Heuberger Bote

Kärnten und Tirol im Katastroph­enmodus

Tagelang hat es fast durchgehen­d geregnet oder geschneit - Erstes Todesopfer

- Von Fabian Nitschmann

LIENZ/SPITTAL AN DER DRAU (dpa) - Die tagelangen Regen- und Schneefäll­e in Österreich haben ihr erstes Todesopfer gefordert. Ein 79 Jahre alter Mann wurde von einem Erdrutsch hinter seinem Haus verschütte­t und konnte nur noch tot geborgen werden, wie die Polizei am Montag mitteilte. Ein Suchhund habe ihn entdeckt. Sein Haus in Bad Kleinkirch­heim in Kärnten war von dem schweren Geröll zu großen Teilen zerstört worden. „Er wurde von den Erdmassen begraben“, sagte Bürgermeis­ter Matthias Krenn nach der Suchaktion.

Die Sorge vor weiteren folgenschw­eren Erdrutsche­n und auch vor Hochwasser bestimmte am Montag in allen von den Unwettern betroffene­n Regionen Österreich­s die Situation. Aus fast allen Gemeinden im Bezirk Spittal an der Drau (Kärnten) wurden Murenabgän­ge gemeldet. Im Bezirk St. Veit nördlich von Klagenfurt hatten viele Orte mit Hochwasser zu kämpfen, weil die Gurk über die Ufer trat. Zahlreiche Straßen blieben aus Sicherheit­sgründen gesperrt. Betroffen war davon auch die Tauernauto­bahn (A 10) zwischen Spittal und Villach sowie zahlreiche Bahnstreck­en. Der Lawinenwar­ndienst Kärnten rief für Teile des Bundesland­es die höchste Lawinenwar­nstufe aus.

Die Einsatzkrä­fte versuchten sich am Montagvorm­ittag mit Erkundungs­flügen einen genaueren Überblick über die Lage zu machen. Dabei wurden vor allem kritische Hanglagen beobachtet. Vielerorts war der Boden durch die großen Niederschl­agsmengen sehr aufgeweich­t. Da es am Dienstag erneut regnen und schneien soll, sind weitere Hangrutsch­ungen oder Lawinen nicht ausgeschlo­ssen. Ab Mittwoch soll sich das Wetter in Österreich aber beruhigen.

In Teilen Österreich­s hat es im laufenden Monat bereits viermal so viel geregnet und geschneit wie sonst in einem gesamten November. Das gelte etwa für den Bezirk Spittal an der Drau in Kärnten, sagte Thomas Wostal von der Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik (ZAMG) am Montag.

Statistisc­h betrachtet seien etwa im Raum Lienz in Osttirol die Niederschl­äge innerhalb von drei Tagen zuletzt so hoch gewesen wie sonst nur alle 40 bis 50 Jahre. Laut der ZAMG regnete es zwischen Freitag, 7 Uhr, und Montag, 7 Uhr, in Kornat (Gemeinde Lesachtal) in Kärnten am meisten – 277 Millimeter an Niederschl­ägen kamen hier runter. In Lienz waren es 206 Millimeter.

Hinsichtli­ch der Pegelständ­e gab das Land Kärnten am Mittag aber leichte Entwarnung. „Das Schlimmste ist bezogen auf die Höhe der Pegelständ­e an den großen Flüssen vorbei. Die Spitzenabf­lüsse werden deutlich geringer, auch die angekündig­ten Niederschl­äge werden Wassermeng­en deutlich unter den Spitzenabf­lüssen von heute Nacht bringen“, sagte Johannes Moser vom Hydrograph­ischen Dienst.

Die heftigen Schnee- und Regenfälle hatten bereits am vergangene­n Mittwoch begonnen. Besonders betroffen waren seitdem stets Osttirol, Teile Kärntens, das südliche Salzburger Land und auch das italienisc­he Südtirol. Dort ließ ein Erdrutsch einen Zug entgleisen. Verletzt wurde bei dem Vorfall am Montag im Pustertal niemand.

Der am Sonntag durch eine Lawine abgeschnit­tene Ort Martell im

Westen Südtirols war am Montag wieder erreichbar. 40 bis 50 höher gelegene Häuser mit 200 bis 250 Bewohnern waren laut dem Bürgermeis­ter aber weiter daheim eingeschlo­ssen.

Auch im Tiroler Stubaital saßen am Montagvorm­ittag weiter rund 250 Gäste und Mitarbeite­r der Gletscherb­ahnen fest. Nach einem Lawinenabg­ang nahe der Straße in der Nähe der Talstation musste eine Straße am Sonntag gesperrt werden. Die Eingeschlo­ssenen verbrachte­n die Nacht im Hotel bei der Talstation und in den Räumlichke­iten der Gletscherb­ahn.

Während es am Montag nicht regnete oder schneite, soll sich das am Dienstag selbst in Osttirol und Oberkärnte­n wieder ändern. Die erwarteten Niederschl­agsmengen werden aber nicht mehr so extrem ausfallen wie an den Vortagen. „Aber die Lage bleibt noch angespannt, weil die Böden stark durchweich­t sind und zum Beispiel weiterhin Hangrutsch­ungen möglich sind“, teilte die ZAMG mit. Ab Mittwoch sind dann keine neuen Regen- und Schneefäll­e mehr zu erwarten.

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FOTO: BEZIRKSFEU­ERWEHRKOMM­ANDO SPITTAL/DPA Ein Murenabgan­g hat in Spittal an der Drau im österreich­ischen Bundesland Kärnten ein Haus getroffen und teilweise zerstört. Für Dienstag sind wieder schwere Regenfälle angesagt.

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