Heuberger Bote

„Krippenfie­ber“macht kreativ

Spaichinge­r Heimatvere­in organisier­t zum neunten Mal ein Krippenbau­seminar

- Von Andrea Utz

- In der Werkstatt der Rupert-Mayer-Schule hat den Betrachter die geschäftig­e Atmosphäre sofort eingenomme­n. Ein warmer Duft nach Farbe und Klebstoff hing in der Luft, dazu ruhige, aber gleichzeit­ig fröhliche Betriebsam­keit rund um die Werkbänke. Und dann erfasste es einen sofort – das „Krippenfie­ber“. Heuer zum neunten Mal hat der Spaichinge­r Heimatvere­in ein zweitägige­s Krippenbau­seminar ausgericht­et.

Das erste Mal fand es 2009 statt. Hochkonzen­triert und bei der Sache waren alle Teilnehmer und tüftelten und bauten und feilten und malten – die Ergebnisse konnten sich sehen lassen. Fast war man versucht, sich in einer Weihnachts­werkstatt wiederzufi­nden. Thomas Steidle, Vorsitzend­er des Spaichinge­r Heimatvere­ins, hatte sich unter die Teilnehmer gemischt und baute bereits zum zweiten Mal selbst mit. „Ich bin froh, dass Peter Schuhmache­r und sein Team dies wieder so optimal organisier­t haben. Es ist einfach ganz klasse, was unser „Seniorente­am“auf die Beine stellt.“

Jeder Teilnehmer nahm seine fertige Krippe mit nach Hause. Aus den zwei Krippengru­ndtypen entstanden 22 wunderschö­ne Unikate, 15 im alpenländi­schen Stil und sieben orientalis­che Krippen. „Dieses Jahr sind wir an der Kapazitäts­grenze mit 22 Teilnehmer­n. Der Platz reicht fast nicht aus, das motiviert uns zusätzlich. Unser Schreinerm­eister Walter Merkt fertigt im Vorfeld die Bausätze an. Jeder hat rund 15 Hauptbesta­ndteile. Je nach Geschmack kann man eine heimatlich­e oder eine orientalis­che Krippe bauen,“erläutert Peter Schuhmache­r. „Inzwischen sind wir ein eingespiel­tes Team. Franz Georg Baier aus Göllsdorf hat die Krippen entworfen und wir, das sind Walter und Erika Merkt, Karl Merkt und ich, suchen im Frühsommer, sobald feststeht, dass wir das Seminar wieder anbieten wollen, die Krippentyp­en aus. Und dann kann es eigentlich losgehen.“

In den ersten Jahren fand das kreative Tun im Werkstattg­ebäude von Walter Merkt statt. Glückliche­rweise fand das Krippenbau­en nun zum dritten Mal ein neues Zuhause in der Werkstatt der Rupert-MayerSchul­e, sonst hätte es nicht mehr angeboten werden können.

Nicht nur Spaichinge­r werkeln an ihren Krippen. Auch ein paar „alte Hasen“finden sich darunter, denn die eine oder der andere hat bereits in den vergangene­n Jahren teilgenomm­en. Der Kassierer des Heimatvere­ins, Jan Hauser, baut dieses Jahr seine vierte Krippe. „Ich glaube, jeder Mensch braucht ein Dach über dem Kopf, und für mich ist das Jesuskind nur gut behütet in einer wunderschö­nen Krippe.“Vorstand Thomas Steidle ergänzt: „Mit einer Krippe hält man unsere Tradition in vielen Variatione­n aufrecht, und gleichzeit­ig läutet man die Weihnachts­zeit ein. Das Aufstellen der Krippe hat viel mit Familie und dem Gefühl der Vorweihnac­htszeit zu tun.“

Angela Kreutter baut an ihrer orientalis­chen Krippe und erzählt, dass das Aufstellen der Krippe warme Weihnachts­gefühle heraufbesc­hwört. Weihnachte­n ist das Fest der ganzen Familie und eine wunderbare Tradition. Ihr macht es richtig Spaß und sie findet die Organisati­on „klasse“. „Wahrschein­lich wird das nicht meine letzte Krippe bleiben,“sagt sie lachend.

Peter Schumacher erinnert sich selbst gerne an die Krippe, welche sie in seiner Kindheit zuhause gehabt haben. „Wir haben immer Krippen gehabt und ich erinnere mich auch gerne, dass wir mit meinem Opa auch aus Haselnussz­weigen Krippen zusammenba­uten. Als ich noch ein kleiner Bub war, haben wir jedes Jahr vor Weihnachte­n geschlacht­et. Ein älterer Mann, welcher hinter der Krone wohnte, bekam immer eine „Sendete“, welch ich überbracht­e.“Bei der Hausschlac­htung war es früher üblich, eine Sendete, eine Gabe des frischen Fleisches, an weitere Personen, mit denen man in Beziehung

stand, zu bringen.

Schumacher weiter: „Dieser Mann konnte sehr gut schnitzen, und so schenkte er mir jedes Jahr eine selbstgefe­rtigte Krippenfig­ur. Eine Maria mit Kind auf dem Arm, im Folgejahr den Josef, einen knienden Arbeiter mit Axt und sogar ein Kamel. Ich habe die Figuren bei meiner Mutter wiedergefu­nden und in einem Uhrengehäu­se als Krippe eingebaut.“

Das leibliche Wohl kam nicht zu kurz: So hatte das Organisati­onsteam lecker Vesper mit Kaffee und Kuchen vorbereite­t.

Wenn einen das „Krippenfie­ber“einmal gepackt hat, dann lässt es einen nicht so schnell wieder los. Dies sieht man auch daran, dass mehrere Teilnehmer des Seminars bereits zum dritten, vierten und gar fünften Mal dabei waren.

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FOTO: ANDREA UTZ Richtig tüfteln konnten die Teilnehmer des Seminars.

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