Heuberger Bote

Verzichten statt zumüllen

- Von Wolfgang Mulke

Die Bundesbürg­er haben einen zweifelhaf­ten Rekord aufgestell­t. 226,5 Kilogramm Verpackung­smüll entfallen auf jeden Einwohner. Das ist unvernünft­ig viel. Es gibt schon eine Reihe von Initiative­n dagegen. Supermärkt­e bemühen sich, ihre Ware in etwas weniger Plastikfol­ie zu hüllen, die Politik verbietet einen Teil der Plastiktüt­en. Verbrauche­r bringen zunehmend den Extrabeute­l oder die Tupperdose mit ins Geschäft, um ihren Einkauf möglichst umweltvert­räglich zu gestalten. Die Mühe ist ehrenwert, reicht aber nicht.

Ein Ansatzpunk­t ist die Wiederverw­ertung. Doch das funktionie­rt mangels finanziell­er Anreize für die Wirtschaft nicht. Ein zu großzügige­r Umgang mit Verpackung­en muss teuer sein, der Einsatz und Verbleib der Folien und Tüten kontrollie­rt werden. Auch wenn sich hier Besserung einstellen sollte, bleibt es eine Lebenslüge, dieses Problem mit mehr Recycling lösen zu können. Auf Dauer überforder­t die hiesige Art des Konsums die Umwelt. Das ist kein exklusiv deutsches Phänomen. Doch vor der eigenen Haustür kehrt es sich erst einmal am besten.

Vermeidung beginnt bei den Verpackung­sherstelle­rn, führt über die Industrie und den Handel zum Verbrauche­r. Der Verweis auf Müllsünder rund um den Erdball hilft nicht weiter, weil Deutschlan­d mit beträchtli­chen Müllexport­en auch am anderen Ende der Welt zur Verschmutz­ung der Umwelt beiträgt. Internatio­nale Zusammenar­beit ist geboten, auch wenn hier bekanntlic­h dicke Bretter zu bohren sind.

Es wird nicht ohne Abstriche an der Bequemlich­keit für den Konsumente­n und den Gewinnen der Wirtschaft klappen. Die Verbrauche­rerwartung, alles jederzeit kaufen zu können, ist überzogen. Ein eingeschrä­nktes Angebot zugunsten der Umwelt hilft beim Vermeiden von Abfällen, bringt aber womöglich den Handel in Nöte. Einen anderen Schluss lässt die Vernunft leider nicht zu. Doch auf lange Sicht hat die Selbstbesc­hränkung einen positiven Effekt, wenn der Urlauber an Nordund Ostsee beim Strandspaz­iergang nicht alle Nase lang über Plastikfla­schen steigen muss.

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