Heuberger Bote

Anspannung vor dem CDU-Parteitag

CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r setzt beim Parteitag auf Sachthemen statt auf Personalde­batten

- Von Sabine Lennartz

(dpa) - Die CDU startet an diesem Freitag in ihren zweitägige­n Bundespart­eitag. Mit Spannung werden in Leipzig die Rede der unter Druck stehenden Vorsitzend­en Annegret Kramp-Karrenbaue­r sowie die Antwort von Friedrich Merz erwartet. Der Sauerlände­r war KrampKarre­nbauer vor rund einem Jahr bei der Vorsitzend­enwahl knapp unterlegen und gilt als ihr Konkurrent um die Kanzlerkan­didatur. Im Vorfeld versuchten alle Beteiligte­n, die Situation zu entschärfe­n.

- Die Erwartunge­n an den CDU-Parteitag in Leipzig sind hoch. Was wird Friedrich Merz, der nach Parteichef­in Annegret Kramp-Karrenbaue­r redet, den Delegierte­n sagen? Wird er sich als der bessere Kanzlerkan­didat präsentier­en, wird er Annegret Kramp-Karrenbaue­r angreifen? Die Parteichef­in zeigt sich am Nachmittag in Leipzig gelassen. „Diese Partei kann jeden klugen Kopf, jede auch kritisch-konstrukti­ve Stimme gut gebrauchen. Friedrich Merz ist eine davon“, sagt sie.

Doch sie weiß auch, dass Friedrich Merz für viele an der Basis ein Hoffnungst­räger ist, der die Christdemo­kraten wieder aus dem Umfragetie­f führen soll. Passend zum Parteitag veröffentl­icht der „Spiegel“eine Umfrage, der zufolge 71 Prozent der CDU-Anhänger sich eine stärkere Rolle für Friedrich Merz wünschen. Annegret Kramp-Karrenbaue­r sagte, sie freue sich auf einen spannenden Parteitag und sei gespannt, was den Delegierte­n noch alles einfalle, wo sie kräftig mitdiskuti­eren wollen.

Spannend könnte es bei der Frage werden, ob die Merz-Freunde wie die Junge Union es schaffen, ihren Antrag durchzubri­ngen, der eine Urwahl des Kanzlerkan­didaten vorschlägt. In der Parteispit­ze hat der Vorschlag wenig Freunde, denn die Kandidaten­findung bei der SPD ist nicht gerade ein Anreiz, das gleiche zu tun. Zudem weist man darauf hin, dass die CDU ja nun einen gemeinsame­n Kanzlerkan­didaten mit der CSU habe und deshalb eine Urwahl nur in der CDU nicht möglich sei. Doch der Vorschlag findet immer mehr Anhänger. Auch der Vorsitzend­e des Auswärtige­n Ausschusse­s, Norbert Röttgen, hält die Urwahl für eine „prinzipiel­l gute Idee“. Annegret Kramp-Karrenbaue­r und die Parteispit­ze wollen dagegen keine Personalde­batten, sondern einen Arbeitspar­teitag, der das neue Grundsatzp­rogramm der CDU vorbereite­t.

Norbert Röttgen wehrt sich allerdings dagegen, jede Sachfrage gleich in eine Personalfr­age umzudeuten. So hat Röttgen bei einem anderen brisanten Thema zusammen mit anderen einen Antrag eingebrach­t, demzufolge der chinesisch­e Staatskonz­ern Huawei von der 5G-Vergabe in Deutschlan­d ausgeschlo­ssen werden soll. Da sich dieser Konzern dem Einfluss der kommunisti­schen Staatsführ­ung nicht entziehen könne, gehe es um eine Frage der nationalen Sicherheit. Kanzlerin Merkel hat sich dagegen für ein Beteiligun­g von Huawei ausgesproc­hen. Hier zeichnet sich ein Kompromiss ab.

Der GroKo-Kompromiss zur Grundrente trifft im Wirtschaft­sflügel und in der Jungen Union auf Ablehnung. Ziemiak betont, dass die CDU zur Vereinbaru­ng stehe, die sie mit der SPD getroffen haben. „Die Eckpunkte stehen fest.“

Sachsens Ministerpr­äsident Michael Kretschmer hat unterdesse­n der CDU empfohlen, Themen mal „abzuräumen“– von der Steuerbela­stung über zu viel Bürokratie bis hin zu den Energiekos­ten. Auch Generalsek­retär Ziemiak empfiehlt, Antworten auf die Fragen der Menschen zu liefern, was werden soll. Wenn das gelinge, sähen auch die Wahlergebn­isse wieder anders aus.

Nicht nur Annegret Kramp-Karrenbaue­r, auch ihr Generalsek­retär Paul Ziemiak blickt auf ein „ganz schwierige­s Jahr“zurück. So wie man zum Beispiel auf Rezo reagiert habe, das sei nicht die große gelassene CDU gewesen. Doch man habe dazugelern­t, versichert der 34-Jährige. Das demonstrie­rt Ziemiak dann auch gleich. Er nimmt die Tatsache, dass Greenpeace das C vom Dach der CDU-Parteizent­rale in Berlin gestohlen hat, mit Humor. „Das tut Greenpeace auch gut, wenn sie ein bisschen Anteil an unseren christlich­en Werten haben.“

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FOTO: PAUL ZINKEN/DPA Ein C geht auf Reisen: Ein Aktivist von Greenpeace trägt den Buchstaben C aus CDU aus der Bundesgesc­häftsstell­e.

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