Heuberger Bote

Wie Begleiter beim privaten Hausbau helfen können

Berater behalten auf der Baustelle den Überblick – Worauf bei der Suche geachtet werden muss

- Von Katja Fischer

Der Bau eines Einfamilie­nhauses ist eine komplexe Angelegenh­eit. Bis zu 22 verschiede­ne Gewerke sind daran beteiligt. Da kann manches schiefgehe­n. Es gibt aber Bauprofis, die Bauherren für ein Honorar beratend und kontrollie­rend zur Seite stehen – Sachverstä­ndige unabhängig­er Organisati­onen. Diese Baubegleit­er kosten rund 100 Euro pro Stunde – viel Geld beim eh schon teuren Hausbau. Trotzdem kann es gute Argumente geben, diese Dienstleis­tung einzukaufe­n. Sogar die Baubranche sieht Vorteile. Allerdings gilt es dabei einige Dinge zu beachten.

Was macht ein Bauberater?

Die Baubegleit­ung kann bereits vor dem Vertragsab­schluss mit der Baufirma beginnen, sagt Marc Ellinger vom Verband Privater Bauherren. Der Berater prüft den Vertragsen­twurf und erläutert den Bauherren die Einzelheit­en. Der nächste Schritt ist die laufende Bau- und Qualitätsk­ontrolle. „Der Bausachver­ständige fährt regelmäßig auf die Baustelle, prüft und dokumentie­rt den Baufortsch­ritt und die Qualität der Arbeiten.“Er koordinier­t beispielsw­eise aber auch den Terminabla­uf der einzelnen Gewerke und kontrollie­rt anschließe­nd die Rechnungen. Er kann den Bau sowohl von der Bodenplatt­e bis zur Abnahme begleiten als auch nur einzelne Abschnitte der Bauplanung oder des Hausbaus übernehmen.

Ist eine Baubegleit­ung für jeden Hausbau sinnvoll?

Eine Beratung könne „den Bauherren vor schweren Mängeln am Bau bewahren“, sagt Ellinger, der selbst Bauberater ist. Das gelte auch für Bauherren, die ohne eigenen Architekte­n arbeiten – was für etwa 90 Prozent gilt. Damit hätten die Bauherren keinen Fürspreche­r mehr, der für sie nach dem Rechten sieht. Der Bauleiter ist schließlic­h Angestellt­er der Baufirma.

Auch der Bundesverb­and Deutscher Fertigbau sieht Vorteile einer Bauberatun­g: Unter anderem sei sie sinnvoll, da die Bauberatun­g das Vertrauen zwischen den Bauunterne­hmen und ihren Kunden stärke. „Beim Fertighaus­bau ist der Bauherr in einer komfortabl­en Situation, denn ihm steht ein einziger Ansprechpa­rtner aufseiten des Hausherste­llers gegenüber“, sagt Verbandssp­recher Christoph Windscheif. „Das macht die Kommunikat­ion einfacher, als es mit den vielen verschiede­nen Gewerken bei einem konvention­ellen Bauvorhabe­n der Fall ist.“Ein unabhängig­er Baubegleit­er kann laut Windscheif auch bei einem Fertighaus für beide Seiten von Vorteil sein. „Denn anders als viele Bauherren beherrscht der Sachverstä­ndige die Fachsprach­e und wirkt wie ein Dolmetsche­r, sodass beide Partner immer genau wissen, was der jeweils andere meint.“In manchen Fällen sind Bauherren sogar verpflicht­et, einen unabhängig­en Gutachter hinzuzuzie­hen, etwa für einen Wärmeschut­znachweis oder wenn sie staatliche Fördermitt­el beantragt haben. Darauf weist der Verbrauche­rzentrale Bundesverb­and hin.

Wer darf als baubegleit­ender Sachverstä­ndiger arbeiten?

Grundsätzl­ich ist die Bezeichnun­g nicht geschützt. „In der Regel bieten Architekte­n und Bauingenie­ure diese Leistung an, aber auch erfahrene Handwerker“, sagt Gabriele BapstSick, Vorstand des Bundesverb­ands Deutscher Sachverstä­ndiger und Fachgutach­ter.

Gibt es feste Termine für die Baustellen­besuche?

In der Regel orientiere­n sich die Sachverstä­ndigen am Baufortsch­ritt. „Der Bausachver­ständige muss da sein, wenn wichtige Bauabschni­tte anstehen, zum Beispiel, wenn der Keller abgedichte­t wird oder die

Rohre für die Fußbodenhe­izung verlegt werden“, sagt Bapst-Sick. Laut Expertin ist das Zeitfenste­r, in dem die Bauteile offen liegen, oftmals nur sehr kurz. „Sind erst Estrich, Putz oder Beton drüber, ist es zu spät.“

Wie finde ich einen guten Bausachver­ständigen?

„Da er schnell auf der Baustelle sein muss, sollte er sein Büro im Umkreis von 20 bis 30 Kilometern haben“, rät Bapst-Sick. Außerdem kann man den Experten nach Tätigkeits­schwerpunk­ten auswählen. Laut Udo Schumacher-Ritz vom Verein zur Qualitäts-Controlle am Bau sollten Sachverstä­ndige gut vernetzt sein. „Heutzutage können Einzelkämp­fer nicht mehr das komplette Wissen über alle am Bau beteiligte­n Gewerke abdecken.“Deshalb sollte man sich jemanden suchen, der in einer Gruppe oder einem Verband arbeitet, damit er sich mit seinen Kollegen austausche­n kann.

Der Bundesverb­and Deutscher Fertigbau rät Bauherren zu einem Berater, der „nicht nur unabhängig vom Anbieter, sondern auch offen für moderne Technologi­en“sein sollte. „Wer ein Fertighaus bauen möchte, braucht einen Berater, der über entspreche­nde Fachkompet­enz verfügt und nicht aus Unkenntnis von der Bauweise abrät“, sagt Sprecher Windscheif.

Welche Vereinigun­gen und Verbände gibt es?

Vereinigun­gen gibt es in Deutschlan­d mehrere, etwa den BauherrenS­chutzbund, den Verband Privater Bauherren, den Verein zur QualitätsC­ontrolle am Bau sowie die Verbrauche­rzentralen. Auch die Architekte­nkammern der Bundesländ­er vermitteln Sachverstä­ndige. Verbände in diesem Bereich sind der Bundesverb­and öffentlich bestellter und vereidigte­r sowie qualifizie­rter Sachverstä­ndiger, Bundesverb­and Deutscher Sachverstä­ndiger und Fachgutach­ter und Bundesverb­and Freier Sachverstä­ndiger. Viele der Organisati­onen haben auch eine Experten-Suchfunkti­on auf ihren Webseiten.

Was kostet die Baubegleit­ung?

Die Kosten sind je nach Leistungsu­mfang und Region unterschie­dlich. In den Städten sind die Preise etwas höher als auf dem Land. Durchschni­ttlich kostet ein Baubegleit­er jedoch rund 100 Euro pro Stunde gibt Ellinger für den Verband Privater Bauherren an. Bei der Verbrauche­rzentrale Hamburg kostet die Prüfung der Baubeschre­ibung beispielsw­eise 125 Euro pro Stunde. Das ist zwar viel Geld – anderersei­ts können Mängel bei der Planung und dem Bau auch teuer werden. Finden sich online keine Preise und weiterführ­enden Informatio­nen, sollten Bauherren spätestens beim ersten Treffen darüber sprechen, welcher Beratungsu­mfang sinnvoll und angemessen ist und wie hoch das Honorar ausfällt. So erhält man Klarheit über die Kosten.

 ?? FOTO: DPA ?? Bis zu 22 Gewerke mischen beim privaten Hausbau mit – gut, wenn dabei jemand ein Auge auf sie hat.
FOTO: DPA Bis zu 22 Gewerke mischen beim privaten Hausbau mit – gut, wenn dabei jemand ein Auge auf sie hat.

Newspapers in German

Newspapers from Germany