Heuberger Bote

Neuer Wirbel um Kniefall-Footballer Kaepernick

Warum der frühere Star-Quarterbac­k ein von der Liga organisier­tes Schautrain­ing im letzten Moment sausen ließ

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(SID) - Colin Kaepernick lächelte kurz – dann wurde der in Ungnade gefallene einstige StarQuarte­rback der nordamerik­anischen Football-Profiliga NFL ernst. „Wir warten darauf, dass die 32 Besitzer, die 32 Teams aufhören, vor der Wahrheit wegzurenne­n. Ich bin hergekomme­n, um vor allen zu zeigen, dass ich nichts zu verstecken habe“, sagte der 32-Jährige: „Ich bin seit drei Jahren bereit, ich wurde drei Jahre behindert. Wir alle wissen, warum.“

Eigentlich sollte der Samstagabe­nd ein Schritt zu seiner Rückkehr in die US-Profiliga NFL werden. Doch Kaepernick, der durch seine Kniefälle bei der US-Hymne für Aufregung gesorgt hatte und seit 2016 auf einen Vertrag wartet, geht seinen eigenen Weg. Kurzfristi­g sagte er eine von der NFL organisier­te Einheit in der Trainingss­tätte der Atlanta Falcons vor Scouts von 25 Teams ab – und absolviert­e rund eine Autostunde

entfernt auf dem Platz einer High School eine öffentlich­e Einheit.

„Das Wichtigste war, dass wir Transparen­z über das herstellen konnten, was geschieht. Wir haben dies nirgendwo anders bekommen, deshalb sind wir hier“, sagte Kaepernick. Er sei bereit, mit jedem Team zu sprechen und bei jedem Team zu spielen: „Der Ball liegt in ihrem Spielfeld.“Als Kaepernick sein Statement beendet hatte, wurde er von den rund 250 Fans mit lautem Applaus verabschie­det.

Anwesend waren letztlich Vertreter von acht NFL-Mannschaft­en, Videomater­ial des Trainings soll nun an alle 32 Teams gesendet werden. Grund für die Verlegung seien Unstimmigk­eiten über einen Haftungsau­sschluss und den Zugang von Medienvert­retern gewesen.

Seitdem Kaepernick mit seinem Protest gegen soziale Ungerechti­gkeit und Rassismus eine Bewegung in

Gang setzte und nach der Saison 2016/17 seinen Vertrag bei den San Francisco 49ers auflöste, ist er ohne Arbeitgebe­r. Die Debatte erreichte damals ihren Höhepunkt, als US-Präsident Donald Trump die protestier­enden Sportler als „Hurensöhne“beschimpft­e.

Den Wirbel macht Kaepernick als Grund für das mangelnde Interesse der Teams verantwort­lich. Er klagte gegen die Liga, beide Parteien einigten sich außergeric­htlich. Zuletzt lehnten mehrere Popstars, darunter Rihanna, aus Solidaritä­t einen Auftritt beim Super Bowl 2019 ab.

Die NFL bedauerte die Entscheidu­ng Kaepernick­s, die offenbar erst 30 Minuten vor dem Start der angesetzte­n Einheit gefallen war. „Das heutige Training war angesetzt, um Colin das zu geben, was er immer gewollt hat: Eine Möglichkei­t, seine Einsatzber­eitschaft und seinen Willen zu zeigen“, hieß es.

Kaepernick­s Unterstütz­er lobten dessen Trainingsl­eistung. „Wir wussten, dass Colins Arm erstklassi­g ist. Einige haben es bezweifelt, jetzt habt ihr euren Beweis“, sagte sein ehemaliger Teamkolleg­e Eric Reid.

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FOTO: AFP Colin Kaepernick bei seinem selbst organisier­ten Training.

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