Prognose: Nebenstraßen würden profitieren
Viele Fakten zur Planung der Umgehung Spaichingen-Balgheim – Ost- und Westtrasse gleichwertig
- Einige Neuigkeiten haben die rund 220 Zuhörer am Donnerstag in der Stadthalle zum Thema Umgehungsstraße gehört. Vier Vertreter des Regierungspräsidiums informierte über die Grundlagenuntersuchungen, den Planungsstand und das weitere Vorgehen. Die wichtigsten Erkenntnisse:
Beide Trassen – also die auf der Zundelberg- und der Dreifaltigkeitsbergseite werden gleichwertig untersucht, es gibt aus Naturschutzgründen keinen Anlass, eine zu bevorzugen. Weiter: Die Hauptstraße würde durch eine Umgehungsstraße nur um zehn bis 20 Prozent entlastet. Denn der Verkehr könnte dann wieder zurück auf die Verkehrsachse fließen. Bedeutet: Die Seitenstraßen, die als Ausweich- und Schleichwege genutzt werden, würden wieder sehr viel ruhiger, nicht aber die Hauptstraße selbst. Und: Die Planungen könnten bis 2023 frühestens gehen, der Bau selbst würde je nach Variante zwischen vier und sieben Jahre dauern.
Bürgermeister Hans Georg Schuhmacher hatte zu Beginn der Veranstaltung moniert, dass es derzeit eine „Überbedeutung“der Kritiker wahrzunehmen sei. Es sei für das Verfahren nicht sinnvoll, wenn man Trassenvorschläge einbringe, „die nicht realisierbar“seien. Er begrüßte im Übrigen den neu gewählten Bürgermeister Balgheims. In der Sache Ortsumgehung SpaichingenBalgheim seien die Gemeinden Partner.
Der Referatsleiter für Straßenplanung im Regierungspräsidium, Jürgen Kaiser, sagte, die Alternativvorschläge
seien in der Frist des Scopingverfahrens eingebracht worden, die vierte werde noch geprüft. Kaiser sagte, die Ortsumfahrung sei bei der Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplans als eines der wichtigsten Projekte befunden worden. Nur die Ortsumfahrung Lahr sei gleich priorisiert.. Ziel der Planung sei es: „Die für Mensch und Umwelt beste Variante zu bestimmen“. Kaiser und seine Kollegen Dennis Müller als Projektleiter, Benedict Buchberger als Landschaftsplaner und Dominic Esche als Referent für Bürgerbeteiligung wechselten sich in den Vorträgen ab.
Zum Thema Querspange Balgheim – immer ein Streitpunkt der beiden Gemeinden wegen der Finanzierung – sagte Kaiser, würden derzeit andere Finanzierungsmöglichkeiten statt der kommunalen geprüft.
Interessant die Zahlen der Verkehrszählung von 2019: Insgesamt wurden in Aldingen 21 300 Fahrzeuge in 24 Stunden gemessen und an der Ortsausfahrt nach Balgheim 19 600. Diese Zahlen unterscheiden sich in der Summe von den folgenden, da manche Fahrzeuge mehrfach und auch der in Spaichingen selbst fließende Verkehr gemessen wurden. Insgesamt ergaben sich 7800 Fahrzeuge im Durchgangsverkehr, 24 000 im Binnenverkehr und 40 400 Fahrzeuge im Ziel-und Quellverkehr für Spaichingen.
Vier bis fünf Studien wurden dann, so die Erläuterung, für die Prognose der Verkehrsentwicklung herangezogen (Shell, Exxon, Adac, Mobiles Baden-Württemberg etc.). Diese ergäben eine Zunahme des Leichtverkehrs um sechs, des Schwerverkehrs um 18 Prozent bis 2035. Umgerechnet auf die möglichen Umgehungsstraßenvarianten ergab sich für die Hauptstraße durch die Ostumfahrung, also auf der Dreifaltigkeitsbergseite, mehr Entlastung: insgesamt zwischen 2100 und 3300 Fahrzeugen weniger am Marktplatz. Vor allem die Seitenstraßen würden, so die Prognose, von einer Umgehungsstraße sehr profitieren, die Bismarckstraße zum Beispiel mit zwischen 2100 und 2300 Fahrzeugen weniger.
Zahlreiche Fragen kamen aus dem Publikum. Ob für die Landwirtschaft eine Flurbereinigung vorgesehen sei? Die Antwort: Ja. Wird die Umgehungsstraße den Schwerlastverkehr von der Hauptstraße drosseln? Ja, auf 300 Lkw bei prognostizierten 1000 bis 1100 in 2035 insgesamt (aktuell 800). Wo der Bund mit Prüfungen und Entscheidungen einbezogen sei? Wenn die Vorzugsvariante festgestellt werde, und wenn die Entwurfsplanung fertig sei.