Forum stellt ländliche Mobilität in Fokus
Elektrifizierung der Bahnstrecke Tuttlingen-Immendingen „einfach und billig machbar“
– Das am häufigsten genutzte Verkehrsmittel im Landkreis Tuttlingen ist das Auto – das jedenfalls behauptete Martin Schiefelbusch vom Kompetenzzentrum neuer ÖPNV der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg beim Forum „Mobilität der Zukunft“am Mittwoch in der Tuttlinger Stadthalle. Klaus Storz, der über 20 Jahre das Nahverkehrsamt des Landratsamtes geleitet hatte, zeigte sich optimistisch, was die Elektrifizierung der Bahnstrecke Tuttlingen-Immendingen angeht.
Storz blickte vor rund 20 Interessierten im Tagungsraum der Stadthalle zunächst auf das Heubergkonzept und weitere Entwicklungen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im Landkreis Tuttlingen und in der Region zurück. Für die künftigen Entwicklungen hatte er für die Zuhörer eine erfreuliche Aussage parat: „Der Lückenschluss auf der Strecke zwischen Tuttlingen und Immendingen mit Strom ist ein wichtiges Thema.“Dieses sei „ganz leicht und billig machbar, weil es auf dieser Strecke keine Hindernisse gibt“, sagte der ehemalige Leiter des Nahverkehrsamtes und ergänzte: „Das wird relativ früh kommen und soll auch bis Fridingen gehen“.
Von Seiten des Landes sei dies bereits zugesagt. Zudem gehöre laut Storz der Ringzug weiter ausgebaut. Auch bei diesem Vorhaben sei er zuversichtlich, dass dies in die Realität umgesetzt werde. Dabei habe er die Strecke vom Donautal bis nach Geisingen im Blick.
Weniger Zuversicht zeigte er in Bezug zu einer Anbindung Tuttlingens an den Seehas, ein S-Bahn ähnliches Nahverkehrsangebots im
Landkreis Konstanz. „Den Seehas einfach nach Tuttlingen zu verlängern geht nicht, weil dieser im Landkreis Konstanz im dortigen System eingebunden und verplant ist. Das lässt sich nicht einfach verlängern. Hier würden zusätzlich hohe Kosten entstehen und ein weiteres Fahrzeug wäre notwendig“.
Ein Zuhörer merkte an, dass der Ausbau des ÖPNV im Gewerbepark Take Off in Neuhausen wichtig sei. Da das Areal so groß ist, sei es notwendig, dass Busse in den Gewerbepark reinfahren und mehrmals vor den Betrieben halten. Storz merkte dazu an, dass es vor solch einer Umsetzung
eine Abfrage bei den Mitarbeitern der im Gewerbepark ansässigen Betriebe bedarf, um beispielsweise herauszufinden, welche Arbeitszeiten es gibt und wer bereit ist, mit dem Bus zu fahren.
Die Herausforderungen im ländlichen Raum stellte zuvor Martin Schiefelbusch in seinem Vortrag in den Mittelpunkt, nachdem er die Arbeit der Nahverkehrsgesellschaft vorstellte. Auf dem Lande habe der ÖPNV nicht ganz einfache Voraussetzungen, was nicht nur am Nahverkehrsangebot liegen würde, sondern auch an der Raumstruktur. Gerade in der ländlichen Gegend sei das Auto „sehr dominant“, findet er und erinnerte daran, dass in den Koalitionsvereinbarungen des Landes aus dem Jahr 2016 eine ÖPNV-Offensive in der Fläche angestrebt sei.
Genauso zeigte er den Interessierten die Varianten vom Gemeinschaftsverkehr auf, wie Bürgerbusse, Bürgerrufautos und andere Bürgerfahrdienste, die als „ergänzend organisierte Lokalangebote“zum ÖPNV die Lücken auf Lokalebene schließen sollen und manchmal den Charakter einer Mitfahrgelegenheit hätten. „Wir merken, dass sowas zu entwickeln im Land gewollt ist, da es auf Interesse stößt, ergänzt er.
In Bezug auf den öffentlichen Individualverkehr betonte er die Mitfahrbänke, die technisch nicht kompliziert umzusetzen seien. „Schwieriger ist es, diese am Leben zu halten, weil bei so einer Initiative viele Leute mitmachen müssen. Je mehr das sind, desto einfacher ist das Konzept“, sagte Schiefelbusch. Das Konzept der Mitfahrbänke funktioniere unterschiedlich gut.
Zum Forum „Mobilität der Zukunft“hatte der CDU-Kreisverband eingeladen.