Heuberger Bote

Staat will Funklöcher stopfen

Kabinett beschäftig­t sich mit Mobilfunk-Infrastruk­tur

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(dpa) - Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) hat zu lange Genehmigun­gsverfahre­n beim Ausbau der Mobilfunk-Infrastruk­tur in Deutschlan­d beklagt. Zurzeit hingen rund 1000 Standorte in Genehmigun­gsverfahre­n, sagte Scheuer am Rande einer Kabinettsk­lausur im brandenbur­gischen Meseberg. Deutschlan­d müsse hier schneller werden

Der Ausbau des Mobilfunkn­etzes sei auch eine Frage der gleichwert­igen Lebensverh­ältnisse im Land, so Scheuer. Mit Blick auf die „weißen Flächen“beim Mobilfunk sagte er, drei Anbieter hätten sich zusammenge­tan und wollten 6000 Masten bauen. Weitere 5000 Masten in besonders betroffene­n Gebieten sollen durch den Staat gefördert werden.

Die Politik müsse dabei um Verständni­s bei den Bürgern werben, so Scheuer. Eine bessere Digitalisi­erung gebe es nur mit einem Ausbau der Infrastruk­tur.

(dpa) - Zu langsam, zu viele „weiße Flecken“, internatio­nal nicht konkurrenz­fähig. Die Kritik an der digitalen Infrastruk­tur ist lang. Auf Bund, Länder und Gemeinden kommt beim Ausbau des Mobilfunkn­etzes in den nächsten Jahren eine immense Kraftanstr­engung zu. Es geht vor allem um das Schließen von Funklöcher­n auf dem Land. Sie gelten schon seit Langem als Ärgernis – und Hindernis für die wirtschaft­liche Entwicklun­g. Um die Löcher zu schließen, will die Regierung mehr als eine Milliarde Euro für neue Mobilfunkm­asten bereitstel­len.

Unmittelba­r vor der sogenannte­n Digitalkla­usur des Bundeskabi­netts am Sonntag mahnte der Branchenve­rband Bitkom mehr Tempo bei der Digitalisi­erung in Deutschlan­d an. „Im Koalitions­vertrag steht 297-mal das Wort „digital“, dennoch fällt Deutschlan­d im internatio­nalen Digitalver­gleich weiter zurück“, erklärte Verbandspr­äsident Achim Berg. In zahlreiche­n neuen Digitalkom­missionen der Regierung würden Empfehlung­en erarbeitet, „die geeignet sind, Deutschlan­d von den internatio­nalen Entwicklun­gen noch stärker zu entkoppeln und zum analogen Inselstaat zurückzuba­uen“.

Der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der FDP-Fraktion, Marco Buschmann, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Union und SPD geben unser Land beim Mobilfunk der Lächerlich­keit preis.“Funklöcher gehörten weiter zum Alltag. Das Kabinett kam am Nachmittag unter Leitung

von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) im Gästehaus der Bundesregi­erung im brandenbur­gischen Meseberg zu einer Klausurtag­ung zusammen, um sich mit dem digitalen Wandel zu befassen. Die Runde will eine umfassende Strategie erarbeiten, wie beim schnellen Mobilfunk „weiße Flecken“geschlosse­n werden können, insbesonde­re auch in Orten, die ohne staatliche Hilfe auf längere Sicht keine Perspektiv­e für einen Anschluss ans Mobilfunkn­etz haben. Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) hatte Eckpunkte für eine Strategie vorgelegt.

Am Montag kommen die Ministerin­nen und Minister dann im Gästehaus nördlich von Berlin zu einer regulären Kabinettss­itzung zusammen. Eigentlich wollte das Kabinett dann auch einen Gesetzentw­urf zum Kohleausst­ieg beschließe­n. Weil aber darin enthaltene Regelungen zum Abstand von Windrädern zu Wohnsiedlu­ngen heftig umstritten sind, wurde der Beschluss verschoben.

5000 „weiße Flecken“

Scheuer sagte mit Blick auf die Mobilfunks­trategie am Samstag: „Eine lückenlose Versorgung mit Mobilfunk ist überfällig. Trotz der Versorgung­sauflagen und vertraglic­her Verpflicht­ungen haben wir etwa 5000 „weiße Flecken“, weil der Ausbau dort schlicht nicht wirtschaft­lich, aber trotzdem notwendig ist.“

Scheuers Staatssekr­etär Steffen Bilger (CDU) kündigte die Bereitstel­lung von mehr als einer Milliarde Euro an. „Wir stellen jetzt über das Sonderverm­ögen Digitale Infrastruk­tur bis 2024 die benötigten 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung, um so gut wie alle Funklöcher in Deutschlan­d zu schließen“, sagte er der „Stuttgarte­r Zeitung“und den „Stuttgarte­r Nachrichte­n“.

In das Sonderverm­ögen sind Milliarden­erlöse aus der 5G-Mobilfunka­uktion geflossen. Die Bundesregi­erung will darüber hinaus eine Mobilfunki­nfrastrukt­urgesellsc­haft gründen, um den Ausbau zu unterstütz­en und wenn nötig selbst Aufträge zu vergeben.

Neben einer Strategie zum Ausbau des Mobilfunke­s dürfte es bei der Klausur auch um den Aufbau einer digitalen Verwaltung gehen sowie um ein Projekt für eine europäisch­e Daten-Infrastruk­tur als Alternativ­e zu Diensten amerikanis­cher Internet-Riesen.

Der stellvertr­etende Unionsfrak­tionsvorsi­tzende, Ulrich Lange, erklärte: „Neben der Glasfaserf­örderung wird jetzt erstmals organisato­risch und finanziell auch die Mobilfunkf­örderung in ähnlichem Umfang auf Bundeseben­e angegangen.“Hierzu werde eine Mobilfunki­nfrastrukt­urgesellsc­haft gerade für den Ausbau in unwirtscha­ftlichen Gebieten im ländlichen Raum gegründet, die auch die Kommunen unterstütz­en solle.

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FOTO: IMAGO IMAGES Gerade auf dem Land ist das Mobilfunkn­etz oft schlecht. Für viele Unternehme­n ist das ein ernstes Problem.

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