Olympische Visionen
Thüringer Initiative will Bewerbung für Spiele 2030
(SID) - Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow dachte an einen Aprilscherz, DOSB-Präsident Alfons Hörmann ging auf Distanz: Eine neue Olympia-Initiative für eine deutsche Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2030 mit dem Schwerpunkt in Mitteldeutschland stieß in Sport und Politik (noch) nicht auf Gegenliebe. „Heute ist unstreitig der 19. 11. 2019 oder doch der 1. April?“, twitterte Ramelow. Und weiter: „Es bleiben einfach Fragen über Fragen, aber mir geht Bob Dylans Song durch den Kopf: The answer my friend, is blowin in the wind“, schrieb der Politiker der Linken. Hörmann gab zu Bedenken, dass der Weg zu einer erfolgreichen Olympiabewerbung „in eine völlig andere Dimension“führe.
Zuvor war bekannt geworden, dass sich in Thüringen eine neue Initiative für eine deutsche Bewerbung um Winterspiele formiert hatte. Biathlon ist für Oberhof vorgesehen, Erfurt für den Eisschnelllauf. Aber auch Weststädte wie Mannheim (Eishockey) und Garmisch-Partenkirchen (Ski alpin) sind in das Konzept eingebunden. „Wir glauben, dass die Zeit reif ist für eine solche Bewerbung“, sagte Mike Helios, Sprecher der VR-Bank in Bad Salzungen Schmalkalden, die die Initiative ins Leben gerufen hat. Die Idee sei am 30. Jahrestag des Mauerfalls geboren. „Die Politiker sollten nicht so viel reden, lieber machen und ein Signal Richtung Ostdeutschland senden. Dort fühlen sich viele abgehängt“, sagte Helios, der seine Unterlagen bereits an das Internationale Olympische Komitee geschickt hat.
Helios versteht sein Projekt aber als gesamtdeutsche Initiative. Die Wettkämpfe sollen vor allem kostengünstig in bestehenden Wintersportorten stattfinden, die Bürger will man durch Umweltfreundlichkeit überzeugen. Die Genossenschaftsbank hatte sich im Dezember 2018 im Sport bundesweit mit der Verpflichtung von Stefan Effenberg für das „Firmenkunden-Kompetenzteam Fußball“einen Namen gemacht.
„Die sportliche Infrastruktur stimmt“, sagte Oberhofs Bürgermeister Thomas Schulz, der auf die Investitionen in seiner Stadt hinwies. Der Bund hatte erst am vergangenen Freitag zehn Millionen Euro für die Biathlon-WM und die Rodel-WM in Oberhof 2023 bewilligt. „2030 bin ich sicher nicht dabei, aber Spiele zu Hause wären eine großartige Motivation für junge Athletinnen und Athleten“, sagte Bob-Olympiasiegerin Mariama Jamanka. Erstaunlich viel Sportprominenz hat sich bereits für das Konzept ausgesprochen. „Die Idee ist traumhaft. Sie ist zu schön, um wahr zu werden“, sagte Skisprungikone Jens Weißflog. Und der viermalige Biathlon-Olympiasieger Sven Fischer, in Schmalkalden geboren, meinte: „Die schon vorhandenen Sportstätten helfen uns dabei, die Umwelt zu schonen und die Nachhaltigkeit zu sichern.“
Alfons Hörmann meinte für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), es sei zwar erfreulich, wenn traditionsreiche Sportorte in Deutschland Interesse an einer Ausrichtung der Spiele bekunden würden. Doch er verwies auch auf die hohen Anforderungen wie die Errichtung eines Olympisches Dorfes oder die Notwendigkeit von neuer Infrastruktur für Medien und Transport.
Deutschland war zuletzt mit Bewerbungen aus München und Hamburg an der mangelnden Unterstützung durch die Bevölkerung gescheitert. Für die Sommerspiele 2032 gibt es eine Initiative für die Region Rhein Ruhr, auch wurde zuletzt Berlin als Kandidat für Sommerspiele ab 2030 genannt. Am Ende müsste sich der DOSB entscheiden, ob es um Sommeroder Winterspiele gehen soll.