Heuberger Bote

Kimmich fordert sexy Spielweise

Der deutschen Nationalel­f fehlt noch der letzte Schritt zur EM – Dennoch gibt es Verwirrung im Löw-Lager

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(dpa) - An der EMTeilnahm­e 2020 zweifelt im Lager von Joachim Löw niemand mehr. Wie und wann das Ticket für das paneuropäi­sche Turnier perfekt gemacht werden kann, darüber gab es kurz vor der Qualifikat­ionspartie gegen Weißrussla­nd aber unter den deutschen Nationalsp­ielern noch reichlich Verwirrung. „Nach meiner Informatio­n sind wir durch, wenn wir gewinnen? Nicht ganz? Dann müssen wir noch einmal rechnen“, sagte Stürmer Timo Werner im Vorbereitu­ngsort Düsseldorf. Eins aber ist klar: Die Spieler wollen auch die zweifelnde­n Fans zurückgewi­nnen. „In erster Linie sind wir verantwort­lich dafür, ob die Zuschauer kommen, ob wir sexy spielen oder nicht sexy“, betonte Joshua Kimmich.

Auch der Bayern-Antreiber auf dem DFB-Podium kommt bei der lockeren Fragerunde über die Gruppen-Konstellat­ion ins Grübeln. „Vorgenomme­n haben wir uns natürlich zwei Siege“, erklärte der 24-jährige Kimmich zum Quali-Abschluss am Samstag (20:45 Uhr/RTL) gegen Weißrussla­nd und drei Tage später gegen Nordirland. Um dann verunsiche­rt anzuschlie­ßen: „Mit dem ersten Sieg sind wir schon qualifizie­rt? Ich weiß gar nicht so ganz genau.“

In der Tat gibt es in der Ausscheidu­ngsgruppe C vor den letzten beiden Runden im Dreier-Duell zwischen den Niederland­en (15 Punkte), Deutschlan­d (15) und Nordirland (12) noch die verschiede­nsten Möglichkei­ten. Mathematis­ch könnte sogar der derzeitige Spitzenrei­ter aus dem Nachbarlan­d als Gruppen-Dritter noch in die Nervenschl­acht der Relegation im März geraten.

Hintendran mit der Idee

Die Rechnung, schon am Samstag eines der beiden Direkt-Tickets für die 13. EM-Teilnahme nacheinand­er – das schaffte noch keine andere Nation – in den Händen zu halten, ist für Bundestrai­ner Löw und Co. dabei einfach. Es reicht bei einem eigenen Sieg gegen Weißrussla­nd, wenn die Holländer zur gleichen Zeit in Nordirland nicht verlieren. Ein Remis genügt, sollte Oranje in Belfast gewinnen. Bei allen anderen Varianten fällt die Entscheidu­ng erst am Dienstag.

„Wichtig ist, dass wir jetzt wissen, dass wir auf jeden Fall drei Punkte holen müssen“, bemerkte der Dortmunder Nico Schulz, der nach Verletzung­spause wieder die linke Verteidige­rposition besetzen dürfte. Auf ein Alles-oder-nichts-Spiel gegen die bissigen Nordiren will es eigentlich niemand im DFB-Tross ankommen lassen. Weißrussla­nd und Estland sind längst raus aus dem Qualifikat­ions-Rennen.

Welches gesunde Personal der Bundestrai­ner für die Partie im Stadion von Bundesliga-Spitzenrei­ter Borussia Mönchengla­dbach aufbieten kann, ist einmal mehr unklar. Ohnehin

fehlten im aktuellen Kader wieder neun Spieler von Marco Reus bis Niklas Süle, die Löw eigentlich für sein EM-Aufgebot 2020 vorgesehen hat. „Gefühlt hat immer jemand anders gespielt in der Innenverte­idigung“, bemerkte Kimmich. Der Münchner ist als Abfangjäge­r im Mittelfeld auch auf eine gute Harmonie mit den zentralen Abwehrspie­lern angewiesen. „Jetzt ist Emre (Can) auch noch gesperrt. Trotzdem werden wir zum nächsten Spiel auf der Position wieder zwei fitte Spieler haben.“Allerdings stehen dafür derzeit in dem Gladbacher Matthias Ginter und dem erst vor einem Monat aus der Not heraus berufenen Freiburger Robin Koch derzeit nur zwei hundert Prozent gesunde Akteure bereit. Kimmich wird sich überrasche­n lassen: „Mal sehen, wer fit ist?“

Dass im jungen Team bis auf den Real-Madrid-Profi Toni Kroos Stars von Weltformat fehlen und die Mannschaft sieben Monate vor EMStart von Titelreife ein Stück entfernt ist, sehen die Chefs als Herausford­erung. „Wir wissen, dass noch ein Weg zu gehen ist“, sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff. „Wir haben gute, starke, talentiert­e Spieler. Ich bin überzeugt, dass wir eine tolle Zukunft haben. Aber wir sind erst am Startpunkt.“Löw räumte ein: „Wir sind ein bisschen hintendran mit der ganzen Idee und Marschrout­e.“

Und auch mit der Sexyness – aber das kann sich ja nun ändern.

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FOTO: DPA Ein ansprechen­der Start: Joshua Kimmich (li.) und Toni Kroos.

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