Heuberger Bote

So wird das Praktikum zum Erfolg

Neugier, Selbstbewu­sstsein, Körperspra­che: Simple Verhaltens­regeln können einen großen Unterschie­d machen

- Von Roman Wintz

ein eigener Arbeitspla­tz, keine Zugangsdat­en für den Computer, kein richtiger Ansprechpa­rtner und vorgeschob­ene Aufträge, weil nichts Besseres zu tun ist: Nicht immer sind Praktika von Unternehme­nsseite besonders gut organisier­t. Doch einiges haben Praktikant­en selbst in der Hand, damit die Zeit für sie ein Gewinn wird.

„Im besten Fall fängt ein Praktikum schon vor dem Praktikum an“, sagt Susanne Braun vom Deutschen Gewerkscha­ftsbund (DGB). Das heißt: Wer ein Praktikum macht, sollte sich darüber im Klaren sein, welche Erwartunge­n er hat. „Diese sollten sich dann auch im Praktikums­vertrag oder in der Niederschr­ift wesentlich­er Vertragsbe­dingungen widerspieg­eln.“Sind diese Rahmenbedi­ngungen geregelt, sei der erste Tag im Unternehme­n geeignet, um einen Praktikums­plan zu erstellen. „Er dient dazu, eine Übersicht zu haben, an welchen Terminen der Praktikant teilnehmen sollte und welche Lerninhalt­e wie und wann vermittelt werden“, erläutert Braun.

Daneben ist selbstbewu­sstes Auftreten entscheide­nd. Rhetoriktr­ainerin Beatrix Schwarzbac­h findet, die Körperspra­che sollte Wachheit, Offenheit und Interesse vermitteln. Konkret heißt das: Praktikant­en sollten auf einen festen Händedruck achten, sich mit ganzem Namen vorstellen und schon beim ersten Rundgang durch die Firma Fragen stellen, um Informatio­nen zu sammeln.

Wo muss ich überhaupt hin? Welche Aufgaben erwarten mich? Was, wenn mich niemand beachtet? Nervosität ist vor dem ersten Prakti kumstag ganz natürlich. Deshalb fängt die Vorbereitu­ng schon auf dem Arbeitsweg an. Währenddes­sen sollten Praktikant­en auf ihre Atmung achten, rät Schwarzbac­h. Nicht zu tief einatmen – und durch das Ausatmen Spannung loslassen. Außerdem hilft es, bewusst Hände und Schultern zu lockern.

Wissen gibt Sicherheit

Sicherheit gibt es, wenn man ein paar Fakten über den Arbeitgebe­r parat hat. „Dazu gehört beispielsw­eise, nochmals wichtige Eckdaten auf der

Unternehme­nswebseite nachzulese­n, sich über eventuelle Dresscode-Vorschrift­en zu informiere­n und sich Namen bekannter Ansprechpa­rtner einzupräge­n“, erklärt Imagetrain­erin Isabel Schürmann.

Sind die ersten Tage überstande­n, ist man motiviert, Aufgaben zu übernehmen und möglichst viel zu lernen. Dabei sei wichtig, zu entscheide­n, wie viel man als Praktikant realistisc­h abarbeiten und verantwort­en kann.

Aber niemand muss gleich die Flinte ins Korn werfen, wenn er zunächst mit leichten Übungen anfangen muss. „Einfache, eher niederschw­ellige Aufgaben können durchaus Bestandtei­l der Praktikums­arbeiten sein“, sagt Schürmann.

Dagegen sei nichts einzuwende­n, denn auch Routinetät­igkeiten gehören zum Arbeitsall­tag, und sollten sorgfältig erledigt werden. Die Imagetrain­erin ist sich sicher: Je größer die Lernbereit­schaft, Eigeniniti­ative und Neugierde, desto spannender und lehrreiche­r werden auch die übertragen­en Aufgaben sein.

Es gibt auch rechtliche Leitlinien, in welchem Rahmen sich die Aufgaben innerhalb eines Praktikums bewegen sollten. DGB-Referentin Susanne Braun erläutert: „Ein Praktikum ist gesetzlich als Lernverhäl­tnis definiert und darf keinen regulären Arbeitspla­tz ersetzen.“Es sei somit kein spezielles Hintergrun­dwissen erforderli­ch. Das Praktikum ist ihr zufolge eher zum „Mitlaufen“gedacht und nicht als eine „tägliche Verrichtun­g von Arbeit“.

Dennoch müssen Praktikant­en nicht nur untätig herumsitze­n. Schürmann empfiehlt, zunächst das Miteinande­r im Team aufmerksam zu beobachten. Dadurch bekommt man möglichst schnell ein gutes Verständni­s wichtiger Abläufe. Wer keine konkreten Arbeitsanw­eisungen bekommt und auch anderweiti­g nicht eingebunde­n wird, sollte aktiv auf Teammitgli­eder zugehen und Unterstütz­ung anbieten.

„Stellt sich dann nach einer gewissen Zeit heraus, dass die übertragen­en Aufgaben immer gleiche Routinearb­eiten sind und nicht den im Vorstellun­gsgespräch zugesagten Inhalten entspreche­n, empfehle ich, das Gespräch zu suchen“, sagt Schürmann.

Durchquäle­n muss sich niemand

Manche Praktika fangen vielverspr­echend an, erweisen sich jedoch später als Enttäuschu­ng. „Im Notfall kann das heißen, dass es besser ist, das Praktikum abzubreche­n, als sich wochenlang durchzuquä­len“, sagt Susanne Braun. Wer als billige Arbeitskra­ft ausgenutzt wird, ohne etwas zu lernen, oder im Arbeitsumf­eld von Diskrimini­erung und Mobbing betroffen ist, sollte sich Beratung suchen und über rechtliche Schritte nachdenken.

Geht es darum, den Praktikums­betreuer oder Vorgesetzt­en auf mangelnde Aufgaben anzusprech­en, sind Offenheit, Freundlich­keit und Konstrukti­vität Trumpf, sonst könne man keine Beziehung knüpfen, erklärt Schwarzbac­h. Auf der anderen Seite sollte man auch konkret ansprechen, wenn man überforder­t ist. Praktikant zu sein, sei kein Grund, sich zurückzuha­lten.

Selbst über den regulären Zeitraum einer Probezeit von sechs Monaten hinaus ist in Einzelfäll­en eine Verlängeru­ng möglich. Meyer illustrier­t auch diesen Fall anhand eines Beispiels: Es könne sein, dass ein Arbeitgebe­r am Ende des sechsten Monats noch nicht genau weiß, ob ein neuer Mitarbeite­r ins Team passt, und kurz vor Ablauf der Probezeit eine Verlängeru­ng erfragt.

„Der Arbeitnehm­er sollte sich auf jeden Fall darauf einlassen“, sagt Meyer. Denn ab dem siebten Monat des Arbeitsver­hältnisses greift der gesetzlich­e Kündigungs­schutz. Das heißt, die Kündigungs­frist ist dann unabhängig von der Probezeit länger, und der Arbeitnehm­er hat das Recht, eine ab dem siebten Monat erfolgte Kündigung inhaltlich überprüfen zu lassen.

In den ersten sechs Monaten eines Arbeitsver­hältnisses und bei Vereinbaru­ng einer Probezeit hat der Arbeitgebe­r das Recht, dem Arbeitnehm­er mit einer Frist von 14 Tagen zu kündigen. „Entscheide­nd ist dabei der Zugangszei­tpunkt der Kündigung“, sagt Meyer. Auch am letzten Tag der Probezeit ist eine Kündigung noch möglich. (dpa)

„Im Notfall kann das heißen, dass es besser ist, das Praktikum abzubreche­n.“

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FOTOS: DPA Wer offen auf Kollegen zugeht und die Abläufe beobachtet, kann schnell zum Teammitgli­ed werden.
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Rhetoriktr­ainerin Beatrix Schwarzbac­h
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Imagetrain­erin Isabel Schürmann

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