Auch der Mauerfall ist Konzertthema
Trossinger Bläserbuben bieten in ihrem Jahreskonzert ein facettenreiches Programm
– Bläserbuben in Höchstform: Unter dem souveränen Dirigat von Oliver Helbich zeigte das 54-köpfige Orchester am Samstagabend im gut besuchten Konzerthaus viele Facetten der sinfonischen Blasmusik.
Von trendigen zeitgenössischen Kompositionen bis zu Arrangements von Ohrwürmern aus Operette, Film und der Hitparade aus den 60ern, als die Bläserbuben noch in den Kinderschuhen steckten, das Programm hielt das Versprechen seines Titels „Facetten“. Sogar das Mauerfall-Jubiläum fand seinen Platz.
Doch zunächst grüßte das Orchester sein Publikum zackig mit Philip Sparkes brandneuem Konzertstück „Salutation“. Vom selben Komponisten stammt das außergewöhnliche Höchststufen-Werk „A Bluegrass Overture“. Hier kontrastierten die hellen mit den dunklen Registern, steuerte Helbich die Musiker im Alter zwischen 14 und 66 Jahren sicher durch all die Klippen, die Sparke hier eingebaut hatte.
Für Jan de Haans „Inspiration aus dem Jahr 1973“wurde die Bühne abgedunkelt, nur die Pultlichte schimmerten. Mystische Bläserklänge und unterschwellige Perkussion zählen ebenso zu dem Stück wie das pulsierende Wawawa der zwei Tubisten, freche Trompetentöne und fast schräge Passagen mit Einsatz von Dämpfern. Der Beifall ließ nicht auf sich warten. Dann ein Sprung ins Jahr 1866: Die immer noch publikumswirksame Ouvertüre aus Franz von Suppés Operette „Leichte Kavallerie“ließ die Husaren tonal durch die Puszta galoppieren.
Nicht nur aus England und den Niederlanden, auch aus Tirol kommt gute zeitgenössische Blasmusik, wie Martin Scharnagels drei Jahre alter Konzertmarsch „Euphoria“bewies. Die Bläserbuben blieben in Österreich, gingen aber mit unvergesslichen Weisen aus dem „Weißen Rössl“ins Jahr 1930 zurück.
Simon and Garfunkel hatten ihre großen Erfolge kurz nachdem Dr. Hermann Regner die Bläserbuben zum Ensemble formte – anno 1961.
Drei dieser Bläser der ersten Stunde saßen im Publikum: Franz Hohner, Helmut Lang und Johannes Regner, der aus seinem Wohnort in Bayern zum Jahreskonzert 2019 angereist war.
Eine riesengroße Wunderlampe – von der Klarinettistin Laura Fehrenbach geformt – sandte Dampfwolken aus, während das Orchester ein Medley aus der Filmmusik zu „Aladdin“spielte. Corona Möst hatte als Märchenerzählerin darauf eingestimmt.
Dann wurde es politisch: „30 Jahre Mauerfall“. Hierzu hatten die Bläser und ihre vier stets aufmerksamen Schlagwerker vier Stücke aus jener Zeit eingeübt und einen Teil Mauer samt Graffiti nachgestaltet – eine prima Idee! Mit der Europahymne als Zugabe wurde ein weiteres klares politisches Statement abgegeben.
Die launige und dennoch informative Conference teilten sich nicht weniger als acht Orchestermitglieder, darunter Ramona Oefele, Johannes Möst und Nils Kern als pfiffiges Duo und Daniel Zeidler mit seinem meterlangen Spickzettel. Eine kurze Grußrede hatte Vorstandsmitglied Marco Möst eingangs gehalten.