Bis dass der Wähler euch scheidet
Mit dem Aufkommen großer Koalitionen in der politischen Landschaft ist die Erkenntnis verbunden, dass der Kleinere von den Großen in den Mühlen dieser ungeliebten Ehen zermahlen wird. Dass das bisweilen sowohl den großen als auch den kleinen Partner wundert, ist verwunderlich. Denn ein Blick in partnerschaftliche Verbindungen der Weltgeschichte zeigt: Die zweite Geige spielt immer leiser und wird daher oft komplett überhört.
Nehmen wir zum Beispiel Don Quijote: Obwohl er selbst, in seinem
Kampf gegen Windmühlen und in seiner Existenz, die der spanische Autor Miguel de Cervantes erfand, gescheitert ist, trägt das Buch nicht etwa den Namen seines Knappen Sancho Panza. Dabei ist der sympathisch-tollpatschige Diener seines Herren oft derjenige welcher, der die eigentliche Arbeit macht und den Ritter von der traurigen Gestalt überhaupt erst in den Zustand versetzt, seine merkwürdigen Missionen zu verfolgen.
Unter die Räder der Nichtbeachtung geriet auch Dr. Watson, der an der Seite von Sherlock Holmes doch erheblich zur Lösung schwierigster
Kriminalfälle beitrug. Nur bei Stan Laurel und Oliver Hardy – im Volksmund Dick und Doof genannt – blieben die Figuren in einer gleichberechtigten Balance. Ihre Koalition, wenn auch eine eher kleine, überstanden beide ohne größeren Verschleiß. Am Ende konnte die gedeihliche Verbindung nur eins trennen: Oliver Hardys Ableben. So weit muss es bei der GroKo aber nicht kommen. Denn der Koalitionsvertrag enthält keinen Passus, der da lautet: „Bis dass der Tod euch scheidet.“(nyf )