Beethovens Nulltes Konzert
CD-Boxen mit Beethovens Klavierkonzerten gibt es reichlich. Die neue Box, die nun im Vorgriff auf das anstehende Beethoven-Jahr bei Berlin Classics erscheint, stellt deshalb in den Vordergrund, dass sie auch das „Nullte Klavierkonzert“enthält, eine Komposition des 14-jährigen Beethoven (Foto: dpa). Die Handschrift liegt in der Berliner Staatsbibliothek. Es ist aber nur der Klavierpart, die Orchestrierung fehlt. Eine nachträgliche Ergänzung ist auch schon 100 Jahre alt. Die japanische Pianistin Mari Kodama hat daher mit ihrem Mann, dem Dirigenten Kent Nagano, eine neue Adaption erarbeitet und zusammen mit dem Deutschen Sinfonieorchester Berlin (DSO) eingespielt.
Das ist aber nur eine Überraschung dieser Box. Die zweite ist die ungewöhnlich gute konzeptionelle Abstimmung zwischen Klavier und Orchester, auch bei den anderen Konzerten. Sie gilt ebenso für das faszinierend gelungene Tripelkonzert zusammen mit Kolja Blacher, Violine, und Johannes Moser, Cello. Diese Aufnahme stammt bereits aus dem Jahr 2010 und ist schon einzeln veröffentlicht worden. Neu aufgenommen wurde nur das Nullte Klavierkonzert. Aber die Zusammenstellung macht deutlich, dass die Aufnahmen über einen Zeitraum von über zehn Jahren hinweg erarbeitet wurden. Mari Kodama hat sich ihren Beethoven mit Alfred Brendel erarbeitet. Und Kent Nagano, der von 2000 bis 2006 Chef des DSO war, erreicht mit diesem Orchester eine ebenfalls geradezu familiäre Vertrautheit.
Klavier und Orchester schlagen eine aufeinander abgestimmte Interpretation an, die außerhalb der gerade üblichen Trends liegt. Hier klingt nichts gehetzt, das moderne Klavier ist ausgesprochen klangschön. Der atmosphärische Wechsel, der mit dem dritten, in Moll gehaltenen Konzert eintritt, stellt sich auch ohne demonstrativen Nachdruck ein. In manchen, vor allem in den langsamen Sätzen wie etwa beim 4. Konzert, bewegt sich das Klavier geradezu tänzerisch durch die Partitur. Viele Details hört man in diesen bekannten Werken wie zum ersten Mal. (man)