Kärnten und Tirol im Katastrophenmodus
Tagelang hat es fast durchgehend geregnet oder geschneit - Erstes Todesopfer
LIENZ/SPITTAL AN DER DRAU (dpa) - Die tagelangen Regen- und Schneefälle in Österreich haben ihr erstes Todesopfer gefordert. Ein 79 Jahre alter Mann wurde von einem Erdrutsch hinter seinem Haus verschüttet und konnte nur noch tot geborgen werden, wie die Polizei am Montag mitteilte. Ein Suchhund habe ihn entdeckt. Sein Haus in Bad Kleinkirchheim in Kärnten war von dem schweren Geröll zu großen Teilen zerstört worden. „Er wurde von den Erdmassen begraben“, sagte Bürgermeister Matthias Krenn nach der Suchaktion.
Die Sorge vor weiteren folgenschweren Erdrutschen und auch vor Hochwasser bestimmte am Montag in allen von den Unwettern betroffenen Regionen Österreichs die Situation. Aus fast allen Gemeinden im Bezirk Spittal an der Drau (Kärnten) wurden Murenabgänge gemeldet. Im Bezirk St. Veit nördlich von Klagenfurt hatten viele Orte mit Hochwasser zu kämpfen, weil die Gurk über die Ufer trat. Zahlreiche Straßen blieben aus Sicherheitsgründen gesperrt. Betroffen war davon auch die Tauernautobahn (A 10) zwischen Spittal und Villach sowie zahlreiche Bahnstrecken. Der Lawinenwarndienst Kärnten rief für Teile des Bundeslandes die höchste Lawinenwarnstufe aus.
Die Einsatzkräfte versuchten sich am Montagvormittag mit Erkundungsflügen einen genaueren Überblick über die Lage zu machen. Dabei wurden vor allem kritische Hanglagen beobachtet. Vielerorts war der Boden durch die großen Niederschlagsmengen sehr aufgeweicht. Da es am Dienstag erneut regnen und schneien soll, sind weitere Hangrutschungen oder Lawinen nicht ausgeschlossen. Ab Mittwoch soll sich das Wetter in Österreich aber beruhigen.
In Teilen Österreichs hat es im laufenden Monat bereits viermal so viel geregnet und geschneit wie sonst in einem gesamten November. Das gelte etwa für den Bezirk Spittal an der Drau in Kärnten, sagte Thomas Wostal von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Montag.
Statistisch betrachtet seien etwa im Raum Lienz in Osttirol die Niederschläge innerhalb von drei Tagen zuletzt so hoch gewesen wie sonst nur alle 40 bis 50 Jahre. Laut der ZAMG regnete es zwischen Freitag, 7 Uhr, und Montag, 7 Uhr, in Kornat (Gemeinde Lesachtal) in Kärnten am meisten – 277 Millimeter an Niederschlägen kamen hier runter. In Lienz waren es 206 Millimeter.
Hinsichtlich der Pegelstände gab das Land Kärnten am Mittag aber leichte Entwarnung. „Das Schlimmste ist bezogen auf die Höhe der Pegelstände an den großen Flüssen vorbei. Die Spitzenabflüsse werden deutlich geringer, auch die angekündigten Niederschläge werden Wassermengen deutlich unter den Spitzenabflüssen von heute Nacht bringen“, sagte Johannes Moser vom Hydrographischen Dienst.
Die heftigen Schnee- und Regenfälle hatten bereits am vergangenen Mittwoch begonnen. Besonders betroffen waren seitdem stets Osttirol, Teile Kärntens, das südliche Salzburger Land und auch das italienische Südtirol. Dort ließ ein Erdrutsch einen Zug entgleisen. Verletzt wurde bei dem Vorfall am Montag im Pustertal niemand.
Der am Sonntag durch eine Lawine abgeschnittene Ort Martell im
Westen Südtirols war am Montag wieder erreichbar. 40 bis 50 höher gelegene Häuser mit 200 bis 250 Bewohnern waren laut dem Bürgermeister aber weiter daheim eingeschlossen.
Auch im Tiroler Stubaital saßen am Montagvormittag weiter rund 250 Gäste und Mitarbeiter der Gletscherbahnen fest. Nach einem Lawinenabgang nahe der Straße in der Nähe der Talstation musste eine Straße am Sonntag gesperrt werden. Die Eingeschlossenen verbrachten die Nacht im Hotel bei der Talstation und in den Räumlichkeiten der Gletscherbahn.
Während es am Montag nicht regnete oder schneite, soll sich das am Dienstag selbst in Osttirol und Oberkärnten wieder ändern. Die erwarteten Niederschlagsmengen werden aber nicht mehr so extrem ausfallen wie an den Vortagen. „Aber die Lage bleibt noch angespannt, weil die Böden stark durchweicht sind und zum Beispiel weiterhin Hangrutschungen möglich sind“, teilte die ZAMG mit. Ab Mittwoch sind dann keine neuen Regen- und Schneefälle mehr zu erwarten.