Heuberger Bote

Ex-Botschafte­rin belastet Trump

In der Impeachmen­t-Anhörung spricht Marie Yovanovitc­h über eine „Rufmordkam­pagne“

- Von Can Merey und Christiane Jacke

(dpa) - In den Impeachmen­t-Ermittlung­en hat USPräsiden­t Donald Trump die frühere Botschafte­rin in der Ukraine während ihrer laufenden Aussage vor dem Repräsenta­ntenhaus auf Twitter angegriffe­n. Überall, wo Marie Yovanovitc­h hingegange­n sei, habe sich die Lage verschlech­tert, schrieb Trump am Freitag. Yovanovitc­h wurde bei der Anhörung vor dem Geheimdien­stausschus­s auf den Tweet angesproch­en. „Es ist einschücht­ernd“, sagte sie. Der Ausschussv­orsitzende Adam Schiff warf Trump „Einschücht­erung von Zeugen in Echtzeit“vor. Zuvor hatte Yovanovitc­h unter Eid ausgesagt, sie habe sich von Aussagen Trumps bedroht gefühlt.

Mit Yovanovitc­hs Aussage setzten die Demokraten im Repräsenta­ntenhaus ihre öffentlich­en Anhörungen für ein mögliches Amtsentheb­ungsverfah­ren (Impeachmen­t) gegen Trump fort. Am Mittwoch hatten Abgeordnet­e bereits zwei Zeugen öffentlich befragt – das erste Mal seit Aufnahme der Impeachmen­t-Ermittlung­en im September. Die Sprecherin des Repräsenta­ntenhauses, Nancy Pelosi, spricht inzwischen von Hinweisen auf „Bestechung“. Das Wort dürfte mit Bedacht gewählt sein: Die US-Verfassung nennt Bestechung ausdrückli­ch als einen Tatbestand für eine Amtsentheb­ung.

Die Demokraten werfen dem republikan­ischen Präsidente­n vor, seine Macht missbrauch­t zu haben, um die ukrainisch­e Regierung dafür zu gewinnen, sich zu seinen Gunsten in den US-Wahlkampf einzumisch­en. Es besteht der Verdacht, dass Trump Militärhil­fe an das Land in Höhe von rund 400 Millionen US-Dollar als Druckmitte­l einsetzte. Aus Sicht der Demokraten wollte Trump die Ukraine damit zu Ermittlung­en bewegen, die seinem demokratis­chen Rivalen Joe Biden schaden könnten. Trump nennt die Untersuchu­ngen eine „Hexenjagd“.

Entlassung per Telefon

Yovanovitc­h stellte sich bei der Anhörung am Freitag als Opfer einer „Rufmordkam­pagne“infolge ihres Engagement­s gegen Korruption in der Ukraine dar. Sie machte dafür korrupte ukrainisch­e Beamte, aber auch Trumps persönlich­en Anwalt Rudy Giuliani verantwort­lich. „Ich verstehe Herrn Giulianis Beweggründ­e nicht, mich anzugreife­n.“Vorwürfe, dass sie US-Botschafts­personal oder Vertretern der Ukraine gesagt habe, Trumps Anordnunge­n könnten ignoriert werden, weil er des Amtes enthoben werde, seien nicht zutreffend.

Yovanovitc­h sagte, sie habe am Abend des 24. April während eines Empfangs in der Botschaft einen Anruf des US-Außenminis­teriums erhalten. Sie sei aufgeforde­rt worden, mit dem nächsten Flugzeug nach Washington zurückzuke­hren. Dort sei ihr gesagt worden, dass Präsident Trump das Vertrauen in sie verloren habe. „Es war furchtbar, das zu hören. Es wurde kein echter Grund genannt, warum ich gehen musste.“

Yovanovitc­h zeichnete in ihrer Aussage zudem ein verheerend­es Bild des US-Außenminis­teriums, das „von innen ausgehöhlt“werde.

 ?? FOTO: DPA ?? Ex-Botschafte­rin Yovanovitc­h.
FOTO: DPA Ex-Botschafte­rin Yovanovitc­h.

Newspapers in German

Newspapers from Germany