu seinem Grundstück bauen lassen. Das koste die Grundstückseigentümer „keinen Cent“, sei aber Voraussetzung dafür, dass – eventuell auch erst Jahre später – ein Hausanschluss hergestellt werden könne. Ohne einen solchen Ableger sei dies aber nicht möglich. Gerade ältere Bürger, so Häse, glaubten, sie selbst bräuchten kein schnelles Internet. Doch würden sie dabei oft vergessen, dass ein Anschluss ans Glasfasernetz den Wert des Grundstücks steigere.
Laut Vertrag mit der BIT hätte der Betreiber Netcom nach Abnahme des gesamten ersten Bauabschnitts (also auch Anschluss von Pfaffensteig und Weberstraße) nochmals sechs Monate Zeit, bis die Versorgung tatsächlich aufgenommen wird. Er habe aber BIT-Geschäftsführer Frank Baur gebeten, mit Netcom über eine frühere Inbetriebnahme zu verhandeln, so Häse.
Unglücklich sei, dass kurz zuvor die Badenova in der Hindenburgstraße ebenfalls Arbeiten hatte durchführen lassen, so Häse. „Da ist wohl bei der Abstimmung was schief gelaufen.“
Für das kommende Jahr ist ein zweiter Bauabschnitt geplant. Die ursprüngliche Planung sah vor, weitere 24 Gebäude im Kernort und elf auf dem Risiberg anzuschließen. „Diese Planung muss aber noch überarbeitet werden“, sagt der Bürgermeister, „damit wir mehr Gebäude, die direkt an der Burgstraße liegen, gleich mitversorgen können.“
Von der rechtlichen Seite her gäbe es aber noch Probleme, erklärt Bürgermeister Häse: „Dürfen wir Grundstücke im ,nicht-weißen Fleck’ – wo Telecom und Unitymedia mehr als 30 Mbit/s anbieten – überhaupt anschließen und versorgen?“Laut EU-Regelung darf die Kommune nur an „weißen Flecken“einspringen, wo Übertragungsgeschwindigkeiten von weniger als 30 Megabit pro Sekunde bestehen und wo private Anbieter kein Interesse haben, die Lücke zu schließen. Ein „Markterkundungsverfahren“habe ergeben, dass dies zumindest für den Risiberg der Fall ist.
Doch für die anderen gelte, so Bürgermeister Häse: „Wir können den Leuten ja nicht vor der Haustür den Gehweg aufreißen und dann sagen: ,Pech gehabt, wir dürfen Euch laut EU-Vorgabe nicht versorgen.’“
Für den geplanten zweiten Abschnitt müsse man von rund 501 000 Euro Kosten ausgehen, sagt der Bürgermeister. Teile davon seien förderfähig. Allerdings würden in den kommenden Jahren eingehende Nutzungsentgelte wieder abgezogen, so Häse. „Ich bin kein Hellseher und weiß ja nicht, wer tatsächlich anschließen wird“, so der Bürgermeister, „– was ja für die Pacht, die wir erzielen werden, ganz entscheidend ist. Wir gehen daher für diesen zweiten Bauabschnitt derzeit von Beihilfen in Höhe von 281 000 Euro aus. Das heißt, die Gemeinde müsste selbst zirka 220 000 Euro aufbringen. Wenn wir ein paar Gebäude mehr anschließen, wird sich der Aufwand etwas erhöhen.“
Nun hat die Gemeinde ein Jahr Zeit, um zu entscheiden, ob sie einen Antrag auf Bundesförderung (50 Prozent) und Landesförderung (40 Prozent) stellen will. „Es ist davon auszugehen, dass wir dies tun werden“, so Häse, „– trotz der bürokratischen Hindernisse. Die Entscheidung wird der Gemeinderat treffen.“