Großer Tag für Lisa Müller
Die Frau von Ex-Nationalspieler Thomas Müller gewinnt in Stuttgart den Dressur-Grand-Prix
(dpa) - Thomas Müller war nur ein eifriger Helfer und zugleich der größte Fan seiner Frau. Der Fußball-Nationalspieler im unfreiwilligen DFB-Ruhestand feierte mit Lisa Müller in Stuttgart enthusiastisch den ersten internationalen Sieg, mit dem die 30 Jahre alte Dressurreiterin den Durchbruch in die Weltspitze geschafft hat. Die erste Gratulation war aber nicht so einfach, wie die Siegerin später erklärte: „Thomas musste sich ein bisschen durcharbeiten.“
Sein erster Kommentar zum Sieg der Ehefrau im Grand Prix der MasterTour? „Ich jubele, ich sage gar nichts.“Der Bayern-Fußballer hielt sich bei Deutschlands größtem Hallenturnier zurück, ließ seiner Frau den Vortritt und betätigte sich mit weinroter Kappe auf dem Kopf als „Turniertrottel“, wie in der Reitszene die eifrigen Helfer ironisch genannt werden.
Dank der Ausbootung durch Bundestrainer Joachim Löw war Müller dabei, als seine Frau bei ihrer 50. internationalen Prüfung ihren größten Erfolg feierte und mit dem Wallach Stand by me überraschend mehrere Weltklasse-Paare hinter sich ließ – auch ihre Trainerin Isabell Werth, erfolgreichste Reiterin der Welt. Beim zweiten Auftritt in Stuttgart am Sonntag in der Master-Prüfung wurde Lisa Müller Dritte. Die Special-Prüfung gewann Werth, die am Vortag nur Fünfte war. Die 50-Jährige aus Rheinberg schlug zurück und feierte zum insgesamt 16. Mal den Sieg in der traditionsreichen Prüfung. Die Show in Stuttgart gehörte aber ihrer Schülerin.
Lisa Müller ist eine Spätstarterin und nun der Shootingstar der Szene. Die 30-Jährige aus dem bayrischen Otterfing konnte es am Samstag lange nicht fassen, dass sie tatsächlich gewonnen hatte. „Ich zittere“, sagte sie mitten in ihrem ersten Interview nach dem unerwarteten Triumph. „Ich bin im Kopf noch nicht fertig mit der Prüfung“, erklärte die 30-Jährige ihre Aufregung. „Ich muss erstmal wieder klar denken können und es Revue passieren lassen.“Die Reiterin hat die „Dressurwelt auf den Kopf gestellt“, wie es die Interviewerin von „clipmyhorse.tv“voller Enthusiasmus ausdrückte. Das Ergebnis von 75,913 Prozent für ihren Ritt mit dem Wallach Stand by me hatte Lisa Müller außerhalb der Hanns-Martin-Schleyer-Halle über die Lautsprecher erfahren: „Ab da habe ich einen Filmriss.“
Unterstützt wird sie bei ihrem aufwendigen Sport vom kickenden Ehemann, nicht nur beim Kauf der teuren Pferde. Schon bei der Vorbereitung auf den Grand Prix in der Porsche Arena packte der Fußball-Millionär mit an und entfernte die Bandagen. Mehrfach eilte der Weltmeister im Laufschritt über den Parkplatz des Turniergeländes und musste vor der Siegerehrung noch schnell die vergessenen Gamaschen aus dem Stallzelt holen. Als „Turniertrottel“hat er noch Steigerungspotenzial. Immerhin, rechtzeitig zur Ehrenrunde vor 4000 Zuschauern war der eifrige Ehemann zurück. Im Vorbeilaufen rief er einem Fan noch zu: „Ich bin nervöser als auf dem Fußballplatz.“
Mit Platz drei im German Master bewies Lisa Müller, dass mit ihr in Zukunft zu rechnen ist. Und das Publikum in Stuttgart mag sie auch wegen ihrer Sprüche, die fast genauso spaßig sind wie die ihres Mannes. „Ich habe sehr ruhig geschlafen“, berichtete die Reiterin über das Hallenmikrofon und fügte an: „Ich war ein bisschen betrunken, das macht es immer einfacher.“Endgültig begeistert waren die 7000 Zuschauer, als sie sagte: „Ich bin lieber in Stuttgart als in der Allianz Arena.“