Neues Kompetenzzentrum Amateurmusik entsteht
Laienmusikverbände haben ihren Sitz künftig direkt neben Trossingens Bundesakademie - Bau soll 2021 fertig sein
- „Meilenstein“, „Sensation“, ein „Zeichen nach draußen“: Der Neubau eines Kompetenzzentrums für Amateurmusik des Bundesmusikverbands Chor und Orchester (BDCO) bei der Trossinger Bundesakademie ruft bei allen Beteiligten Begeisterung hervor. Geplant ist eine gemeinsame Nutzung mit dem Deutschen Harmonikaverband (dhv) und der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung.
Die Entscheidung für den Standort Trossingen anstelle von Berlin oder Stuttgart bezeichnet Ernst Burgbacher als Bekenntnis zur Bundesakademie und zum ländlichen Raum. „Die Amateurmusik ist nicht vorwiegend in den großen Städten zuhause, sondern auf dem Land“, stellt er fest. Das Thema habe im Verband durchaus für kontroverse Diskussionen gesorgt.
Auch René Schuh, Direktor der Bundesakademie, betont: „Es ist eine große Sensation, dass der Standort hier abgesichert ist. Ein ganz tolles, vorwärtstreibendes Zeichen.“
Mit im Boot neben BDCO und Bundesakademie sind der Deutsche Harmonika-Verband dhv und die Stadt Trossingen, die als Eigentümerin des Grundstücks als Bauherrin fungiert. Bundesakademie und dhv werden im Neubau Räume mieten. In einem gemeinsamen Baugremium werden Verantwortliche aller beteiligten Organisationen und Einrichtungen vertreten sein, Gremiumsvorsitzender ist Ernst Burgbacher.
Dass das Kompetenzzentrum nun in Trossingen gebaut wird, betrachtet Bürgermeister Clemens Maier als wichtigen Baustein für die Musikstadt Trossingen, die damit ihren Status als „Zentrum der Amateurmusik in Deutschland“festige. Dhv-Präsident Jochen Haußmann geht davon aus, dass die künftige räumliche Nähe zwischen Verbänden und Bundesakademie zahlreiche Synergien schaffen wird: „Eine musikalische Win-win-Situation.“
Entstehen soll das neue Kompetenzzentrum so bald als möglich. Burgbacher und Architekt Günter Hermann gehen von einem Spatenstich Anfang des kommenden Jahres aus, 2021 soll der Neubau fertig sein. Finanziert wird das Gebäude vom Bund, Burgbacher schätzt die Kosten auf „oberhalb von zwei Millionen Euro“. In direkter Nachbarschaft nördlich der Bundesakademie sind 470 Quadratmeter Nutzfläche geplant, auf der künftig zwischen 20 bis 25 Mitarbeiter tätig sein sollen, sagt Lorenz Overbeck, Gecshäftsführer des BDCO. Die bisherigen Standorte des BDCO und dhv im Hohner-Areal und am Rudolf-Maschke-Platz werden aufgegeben.
Um den Neubau zu ermöglichen werden die neben der Bundesakademie gelegenen Garagen, Außenlager sowie die Trafostation auf ein Grundstück weiter westlich an der Aixheimer Straße verlegt. Dieses bietet auch genug Platz für weitere Parkmöglichkeiten. „Das bringt auch Entspannung für die Anwohner“, so Burgbacher. Während bestimmter Veranstaltungen in der Bundesakademie suche man im Wohnviertel derzeit oft verzweifelt nach Parkplätzen.
Für die Bundesakademie kommt das neue Kompetenzzentrum auch deshalb gerade recht, weil das Haus in Sachen Büroräumen inzwischen an seine Grenzen kommt. „Wir haben etwas expandiert“, sagt Schuh. Für große Projekte würden oft Mitarbeiter auf zeit angeworben, die Platz zum Arbeiten benötigen.
Rund 60 Jahre reicht die Verbindung zwischen Bundesakademie und Amateurmusikverbänden zurück: Die 1956 gegründete „Arbeitsgemeinschaft
der Volksmusikverbände“(AVV) machte sich schnell bundesweit als anerkannte Fürsprecherin der Laienmusik bekannt, der die Gründung der Bundesakademie in Trossingen zu verdanken ist. 2003 wurde die AVV in Bundesvereinigung Deutscher Orchesterverbände (BDO) umbenannt, die sich inzwischen mit der Bundesvereinigung Deutscher Chorverbände (BDC) zum gemeinsamen Dachverband, der Bundesvereinigung Deutscher Chor- und Orchesterverbände (BDCO) zusammengeschlossen hat. Die engen Verbindungen zur Bundesakademie blieben bestehen.
„Schon lange war die räumliche Nähe zur Bundesakademie ein Wunsch des BDO“, sagt Ernst Burgbacher, der der Vereinigung jahrelang als Präsident vorstand. Nach vielen Gesprächen konnte die Idee vor rund drei Jahren konkret angegangen werden. Ausschreibung und Architekt sind bereits bestellt, der Bundestag hat die entsprechenden Fördermittel bewilligt. „Wir können zu meiner großen Freude jetzt loslegen“, so Burgbacher.