Verzichten statt zumüllen
Die Bundesbürger haben einen zweifelhaften Rekord aufgestellt. 226,5 Kilogramm Verpackungsmüll entfallen auf jeden Einwohner. Das ist unvernünftig viel. Es gibt schon eine Reihe von Initiativen dagegen. Supermärkte bemühen sich, ihre Ware in etwas weniger Plastikfolie zu hüllen, die Politik verbietet einen Teil der Plastiktüten. Verbraucher bringen zunehmend den Extrabeutel oder die Tupperdose mit ins Geschäft, um ihren Einkauf möglichst umweltverträglich zu gestalten. Die Mühe ist ehrenwert, reicht aber nicht.
Ein Ansatzpunkt ist die Wiederverwertung. Doch das funktioniert mangels finanzieller Anreize für die Wirtschaft nicht. Ein zu großzügiger Umgang mit Verpackungen muss teuer sein, der Einsatz und Verbleib der Folien und Tüten kontrolliert werden. Auch wenn sich hier Besserung einstellen sollte, bleibt es eine Lebenslüge, dieses Problem mit mehr Recycling lösen zu können. Auf Dauer überfordert die hiesige Art des Konsums die Umwelt. Das ist kein exklusiv deutsches Phänomen. Doch vor der eigenen Haustür kehrt es sich erst einmal am besten.
Vermeidung beginnt bei den Verpackungsherstellern, führt über die Industrie und den Handel zum Verbraucher. Der Verweis auf Müllsünder rund um den Erdball hilft nicht weiter, weil Deutschland mit beträchtlichen Müllexporten auch am anderen Ende der Welt zur Verschmutzung der Umwelt beiträgt. Internationale Zusammenarbeit ist geboten, auch wenn hier bekanntlich dicke Bretter zu bohren sind.
Es wird nicht ohne Abstriche an der Bequemlichkeit für den Konsumenten und den Gewinnen der Wirtschaft klappen. Die Verbrauchererwartung, alles jederzeit kaufen zu können, ist überzogen. Ein eingeschränktes Angebot zugunsten der Umwelt hilft beim Vermeiden von Abfällen, bringt aber womöglich den Handel in Nöte. Einen anderen Schluss lässt die Vernunft leider nicht zu. Doch auf lange Sicht hat die Selbstbeschränkung einen positiven Effekt, wenn der Urlauber an Nordund Ostsee beim Strandspaziergang nicht alle Nase lang über Plastikflaschen steigen muss.