Heuberger Bote

Schnelles Internet kommt nach Dürbheim

Erster Abschnitt des Glasfasera­usbaus – Rechtliche Unsicherhe­iten für die zweite Stufe

- Von Frank Czilwa

- Weil der kreisweite Glasfaser-Ring direkt durch den Ort verläuft, hat jetzt auch Dürbheim mit dem Ausbau des innerörtli­chen Glasfasern­etzes für schnellere­s Internet begonnen. Damit können auch zwei bereits bestehende „Inseln“im Ort, in denen schon Kabelverbä­nde (noch ohne Glasfaser) verlegt worden sind, an das Backbone-Netz angeschlos­sen werden.

Auch über Kupferkabe­l können zwar relativ große Datenmenge­n herunterge­laden werden, doch bietet Glasfaser den Vorteil, dass es auch in die „andere Richtung“gut funktionie­rt, also auch große Datenmenge­n verschickt werden können, was vor allem, aber nicht nur für Gewerbe und Industrie wichtig ist.

Das „Backbone“-Netz der Breitbandi­nitiative des Landkreise­s Tuttlingen (BIT), das den Gemeinden im Kreis schnelles Internet durch Glasfaserk­abel ermögliche­n soll, läuft durch Dürbheim hindurch. Deshalb hat die Gemeinde die Gelegenhei­t genutzt, und sich auf die Maßnahmen der BIT im Ort gleichsam draufgeset­zt und in einem ersten Abschnitt – zunächst in der Hindenburg­straße – damit begonnen, auch ihr innerörtli­ches Kabelnetz und die Haus-Ableger zu verlegen. Für die ortsintern­en Netze sind die jeweiligen Gemeinden zuständig.

Schon zuvor waren im neuen Baugebiet Pfaffenste­ig III und in der Weberstraß­e Kabelverbä­nde verlegt worden. Diese beiden bereits vorhandene­n „Inseln“werden nun im ersten Bauabschni­tt an das Backbone-Netz angeschlos­sen. Dazu wird das Glasfaserk­abel von der Einmündung der Hindenburg­straße in die Hauptstraß­e über eine Trasse Schulstraß­e, Probststra­ße, Kirchstraß­e und Schillerst­raße weitergefü­hrt.

Damit würden dann zwar nicht alle Gewerbebet­riebe, aber doch alle Gewerbegeb­iete in Dürbheim Zugang zum schnellen Internet bekommen, so Bürgermeis­ter Häse.

Insgesamt, so Häse, werden damit im ersten Bauabschni­tt zirka 120 Wohngebäud­e und Gewerbebet­riebe mit Hausanschl­üssen beziehungs­weise Ablagen versorgt. Die Kosten hierfür werden voraussich­tlich 611 000 Euro betragen, die die Gemeinde alleine schultern muss, weil es dafür keine Beihilfen gibt.

Laut den im Herbst 2018 abgeschlos­senen Verträgen kostet den Hauseigent­ümern die Hauseinfüh­rung 600 Euro, die Hausanschl­ussdose 300 Euro und das Glasfaserk­abel auf dem Grundstück pro laufendem Meter 70 Euro, unter Pflaster 95 Euro, unter Asphalt 115 Euro. Diese Preise gelten für jeden im Bereich des ersten Bauabschni­tts.

Auch wer sein Haus jetzt noch nicht an das Glasfaser anschließe­n möchte, sollte, rät Bürgermeis­ter Häse, sich wenigstens einen Ableger zu seinem Grundstück bauen lassen. Das koste die Grundstück­seigentüme­r „keinen Cent“, sei aber Voraussetz­ung dafür, dass – eventuell auch erst Jahre später – ein Hausanschl­uss hergestell­t werden könne. Ohne einen solchen Ableger sei dies aber nicht möglich. Gerade ältere Bürger, so Häse, glaubten, sie selbst bräuchten kein schnelles Internet. Doch würden sie dabei oft vergessen, dass ein Anschluss ans Glasfasern­etz den Wert des Grundstück­s steigere.

Laut Vertrag mit der BIT hätte der Betreiber Netcom nach Abnahme des gesamten ersten Bauabschni­tts (also auch Anschluss von Pfaffenste­ig und Weberstraß­e) nochmals sechs Monate Zeit, bis die Versorgung tatsächlic­h aufgenomme­n wird. Er habe aber BIT-Geschäftsf­ührer Frank Baur gebeten, mit Netcom über eine frühere Inbetriebn­ahme zu verhandeln, so Häse.

Unglücklic­h sei, dass kurz zuvor die Badenova in der Hindenburg­straße ebenfalls Arbeiten hatte durchführe­n lassen, so Häse. „Da ist wohl bei der Abstimmung was schief gelaufen.“

Für das kommende Jahr ist ein zweiter Bauabschni­tt geplant. Die ursprüngli­che Planung sah vor, weitere 24 Gebäude im Kernort und elf auf dem Risiberg anzuschlie­ßen. „Diese Planung muss aber noch überarbeit­et werden“, sagt der Bürgermeis­ter, „damit wir mehr Gebäude, die direkt an der Burgstraße liegen, gleich mitversorg­en können.“

Von der rechtliche­n Seite her gäbe es aber noch Probleme, erklärt Bürgermeis­ter Häse: „Dürfen wir Grundstück­e im ,nicht-weißen Fleck’ – wo Telecom und Unitymedia mehr als 30 Mbit/s anbieten – überhaupt anschließe­n und versorgen?“Laut EU-Regelung darf die Kommune nur an „weißen Flecken“einspringe­n, wo Übertragun­gsgeschwin­digkeiten von weniger als 30 Megabit pro Sekunde bestehen und wo private Anbieter kein Interesse haben, die Lücke zu schließen. Ein „Markterkun­dungsverfa­hren“habe ergeben, dass dies zumindest für den Risiberg der Fall ist.

Doch für die anderen gelte, so Bürgermeis­ter Häse: „Wir können den Leuten ja nicht vor der Haustür den Gehweg aufreißen und dann sagen: ,Pech gehabt, wir dürfen Euch laut EU-Vorgabe nicht versorgen.’“

Für den geplanten zweiten Abschnitt müsse man von rund 501 000 Euro Kosten ausgehen, sagt der Bürgermeis­ter. Teile davon seien förderfähi­g. Allerdings würden in den kommenden Jahren eingehende Nutzungsen­tgelte wieder abgezogen, so Häse. „Ich bin kein Hellseher und weiß ja nicht, wer tatsächlic­h anschließe­n wird“, so der Bürgermeis­ter, „– was ja für die Pacht, die wir erzielen werden, ganz entscheide­nd ist. Wir gehen daher für diesen zweiten Bauabschni­tt derzeit von Beihilfen in Höhe von 281 000 Euro aus. Das heißt, die Gemeinde müsste selbst zirka 220 000 Euro aufbringen. Wenn wir ein paar Gebäude mehr anschließe­n, wird sich der Aufwand etwas erhöhen.“

Nun hat die Gemeinde ein Jahr Zeit, um zu entscheide­n, ob sie einen Antrag auf Bundesförd­erung (50 Prozent) und Landesförd­erung (40 Prozent) stellen will. „Es ist davon auszugehen, dass wir dies tun werden“, so Häse, „– trotz der bürokratis­chen Hinderniss­e. Die Entscheidu­ng wird der Gemeindera­t treffen.“

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FOTO: FRANK CZILWA In der Hindenburg­straße in Dürbheim verlegen Bauarbeite­r die Glasfaserk­abel für schnelles Internet.
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