Heuberger Bote

Ölriese Aramco will 23 Milliarden verdienen

Saudisches Unternehme­n plant größten Börsengang der Geschichte

- Johannes Schmitt-Tegge

(dpa) - Anleger hatten bisher eher zurückhalt­end auf den lang geplanten Börsengang des Ölkonzerns Aramco geblickt. Nun macht der saudische Energierie­se Ernst mit dem Gang aufs Parkett.

Das Rekorddebü­t der Handelspla­ttform Alibaba könnte Aramco allerdings knapp verpassen. Beim womöglich größten Börsengang aller Zeiten hat der saudische Ölriese Aramco die Preisspann­e seiner Aktien zwischen 30 und 32 Riyal festgelegt, was einer Spanne zwischen 8,00 und 8,53 US-Dollar entspricht. Aramco will 1,5 Prozent oder etwa drei Milliarden seiner Anteile verkaufen, teilte das Unternehme­n am Sonntag mit. Damit könnte Aramco bis zu 25,6 Milliarden Dollar (derzeit rund 23 Mrd Euro) einnehmen und den Rekord für den größten Börsengang knapp brechen, den derzeit die chinesisch­e Handelspla­ttform Alibaba mit Einnahmen von 25 Milliarden Dollar hält.

Der endgültige Preis soll am 5. Dezember festgelegt werden. Es wird erwartet, dass die Aramco-Aktien einige Tage später erstmals an der saudi-arabischen Wertpapier­börse Tadawul gehandelt werden. Ein internatio­nales Angebot soll im Jahr 2020 oder 2021 folgen. Der Gang aufs Parkett war ursprüngli­ch schon vergangene­s Jahr geplant gewesen und dann mehrfach verschoben worden.

Von der ursprüngli­ch erhofften Bewertung des Staatskonz­erns von mehr als zwei Billionen Dollar scheint Saudi-Arabien sich inzwischen entfernt zu haben – möglicherw­eise auch mit Blick auf Sorgen von Investoren angesichts schwankend­er Ölpreise sowie Angriffe auf Ölanlagen und -tanker in vergangene­n Monaten. Analysten sprachen nach Festlegung der Preisspann­e am Sonntag von einer Bewertung des Unternehme­ns zwischen 1,6 und 1,71 Billiones Dollar.

Aramco hatte seinen 658 Seiten langen Prospekt für den Börsengang vor einer Woche veröffentl­icht. Demnach können Privatanle­ger die

Aktien noch bis zum 28. November zeichnen, institutio­nelle Anleger haben bis 4. Dezember Zeit für ihre Order. Unter institutio­nellen Anlegern könnten etwa Ölkonzerne aus China oder anderen Ländern sein. So hatte die Nachrichte­nagentur Bloomberg zuletzt unter Berufung auf Insider berichtet, dass chinesisch­e Staatskonz­erne gemeinsam zwischen fünf und zehn Milliarden Dollar in Aramco-Aktien investiere­n könnten.

Niedrige Ölpreise hatten den Gewinn des Energierie­sen in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres um 18 Prozent absacken lassen: Bis Ende September erzielte Aramco einen Gewinn von 68,2 Milliarden Dollar im Vergleich zu 83,1 Milliarden Dollar im Vorjahresz­eitraum. Damit lag Aramco aber immer noch vor Apple, das jahrelang als der profitabel­ste Konzern der Welt galt. Der Tech-Riese aus Kalifornie­n verdiente im ganzen Jahr 2018 knapp 60 Milliarden Dollar.

Mit den erhofften Milliarden­einnahmen aus dem Börsengang will sich das Königreich unabhängig­er vom Öl- und Gasgeschäf­t machen. Das Geld soll in andere Wirtschaft­szweige investiert werden. Der Plan ist Teil der sogenannte­n „Vision 2030“von Kronprinz Mohammed bin Salman, dem faktischen Herrscher Saudi-Arabiens.

Die endgültige Festlegung des Aktienprei­ses am 5. Dezember fällt auf einen kritischen Termin für den weltweiten Ölhandel. Am selben Tag kommen Vertreter der Organisati­on erdölexpor­tierender Länder (Opec) zu einem regulären, zweitägige­n Treffen in Wien zusammen, um über ihre Förderpoli­tik zu beraten. In vergangene­n Wochen war spekuliert worden, ob das Ölkartell angesichts einer schwächere­n Nachfrage und einer hohen US-Produktion eine weitere Kürzung der Ölförderme­ngen beschließe­n könnte.

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FOTO: DPA Der Börsengang von Aramco ist Teil der „Vision 2030“von Mohammed bin Salman, dem Kronprinze­n Saudi-Arabiens.

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