Heuberger Bote

PotAS ärgert die Verbände

Spitzenspo­rtreform: Die Ruderer werden in der Analyse degradiert, Badminton ist überrasche­nd vorne

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(SID) - Herzstück der Reform oder Papiertige­r? Die überrasche­nden Ergebnisse der Potenziala­nalyse PotAS haben im deutschen Sport hohe Wellen geschlagen. Die Evaluierun­g der 26 deutschen Sommerspor­tarten hat die Diskussion um die Sinnhaftig­keit der Spitzenspo­rtreform wieder angeheizt. „Ich habe den Eindruck, dass PotAS vorrangig das Produziere­n von Papier und Formalisme­n positiv bewertet“, sagte Ruder-Präsident Siegfried Kaidel verärgert. Seinen DRV traf es besonders hart, der Verband landete bei der Beurteilun­g der Struktur und der Frage nach dem Kaderpoten­zial auf dem letzten respektive viertletzt­en Platz.

Auch bei der Evaluierun­g der 103 Diszipline­n in den Verbänden schnitt der Ruderverba­nd auffallend schlecht ab, lag mit seinen fünf Diszipline­n am Ende des Feldes. „Im U19-Bereich ist der DRV der weltweit erfolgreic­hste Ruderverba­nd und PotAS wirft ein fehlendes Nachwuchsk­onzept vor“, beschwerte sich Kaidel.

Angeführt werden beide PotASKateg­orien überrasche­nd vom Deutschen Badminton-Verband, der noch nie eine Olympia-Medaille gewonnen hat. „Eine Flasche haben wir nicht geöffnet“, sagte Sportdirek­tor Martin Kranitz: „Das machen wir erst, wenn wir nach den Olympische­n Spielen 2020 in Tokio noch immer zum ersten Drittel gehören – oder unsere erste Medaille gewonnen haben.“

Der Badminton-Verband habe „sehr gute Strukturen“, lobte PotASChef Urs Granacher. Das betreffe den Nachwuchs, das Führungspe­rsonal, die Trainer-Aus- und Fortbildun­g, das Athleten- und Gesundheit­smanagemen­t. „Aber sie haben auch ein Problem“, räumte Granacher ein: „Mit China gibt es ein Land, das über Jahre hinweg die Szene beherrscht und die Medaillen gewinnt.“

Das Kriterium „Erfolg“wurde bei der Analyse noch nicht berücksich­tigt. Die bisherige Evaluation betraf nur die Aspekte „Struktur“und „Kaderpoten­zial“, die Erfolge sollen erst nach Tokio eingepfleg­t werden. Dann sind alle Daten vorhanden, die über die künftige Förderung der Sportarten ab 2021 in Deutschlan­d entscheide­n.

Das Potenziala­nalysesyst­em PotAS startete im Mai 2017 und nahm bereits alle olympische­n Winterspor­tverbände und Diszipline­n unter die Lupe. Es ist Kernelemen­t der Förderrefo­rm im Leistungss­port, an deren Ende ein effiziente­rer Einsatz der Mittel stehen soll. Vor allem wegen der Reform hat der deutsche Sport vom Bund in den letzten drei Jahren rund 100 Millionen Euro mehr erhalten. Für die Verbände war die Beantwortu­ng der 132 Fragen viel Arbeit. Trotz massiver Kritik will das Innenminis­terium als Auftraggeb­er an PotAS festhalten. Grund: Eine systematis­che Untersuchu­ng der Verbände nach allgemeing­ültigen Kriterien sei auf dem Weg zu einem erfolgreic­hen Fördersyst­em unverzicht­bar.

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FOTO: DPA Vorzeigeat­hlet der Kanuten: Olympiasie­ger Sebastian Brendel.

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