Psychologische Beratung soll weitere Stelle erhalten
Kreisausschuss für Soziales und Gesundheit empfiehlt auch stärkere Unterstützung für Wohnungslosenhilfe
- Der Kreisausschuss für Soziales und Gesundheit hat in seiner Sitzung vom Mittwoch – jahreszeitgemäß – den Haushalt für das nächste Jahr besprochen. Das Zahlenwerk wurde allerdings noch ergänzt, weil das Gremium beschlossen hat, die Wohnungsnotfallhilfe der AWO und die psychologische Beratungsstelle stärker zu unterstützen.
AWO Wohnungsnotfallhilfe
Mit der Fachberatungsstelle, der Wärmestube, dem Aufnahmehaus sowie dem ambulant betreuten Wohnen und der Notübernachtung ist die AWO Wohnungsnotfallhilfe die zentrale Anlaufstelle für wohnungslose Menschen im Landkreis. Zusätzlich übernimmt die AWO auch die Auszahlung der Tagessätze von 14 Euro an Menschen, die Anspruch auf Hartz IV-Leistungen haben. Damit wird das Kommunale Jobcenter entlastet.
Allerdings hat die Einrichtung zunehmend Probleme, ihren Aufgaben gerecht zu werden. Als einzige soziale Einrichtung im Landkreis werden die Mitarbeiter noch unter Tarif bezahlt. Mit einer Erhöhung des Zuschusses von momentan 147 400 Euro auf 160 900 Euro im Jahr 2020 will der Landkreis mithelfen, dass dies geändert werden kann. „Die AWO braucht Fachpersonal. Dabei geht es gar nicht um eine zusätzliche Stelle. Die AWO findet keinen, der unter Tarif arbeiten will“, erklärte Landrat Stefan Bär, warum man den Zuschuss erhöhen will. Man sei der AWO sehr dankbar, dass „sie uns die Aufgabe abnimmt und den Tagessatz in der Wärmestube auszahlt.“
Die Erhöhung des Zuschusses wird auch nötig, weil die Anzahl der Menschen ohne Wohnung zunimmt.
„Sorgen macht uns vor allem die Tatsache, dass die Zahl junger Obdachloser zunimmt“, meinte Landrat Bär. Mit dem Verlust einer Wohnung würde für die Menschen ein Teufelskreis beginnen. Ohne Wohnung könne man keine Arbeit annehmen oder ein Konto eröffnen, erklärte der Landrat.
Die AWO Wohnungslosenhilfe wird laut Sitzungsvorlage von dem großen ehrenamtlichen Engagement von 30 Helfern getragen, die die Wärmestube
öffnen, an Sonn- und Feiertagen kochen sowie Morgen- und Abenddienste im Nachtlager von November bis März leisten. Ein „Förderverein Wärmestube“finanziert beispielsweise das Mittagessen.
Mit der Erhöhung des Zuschusses, der eine jährliche Dynamisierung beinhaltet, soll die AWO bei der Findung von qualifiziertem Personal konkurrenzfähiger werden. Der Ausschuss hat dem Kreistag dies einstimmig empfohlen. „Die Schere zwischen arm und reich geht weiter auseinander. Die Wohlstandsverlierer bleiben auf der Strecke. Deshalb ist es ein gutes Signal, dass bei der AWO nach Tarif bezahlt wird“, meinte Hermann Polzer (OGL).
Psychologische Beratungsstelle
Die Erziehungsberatung ist eine gesetzliche Aufgabe. Im Landkreis Tuttlingen wird diese Aufgabe aber seit mehr als 20 Jahren durch die Psychologische Beratungsstelle (PBS) übernommen. Träger der Einrichtung sind die Kirchen. Der Landkreis übernimmt im Gegenzug 80 Prozent der Personalkosten. Diese können nun wieder steigen. Der Ausschuss hat dem Kreistag einstimmig empfohlen, eine zusätzliche Stelle zu schaffen.
Damit soll eine Entscheidung des Kreistages aus dem Jahr 2004 rückgängig gemacht werden. Damals war beschlossen worden, anstatt 6,28 Stellen nur noch 5,58 Fachkräfte zu bezuschussen. „Die Fallzahlen steigen“, begründete Bernd Mager, Dezernent für Arbeit und Soziales, den Antrag der PBS. Man könne nicht nur leichte Fälle – wie bei Lebenskrisen oder Eheproblemen – delegieren. Auch in schweren Fällen sei die Psychologische Beratungsstelle eine wertvolle Ergänzung.
Zumal die PBS mittlerweile auch „in der Fläche“des Kreisgebiets vertreten sei. Neben der Hauptberatungsstelle in Tuttlingen gibt es das Angebot auch in Trossingen und Spaichingen. „Es ist wichtig, dass wir dezentrale Angebote haben. Das bedeutet kurze Wege und nicht zu lange Wartezeiten“, meinte Bernhard Schnee (CDU). Hermann Polzer (OGL) ergänzte, dass der Bedarf riesig sei. Eine Aufstockung der Stellen sei notwendig. „Sechs bis acht Wochen Wartezeit auf einen Termin sind zu lang“, sagte er. Der OGL-Politiker meinte, dass es den Kirchen „gut zu Gesicht stehen“würden, wenn sie selbst 20 Prozent der Personalkosten übernehmen würden. „Da ist die Kirchensteuer gut aufgehoben.“
Ralf Fahrländer (Freie Wähler) fragte, ob die Erhöhung des Zuschusses nicht nur theoretisch sei oder ob sich auch Personal finden lasse. „Die Personalgewinnung ist schwierig. Aber wir sind einfach mal zuversichtlich“, sagte Mager.