Konvertieren kommt für sie nicht in Frage
Jacqueline Straub will katholische Priesterin werden – und kämpft dafür
(clst) - „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst“– Das Zitat des heiligen Augustinus ist das Lebensmotto der jungen katholischen Theologin, Buchautorin und Journalistin Jacqueline Straub. Und sie brennt für ihre Berufung katholische Priesterin zu werden, das hat sie in ihrem begeisternden, ansteckenden Vortrag am Freitagabend im katholischen Gemeindehaus St. Josef unter Beweis gestellt.
Jacqueline Straub will wachrütteln, aufrütteln, etwas bewegen, die verkrusteten, fast noch mittelalterlichen Strukturen, der immer noch von Männern dominierten Welt der Kirche aufbrechen. Provokant fordert die 29-Jährige „Kickt die Kirche aus dem Koma“und setzt sich für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Kirche ein. Bereits in ihrer Jugend hatte sie den Wunsch, katholische Priesterin zu werden. Dabei entdeckte sie den tiefen Glauben erst mit 14 Jahren durch eine Freundin.
Davor war die Kirche für sie „eine Kirche der alten Generation, die ich mit Menschen wie meiner Oma in Verbindung brachte“, so die Theologin. Im Jahr 2007, mit 17 Jahren, wollte sie dann aktives Mitglied der Glaubensgemeinschaft werden, und wurde in ihrer Pfarrei in Pfullendorf vom Stadtpfarrer von Beginn an in ihrem Wunsch, Theologie zu studieren, unterstützt. Nach vielen Gesprächen mit Professoren, Briefen an den Papst, die unbeantwortet blieben, Anfeindungen durch Kommilitonen während des Priesterseminars, musste sie feststellen, dass sie von ihrem Ziel nach dem sechsjährigen Studium als Priesterin am Altar zu
ANZEIGE stehen, noch sehr weit entfernt war und ist. „Frauen sind unrein, sind dumm, anfällig für Depressionen, schwach, geschwätzig, sie können nicht die heilige Eucharistie feiern, der Glaube perlt an ihnen ab“, mit solch skurrilen Theorien wurde sie konfrontiert. Für die engagierte Katholikin aber kein Grund aufzugeben – im Gegenteil.
Als Papst Benedikt XVI 2011 in Freiburg war, forderte der HerderVerlag die Bevölkerung auf, für ein neu herauszugebendes Buch Gedanken zum Papstbesuch, zur Kirche aufzuschreiben. Daran beteiligte sich auch Jacqueline Straub. „Ich habe geschrieben was mir auf der Seele brannte – und dass ich Priesterin werden will.“Daraufhin ging ein wahrer „Medienmarathon“los, ausgelöst durch einen Beitrag der lokalen Presse, meldete sich das ZDF, TV-Moderator Rainer Beckmann. Jacqueline Straub wurde bekannt – was unter anderem zur Folge hatte, dass die „unbequeme“junge Frau mit ihren „unerhörten Forderungen“nach ihrem Studium keine Anstellung bekam, weder in Deutschland noch in der Schweiz, in der sie mit ihrem Mann, ebenfalls einem Theologen, inzwischen lebt.
„Ich wollte nicht konvertieren, mich verbiegen, oder schweigen, denn mit Schweigen würde ich mich nur selbst verleugnen“, betont sie. Sie prangert die mangelnde Glaubwürdigkeit der Kirche an, „die Verbrecher im Kirchengewand“, die mit ihrem Verhalten das idyllische Kirchenbild kaputt gemacht, für ein verschobenes Kirchenbild gesorgt haben. Sie fordert einen Strukturwandel,
der auch die Frauenfrage umfasst, der die junge Generation aktiv und offen miteinbezieht. Denn: „Wenn die Jungen heute nicht gefördert werden und keinen angemessenen Platz in der Kirche erhalten, dann habe ich wirklich Angst um die Zukunft der Kirche“, erklärte sie.
Für Jacqueline Straub ist die Kirche unglaublich wichtig, sie sieht darin viel Veränderungspotential, wobei sie dieses nicht mit Zorn und Hass, sondern mit „viel Herz und ansteckender Freude“vorantreiben will. „Wir müssen gemeinsam mutig aufstehen, die Stimme erheben, jeden Tag Zeugnis ablegen für den Glauben, insbesondere im Umgang mit unseren Mitmenschen“, forderte sie. „Ich bleibe dran. Ich brenne und kämpfe für etwas, das ich offiziell nicht darf, ich fühle mich berufen.“