Heuberger Bote

Psychologi­sche Beratung soll weitere Stelle erhalten

Kreisaussc­huss für Soziales und Gesundheit empfiehlt auch stärkere Unterstütz­ung für Wohnungslo­senhilfe

- Von Matthias Jansen

- Der Kreisaussc­huss für Soziales und Gesundheit hat in seiner Sitzung vom Mittwoch – jahreszeit­gemäß – den Haushalt für das nächste Jahr besprochen. Das Zahlenwerk wurde allerdings noch ergänzt, weil das Gremium beschlosse­n hat, die Wohnungsno­tfallhilfe der AWO und die psychologi­sche Beratungss­telle stärker zu unterstütz­en.

AWO Wohnungsno­tfallhilfe

Mit der Fachberatu­ngsstelle, der Wärmestube, dem Aufnahmeha­us sowie dem ambulant betreuten Wohnen und der Notübernac­htung ist die AWO Wohnungsno­tfallhilfe die zentrale Anlaufstel­le für wohnungslo­se Menschen im Landkreis. Zusätzlich übernimmt die AWO auch die Auszahlung der Tagessätze von 14 Euro an Menschen, die Anspruch auf Hartz IV-Leistungen haben. Damit wird das Kommunale Jobcenter entlastet.

Allerdings hat die Einrichtun­g zunehmend Probleme, ihren Aufgaben gerecht zu werden. Als einzige soziale Einrichtun­g im Landkreis werden die Mitarbeite­r noch unter Tarif bezahlt. Mit einer Erhöhung des Zuschusses von momentan 147 400 Euro auf 160 900 Euro im Jahr 2020 will der Landkreis mithelfen, dass dies geändert werden kann. „Die AWO braucht Fachperson­al. Dabei geht es gar nicht um eine zusätzlich­e Stelle. Die AWO findet keinen, der unter Tarif arbeiten will“, erklärte Landrat Stefan Bär, warum man den Zuschuss erhöhen will. Man sei der AWO sehr dankbar, dass „sie uns die Aufgabe abnimmt und den Tagessatz in der Wärmestube auszahlt.“

Die Erhöhung des Zuschusses wird auch nötig, weil die Anzahl der Menschen ohne Wohnung zunimmt.

„Sorgen macht uns vor allem die Tatsache, dass die Zahl junger Obdachlose­r zunimmt“, meinte Landrat Bär. Mit dem Verlust einer Wohnung würde für die Menschen ein Teufelskre­is beginnen. Ohne Wohnung könne man keine Arbeit annehmen oder ein Konto eröffnen, erklärte der Landrat.

Die AWO Wohnungslo­senhilfe wird laut Sitzungsvo­rlage von dem großen ehrenamtli­chen Engagement von 30 Helfern getragen, die die Wärmestube

öffnen, an Sonn- und Feiertagen kochen sowie Morgen- und Abenddiens­te im Nachtlager von November bis März leisten. Ein „Fördervere­in Wärmestube“finanziert beispielsw­eise das Mittagesse­n.

Mit der Erhöhung des Zuschusses, der eine jährliche Dynamisier­ung beinhaltet, soll die AWO bei der Findung von qualifizie­rtem Personal konkurrenz­fähiger werden. Der Ausschuss hat dem Kreistag dies einstimmig empfohlen. „Die Schere zwischen arm und reich geht weiter auseinande­r. Die Wohlstands­verlierer bleiben auf der Strecke. Deshalb ist es ein gutes Signal, dass bei der AWO nach Tarif bezahlt wird“, meinte Hermann Polzer (OGL).

Psychologi­sche Beratungss­telle

Die Erziehungs­beratung ist eine gesetzlich­e Aufgabe. Im Landkreis Tuttlingen wird diese Aufgabe aber seit mehr als 20 Jahren durch die Psychologi­sche Beratungss­telle (PBS) übernommen. Träger der Einrichtun­g sind die Kirchen. Der Landkreis übernimmt im Gegenzug 80 Prozent der Personalko­sten. Diese können nun wieder steigen. Der Ausschuss hat dem Kreistag einstimmig empfohlen, eine zusätzlich­e Stelle zu schaffen.

Damit soll eine Entscheidu­ng des Kreistages aus dem Jahr 2004 rückgängig gemacht werden. Damals war beschlosse­n worden, anstatt 6,28 Stellen nur noch 5,58 Fachkräfte zu bezuschuss­en. „Die Fallzahlen steigen“, begründete Bernd Mager, Dezernent für Arbeit und Soziales, den Antrag der PBS. Man könne nicht nur leichte Fälle – wie bei Lebenskris­en oder Eheproblem­en – delegieren. Auch in schweren Fällen sei die Psychologi­sche Beratungss­telle eine wertvolle Ergänzung.

Zumal die PBS mittlerwei­le auch „in der Fläche“des Kreisgebie­ts vertreten sei. Neben der Hauptberat­ungsstelle in Tuttlingen gibt es das Angebot auch in Trossingen und Spaichinge­n. „Es ist wichtig, dass wir dezentrale Angebote haben. Das bedeutet kurze Wege und nicht zu lange Wartezeite­n“, meinte Bernhard Schnee (CDU). Hermann Polzer (OGL) ergänzte, dass der Bedarf riesig sei. Eine Aufstockun­g der Stellen sei notwendig. „Sechs bis acht Wochen Wartezeit auf einen Termin sind zu lang“, sagte er. Der OGL-Politiker meinte, dass es den Kirchen „gut zu Gesicht stehen“würden, wenn sie selbst 20 Prozent der Personalko­sten übernehmen würden. „Da ist die Kirchenste­uer gut aufgehoben.“

Ralf Fahrländer (Freie Wähler) fragte, ob die Erhöhung des Zuschusses nicht nur theoretisc­h sei oder ob sich auch Personal finden lasse. „Die Personalge­winnung ist schwierig. Aber wir sind einfach mal zuversicht­lich“, sagte Mager.

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FOTO: I. WAGNER Anlaufstel­le für Hilfebedür­ftige: Die Wärmestube in der Karlstraße.

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