VfB-Profis besuchen kranke Kinder
In der Nachsorgeklinik in Tannheim wird für Zweitliga-Kicker Fußball zur Nebensache
- Nach nur einem Liga-Sieg aus den vergangenen fünf Meisterschaftsspielen ist der VfB Stuttgart sportlich gesehen ein Notfall. Der Besuch in der Nachsorgeklinik in Tannheim hatte mit den jüngsten Misserfolgen aber nichts zu tun. Die Profi-Fußballer besuchten wieder einmal die Einrichtung und sorgten nicht nur für strahlende Kinderaugen.
Die Fußballer wurden von den kleinen Patienten ungeduldig erwartet und mit einer „La-Ola-Welle“begrüßt. Seit 1993 unterstützen die Roten aus Stuttgart bereits die Einrichtung in Tannheim, die Krebs-, Herzund Mukoviszidose kranke Kinder und Jugendliche und ihre Eltern beherbergt. „Ohne die vielen Spenden könnte unser Haus nicht existieren. Wir danken besonders dem VfB, der uns seit so vielen Jahren glänzend unterstützt“, sagte NachsorgeklinikGeschäftsführer Roland Wehrle.
Nicht nur die Kinder und Jugendlichen, auch die Mitarbeiter würden dem Tag, an dem die VfB-Stars nach Tannheim kommen, entgegenfiebern. „Seien sie versichert, das ist ein wunderbarer Tag für uns“, sagte Wehrle zu den VfB-Spielern, Trainern und Betreuern. Die Stuttgarter hatten T-Shirts und Fahnen mitgebracht und signierten diese auch sogleich. So manches Foto konnte mit den Stars wie Mario Gomez, Holger Badstuber oder Gonzalo Castro gemacht werden. Anschließend wurde ein neuer Parcours-Turm, der auch durch die Spenden des VfB Stuttgart errichtet werden konnte und an dem eine 170 Meter lange Seilbahn befestigt ist, eingeweiht.
Dann wurde endlich auf dem Sportplatz gekickt. Im Fußball-Tennis traten die Kids gegen die Profis in gemischten Mannschaften an. Der Spaß war auf allen Seiten sehr groß. „Diese Kinder strahlen zu sehen, da geht einem das Herz auf“, sagte ExNationalstürmer Gomez. „Super Mario“
übte sich anschließend als Torwart. „Ich bin eigentlich gar nicht gern im Tor. Ich bin als Torhüter auch ganz schlecht“, wollte Gomez zunächst den Job als Keeper lachend ablehnen, gab dann aber doch dem Drängen der Kinder, die gegen ihn schießen wollten, nach und stellte sich zwischen die Pfosten.
Mit Maskottchen Fritzle hatte er nach einiger Zeit doch jemanden gefunden, der ihn im Tor ablöste. Nun konnte Gomez seine Spezialdisziplin ausüben: Das Toreschießen. Und er gab auch den kleinen Kickern jede Menge Tipps, wie sie das Krokodil im Tor würden überwinden können.
„Hau ihn rein“, feuerte der Vollblutstürmer einen zögerlichen Jungen an.
Dem bunten Treiben auf dem Sportplatz schaute Tim Walter mit großer Freude und Aufmerksamkeit zu. „Das ist unfassbar“, sagte der VfB-Cheftrainer, der selbst zum ersten Mal in der Nachsorgeklinik in Tannheim zu Gast war. „Die leuchtenden Kinderaugen zu sehen, ist einfach toll. Da tritt Fußball in den Hintergrund. Ich denke, den Spielern geht es wie mir. Wir erkennen, dass es Wichtigeres als Fußball gibt“, sagte der 44-Jährige gegenüber unserer Zeitung.
Beim anschließenden gemeinsamen Mittagessen ergaben sich noch schöne Gespräche zwischen den Patienten und Profis. Dann galt es Abschied zu nehmen. Für den späten Nachmittag hatte Walter ein Training auf dem Vereinsgelände in Stuttgart angesetzt. Schließlich will der VfB den Wunsch von Wehrle: „dass ihr bald wieder als Erstligist zu uns kommt“in die Tat umsetzen. Ein Meilenstein wäre dabei sicherlich ein Heimsieg in der ausverkauften Mercedes-Benz-Arena am übernächsten Sonntag im prestigeträchtigen Derby gegen den Karlsruher SC.