Auto der Zukunft funktioniert ohne Knöpfe
Mit Fernbedienung und Lichtstrahl: Unternehmen Marquardt arbeitet am Auto von morgen
- Es ist Stau. Aber anstatt sich genervt ans Lenkrad zu klammern und mit dem Fuß auf der Kupplung zu verkrampfen, lehnen Sie sich entspannt zurück. „Musik an, und etwas weniger Licht!“Statt mit Armen und Beinen lenken Sie Ihr Auto mit nur wenigen Worten. Mehr braucht es nicht, weil das Auto ganz allein fährt. „Das sind keine träumerischen Zukunftsvisionen“, sagt Ulrich Schumacher, Pressesprecher bei Marquardt in Rietheim-Weilheim. Aktuell präsentiert das Unternehmen seine Lösungen für das Auto von morgen in Hannover. Bis Samstag, 16. November, findet dort die „Agritechnica“statt – eine Messe für Landtechnik.
„Wir sind nicht nur auf eine Branche
beschränkt“, sagt Schumacher. Die Innovationen seien für den Traktor wie für den Privatwagen gedacht. Alles eine Sache der Programmierung. So zum Beispiel stellt Marquardt in Hannover eine Fernbedienung vor, die über Bluetooth mit dem Fahrzeug kommuniziert. Ein Landwirt könne dadurch die Fahrerkabine verlassen und gleichzeitig die Geräte an seinem Fahrzeug steuern und überwachen.
„Aber stellen Sie sich vor, morgens ist es noch dunkel und Sie verlassen das Haus. Dann können Sie über die Fernbedienung die Scheinwerfer aktivieren und finden so den
Weg zum Auto“, erklärt Schumacher. Grundsätzlich seien die Möglichkeiten grenzenlos. „Der Nutzen muss natürlich immer so groß sein, dass man auch tausendfach produzieren kann.“
Generell ist das Unternehmen überzeugt: In gut fünf Jahren werden sich intelligente Lösungen wie die Fernbedienung durchgesetzt haben. Oder auch das Demo-Car. Mit diesem Modell demonstriert Marquardt, wie Fahrerraum und Armaturen zukünftig aussehen und arbeiten könnten. „Das Stichwort lautet: geschlossene Oberflächen. Es wird nicht mehr zig Knöpfe geben. Nur eine ebene Fläche ohne Ritzen.“Die seien bloß Staubfänger und lenkten den Fahrer im Zweifel ab. Das DemoCar soll für Übersichtlichkeit sorgen. Auf dem Display erscheinen immer nur die Funktionen, die der Fahrer gerade benötigt. Abrufbar sind sie mithilfe eines Sprachassistenten.
„Licht spielt auch eine wichtige Rolle. Der Fahrer kann die Lichtfarbe je nach Stimmung verändern und darüber auch verschiedene Einstellungen vornehmen.“Um etwa die Lüftung oder die Lautstärke der Musik zu verstellen, sei bloß ein Fingerstreif über einen Lichtstrahl nötig. Das sei nicht bloß eine Spielerei, erklärt Schumacher. „Ich nenne es Komfort. Autonomes Fahren wird kommen. Und dann hat der Fahrer mehr Zeit, um sich anderweitig zu beschäftigen.“
Den Fokus legt das Unternehmen bisher aber nicht auf Unterhaltung. So gibt es im Demo-Car zum Beispiel keinen Zugriff auf Streamingdienste. Erst einmal kümmere man sich um die Sicherheit, sagt Ulrich Schumacher. Auch die wird über das Lichtsystem hergestellt. So ist die Tür des Demo-Cars mit Stoff überzogen. Darin ist ein Lichtband eingearbeitet. „Wenn sich von hinten ein Fahrradfahrer oder Fußgänger nähert, leuchtet das Lichtband rot. Theoretisch braucht der Fahrer den Rückspiegel dann nicht mehr.“
Bis es soweit ist, brauche es aber einfach noch Zeit. Das sei völlig normal, erklärt Ulrich Schumacher. „Das sind die Zyklen der Automobilindustrie. Das kann man nicht mit einem Föhn oder einer Kaffeemaschine vergleichen.“
Die Autobauer planten immer mit mehreren Jahren Vorlauf. Man sei aber schon in Gesprächen, versichern die Experten.