„Krippenfieber“macht kreativ
Spaichinger Heimatverein organisiert zum neunten Mal ein Krippenbauseminar
- In der Werkstatt der Rupert-Mayer-Schule hat den Betrachter die geschäftige Atmosphäre sofort eingenommen. Ein warmer Duft nach Farbe und Klebstoff hing in der Luft, dazu ruhige, aber gleichzeitig fröhliche Betriebsamkeit rund um die Werkbänke. Und dann erfasste es einen sofort – das „Krippenfieber“. Heuer zum neunten Mal hat der Spaichinger Heimatverein ein zweitägiges Krippenbauseminar ausgerichtet.
Das erste Mal fand es 2009 statt. Hochkonzentriert und bei der Sache waren alle Teilnehmer und tüftelten und bauten und feilten und malten – die Ergebnisse konnten sich sehen lassen. Fast war man versucht, sich in einer Weihnachtswerkstatt wiederzufinden. Thomas Steidle, Vorsitzender des Spaichinger Heimatvereins, hatte sich unter die Teilnehmer gemischt und baute bereits zum zweiten Mal selbst mit. „Ich bin froh, dass Peter Schuhmacher und sein Team dies wieder so optimal organisiert haben. Es ist einfach ganz klasse, was unser „Seniorenteam“auf die Beine stellt.“
Jeder Teilnehmer nahm seine fertige Krippe mit nach Hause. Aus den zwei Krippengrundtypen entstanden 22 wunderschöne Unikate, 15 im alpenländischen Stil und sieben orientalische Krippen. „Dieses Jahr sind wir an der Kapazitätsgrenze mit 22 Teilnehmern. Der Platz reicht fast nicht aus, das motiviert uns zusätzlich. Unser Schreinermeister Walter Merkt fertigt im Vorfeld die Bausätze an. Jeder hat rund 15 Hauptbestandteile. Je nach Geschmack kann man eine heimatliche oder eine orientalische Krippe bauen,“erläutert Peter Schuhmacher. „Inzwischen sind wir ein eingespieltes Team. Franz Georg Baier aus Göllsdorf hat die Krippen entworfen und wir, das sind Walter und Erika Merkt, Karl Merkt und ich, suchen im Frühsommer, sobald feststeht, dass wir das Seminar wieder anbieten wollen, die Krippentypen aus. Und dann kann es eigentlich losgehen.“
In den ersten Jahren fand das kreative Tun im Werkstattgebäude von Walter Merkt statt. Glücklicherweise fand das Krippenbauen nun zum dritten Mal ein neues Zuhause in der Werkstatt der Rupert-MayerSchule, sonst hätte es nicht mehr angeboten werden können.
Nicht nur Spaichinger werkeln an ihren Krippen. Auch ein paar „alte Hasen“finden sich darunter, denn die eine oder der andere hat bereits in den vergangenen Jahren teilgenommen. Der Kassierer des Heimatvereins, Jan Hauser, baut dieses Jahr seine vierte Krippe. „Ich glaube, jeder Mensch braucht ein Dach über dem Kopf, und für mich ist das Jesuskind nur gut behütet in einer wunderschönen Krippe.“Vorstand Thomas Steidle ergänzt: „Mit einer Krippe hält man unsere Tradition in vielen Variationen aufrecht, und gleichzeitig läutet man die Weihnachtszeit ein. Das Aufstellen der Krippe hat viel mit Familie und dem Gefühl der Vorweihnachtszeit zu tun.“
Angela Kreutter baut an ihrer orientalischen Krippe und erzählt, dass das Aufstellen der Krippe warme Weihnachtsgefühle heraufbeschwört. Weihnachten ist das Fest der ganzen Familie und eine wunderbare Tradition. Ihr macht es richtig Spaß und sie findet die Organisation „klasse“. „Wahrscheinlich wird das nicht meine letzte Krippe bleiben,“sagt sie lachend.
Peter Schumacher erinnert sich selbst gerne an die Krippe, welche sie in seiner Kindheit zuhause gehabt haben. „Wir haben immer Krippen gehabt und ich erinnere mich auch gerne, dass wir mit meinem Opa auch aus Haselnusszweigen Krippen zusammenbauten. Als ich noch ein kleiner Bub war, haben wir jedes Jahr vor Weihnachten geschlachtet. Ein älterer Mann, welcher hinter der Krone wohnte, bekam immer eine „Sendete“, welch ich überbrachte.“Bei der Hausschlachtung war es früher üblich, eine Sendete, eine Gabe des frischen Fleisches, an weitere Personen, mit denen man in Beziehung
stand, zu bringen.
Schumacher weiter: „Dieser Mann konnte sehr gut schnitzen, und so schenkte er mir jedes Jahr eine selbstgefertigte Krippenfigur. Eine Maria mit Kind auf dem Arm, im Folgejahr den Josef, einen knienden Arbeiter mit Axt und sogar ein Kamel. Ich habe die Figuren bei meiner Mutter wiedergefunden und in einem Uhrengehäuse als Krippe eingebaut.“
Das leibliche Wohl kam nicht zu kurz: So hatte das Organisationsteam lecker Vesper mit Kaffee und Kuchen vorbereitet.
Wenn einen das „Krippenfieber“einmal gepackt hat, dann lässt es einen nicht so schnell wieder los. Dies sieht man auch daran, dass mehrere Teilnehmer des Seminars bereits zum dritten, vierten und gar fünften Mal dabei waren.