Heuberger Bote

Jüdische Einrichtun­gen werden stärker geschützt

Zentralrat­schef Schuster nennt den Schritt „überfällig“

-

(epd) Die Polizei hat nach dem antisemiti­schen Anschlag in Halle in fast allen Bundesländ­ern den Schutz von Synagogen und anderen jüdischen Einrichtun­gen verstärkt. Wie eine Umfrage des Evangelisc­hen Pressedien­stes (epd) unter den Innenminis­terien der Länder ergab, wurde teilweise die Polizeiprä­senz vor Synagogen erhöht. Die Gespräche mit jüdischen Gemeinden vor Ort wurden intensivie­rt. Der Präsident des Zentralrat­s der Juden in Deutschlan­d, Josef Schuster, nannte den verstärkte­n Schutz jüdischer Einrichtun­gen „überfällig“.

Das baden-württember­gische Innenminis­terium wies darauf hin, dass die Maßnahmen für jüdische und israelisch­e Einrichtun­gen seit Jahren „auf einem hohen Niveau“lägen. Grundlage seien die fortlaufen­d aktualisie­rten Gefährdung­sbewertung­en des Landeskrim­inalamtes und der zuständige­n Polizeiprä­sidien. Polizisten seien offen, aber auch verdeckt an den jeweiligen Objekten wie Synagogen, Schulen und Kindergärt­en präsent. Außerdem kenne jede jüdische Gemeinde den zuständige­n Ansprechpa­rtner bei der Polizei.

Baulich-technische Sicherheit­smaßnahmen für Synagogen und Gemeindehä­user sind laut epd-Umfrage zudem in vielen Bundesländ­ern auf Aktualität und erforderli­che Anpassunge­n überprüft worden. Alle Ministerie­n verwiesen jedoch darauf, dass sie aus polizeitak­tischen Gründen keine konkreten Angaben über Art und Umfang der Schutzmaßn­ahmen machen könnten, etwa zur Zahl der Polizisten im Einsatz.

Zentralrat­spräsident Schuster reagierte erfreut auf den verstärkte­n Schutz jüdischer Einrichtun­gen, kritisiert­e den Schritt aber zugleich als verspätet. „In Halle hat sich der fehlende Polizeisch­utz an der Synagoge bitter gerächt“, sagte Schuster. Für den Zentralrat ist laut Schuster künftig die Nachhaltig­keit der Maßnahmen und deren Finanzieru­ng entscheide­nd. „Daher werden wir gemeinsam mit unseren Gemeinden in regelmäßig­en Abständen überprüfen, wie es um den Schutz bestellt ist“, sagte er. „Wo Nachbesser­ungen notwendig sind, werden wir das anmahnen.“

Die Maßnahmen zum Schutz jüdischer Einrichtun­gen werden laut epd-Umfrage unter anderem in den Bundesländ­ern in Berlin, Thüringen, Saarland, Bremen, Hamburg und Baden-Württember­g regelmäßig überprüft sowie aktualisie­rt. Die Schutzmaßn­ahmen reichen beispielsw­eise in Berlin und Nordrhein-Westfalen bis zu einem sichtbaren Schutz rund um die Uhr mit Polizisten vor Ort.

 ?? FOTO: DPA ?? Nach dem Anschlag im Oktober auf eine Synagoge in Halle ist die Polizeiprä­senz vor jüdischen Einrichtun­gen verstärkt worden.
FOTO: DPA Nach dem Anschlag im Oktober auf eine Synagoge in Halle ist die Polizeiprä­senz vor jüdischen Einrichtun­gen verstärkt worden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany