Leichtmatrose Silbereisen
Weihnachten ist natürlich ein Fest – aber heuer könnte es noch ein bisschen festlicher werden. Denn zum ersten Mal wird das ZDF das legendäre „Traumschiff“mit dem neuen Kapitän Florian Silbereisen vom Stapel lassen. Er löst damit Sascha Hehn am Ruder des Luxusdampfers ab. Dieser hatte sich nach seinem Abgang kritisch zur Serie geäußert: Fließbandarbeit beim Drehen, als Kapitän auf dem „Traumschiff“sei man ein „Spielball der Mächte“, und zwar nicht nur der meteorologischen. So ist das eben – jede Arbeit hat ihre Schattenseiten.
Das deutsche Feuilleton grämt sich indes vor allem wegen der Tatsache, dass Florian Silbereisen alles andere als ein Schauspieler ist. Und wenn man ihn elektrisiert von volkstümlichen Klängen über eine Bühne hüpfen sieht, fällt es darüber hinaus schwer, sich den 37-Jährigen allen Ernstes als Kapitän vorzustellen. Unser Bild von Bootsführern ist eher von Typen wie Kapitän Ahab in Moby Dick geprägt oder dem knüppelharten William Bligh von der Bounty, der nicht etwa den gleichnamigen Schokoriegel erfand, sondern eine gleichlautende Meuterei mit der neunschwänzigen Katze niederzuschlagen versuchte.
Den leichtmatrosigen Florian Silbereisen fehlt eindeutig die nötige Raubeinigkeit. Während Käpt’n Iglu noch einigermaßen glaubwürdig für Fischstäbchen wirbt, könnte Käpt’n Silbereisen allerhöchstens laktosefreie Milchschnitten bewerben. Einen Vorteil jedoch hat die Verpflichtung von Silbereisen: Während er als Traumschiffkapitän über die sieben Weltmeere gondelt, kann er schon nicht als Sänger auftreten. (nyf)