„Der Markt löst die Probleme nicht“
Auch wenn die Infrastruktur ausbaubedürftig ist – Ronja Kemmer (Foto: Tobias Koch/oh), CDUBundestagsabgeordnete aus Ulm und Mitglied des Digitalausschusses, glaubt daran, dass Deutschland bei der Digitalisierung noch nicht abgehängt ist. Im Gespräch mit Alena Ehrlich sagt sie, warum.
Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland in Sachen Glasfaserversorgung weit hinterher, befindet sich auf einer Stufe mit Kolumbien und Serbien. Wie kommt man raus aus dieser Situation?
Der Markt löst die Probleme nicht. Wir müssen von staatlicher Seite Geld in die Hand nehmen und das machen wir nun auch. Es ist gut, dass Bund- und Landesförderung jetzt harmonisiert sind. Deshalb gehe ich davon aus, dass wir in den nächsten Monaten vorankommen.
Auf vielen Bahnstrecken ist es im Moment kaum möglich, ohne Unterbrechung zu telefonieren. Nun will das Kabinett bestehende Funklöcher schließen. Reicht das aus?
Es ist ein Baustein, aber er ist dringend notwendig. Wir müssen die Mobilfunklöcher endlich schließen. Die Digitalisierung ist mehr als die Infrastruktur, aber die Infrastruktur ist die Voraussetzung und deshalb braucht es diese Investition.
Im Bereich 5G will Deutschland eine Vorreiterrolle einnehmen. Dafür sollen nun lokale Frequenzen an Unternehmen verkauft werden. Wird das den Ausbau von 5G tatsächlich voranbringen?
Es ist einer von vielen Punkten, die wichtig sind. Wichtig ist auch, dass verpflichtend ausgebaut wird, dass wir feste Maßnahmen vorgeschrieben haben, dass diese von der Bundesnetzagentur kontrolliert werden und dass die Mobilfunkanbieter sanktioniert werden können, wenn sie sich nicht an die Ausbauvorgaben halten.
Für wie realistisch halten Sie es denn, dass Deutschland noch eine Vorreiterrolle einnehmen kann?
Beim Thema Infrastruktur sind wir sicher nicht da, wo wir gerne stehen würden. Aber es passiert unheimlich viel. Die Frage, wer in Sachen Digitalisierung führend ist, wird sich nicht alleine an der Infrastruktur messen. Es geht auch darum, wie sich Prozesse verändern und wer neue Geschäftsmodelle entwickelt. Ich glaube, da haben wir viel Potenzial. Das müssen wir abrufen, denn auch der internationale Wettbewerb wird größer werden.