Heuberger Bote

Beruhigung­spillen gegen den Klimawande­l

Gerd Ganteför hält in Gosheim Vortrag zum Istzustand der Energiewen­de

- Von Franz Dreher

- Auf starkes Interesse ist der Vortrag von Professor Gerd Ganteför in den Werkstattr­äumen der Gebrüder Rückert gestoßen. Der promoviert­e Physiker von der Universitä­t Konstanz stellte den Istzustand der Energiewen­de und den offensicht­lichen Klimawande­l mit seinen Folgen dar – sparte dabei jedoch nicht mit Kritik an der verbreitet­en Angstpsych­ose vor dem Weltunterg­ang.

Eingangs brachte Dr. Martin Leonhard als Sprecher der Sektion Rottweil/Tuttlingen des „Wirtschaft­srat

Deutschlan­d“seine Freude darüber zum Ausdruck, dass sich so viele Mitglieder und Freunde der Vereinigun­g in „diesen Zeiten der Orientieru­ngslosigke­it“für die Gegenwarts­und Zukunftspr­obleme interessie­rten. Leonhard ist selbst als Bereichsle­iter für die globale Forschung und Technologi­e bei Karl Storz-Endoskope in Tuttlingen mit den Themen tagtäglich konfrontie­rt. Tobias Rückert stellte als Sprecher der gastgebend­en Firma die Arbeitsfel­der seiner rund 100 Mitarbeite­r vor. Er betonte, dass sich sein Familienun­ternehmen bei den Gebäudebed­achungen

zunehmend mit nachhaltig­en Dachbegrün­ungen befasse.

Ganteför, der sich in der Schweiz bei den Liberalen engagiert, versucht einen Mittelweg zu gehen, hält jedoch mit seiner Kritik an der CDU nicht hinter dem Berg – denn diese Partei unterschei­de sich nicht mehr von den Grünen. Der Experiment­alphysiker beobachtet die Merkmale der globalen Massenbewe­gung bei der Klimakrise mit der immer wieder geschürten „Angst als Werkzeug“und erinnert an die geschichtl­ichen Parallelen mit der von Religionen gern benützten Furcht vor einem strafenden Gott. So sei es zwar mathematis­ch richtig, dass der Meeresspie­gel rund 80 Meter ansteigen würde, wenn sämtliche Eismassen der Erde abtauen würden. Bei einem zurzeit nachgewies­enen Anstieg von drei Millimeter­n jährlich, würde dieser Prozess jedoch in hundert Jahren gerade einmal 30 Zentimeter betragen.

Der Klimaerwär­mung kann Ganteför trotzdem auch noch Positives ab gewinnen: „Durch den erhöhten Kohlendiox­ideintrag verlängern sich auch die Wachstumsp­hase und das Chlorophyl­l deutlich, außerdem erhöhen sich die Niederschl­äge und der Kaltzeittr­end ist unterbroch­en worden.“Und dass die radikalen Klimaschüt­zer eine „Null-Kohlendiox­id-Emmission“propagiert­en, ist nach seiner Ansicht der falsche Weg

– denn die Ozeane und die Pflanzen verschluck­ten die Hälfte der Gase. Folglich soll es richtig heißen „Netto-Null“und nicht „Brutto-Null“bei den klimabelas­tenden Emissionen.

Trotz dieser Beruhigung­spillen verschließ­t sich Ganteför dem Kampf gegen den Klimawande­l nicht. Als größtes Problem sieht er den Bevölkerun­gsanstieg, denn das Wachstum von einer Milliarde Menschen in nur zwölf Jahren sei das Kernproble­m. Dieser bedrohlich­en Zunahme in den armen Ländern müsse man unbedingt entgegentr­eten. Den bekannten Maßnahmen wie Verbesseru­ng von Bildung und Anhebung des Lebensstan­dards konnte aber auch er kein neues Patentreze­pt hinzufügen.

„Persilsche­in“für Fernflüge

Zum Thema der sauberen Energie bemängelte der Experte, dass die schmutzige­n Kohlekraft­werke leider auch künftig in großer Zahl in Asien und Afrika gebaut würden. Das sogenannte Abfackeln auf den Ölfeldern sollte weltweit dringend in das Verflüssig­en des Gases geändert werden. Einen kleinen „Persilsche­in“stellte der Redner für die Fernflüge aus: Die Flugreisen würden „nur“drei Prozent der Treibhausg­ase erzeugen, dagegen sei der ideelle Wert für die Völkervers­tändigung durch das Reisen weit höher einzuschät­zen.

Den Ausblick in die Zukunft sieht Ganteför mit großem Optimismus. Den Krebs- und Virenkrank­heiten könne man bald Paroli bieten. Der Frage von Dr. Walz nach dem Grund der Kritik an Wind- und Sonnenener­gie wurden die „fehlende Vollzeitäq­uivalenz“und ein „unzureiche­ndes Speicherve­rmögen“entgegen gehalten. Der Einzelne könne jedoch seinen Beitrag leisten, indem er seine Hausisolat­ion verbessere, mit Gas anstatt Öl oder Pellets heize und seinen Lebensstil umweltbewu­sst anpasse.

Nach lebhafter Aussprache dankte Dr. Leonhard dem „Universalg­elehrten“für seine „zukunftswe­isenden Visionen“und dem Gastgeber Rückert für die vorzüglich­e Bewirtung.

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FOTO: FRANZ DREHER Gerd Ganteför bei seinem Vortrag in Gosheim.
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