Frankreich will eine Zeitenwende
Das Land geht mit schärferen Gesetzen und viel Geld gegen die Gewalt vor
(dpa) - Frankreich will Frauen besser vor Gewalt schützen. Die Regierung kündigte am Montag Dutzende Maßnahmen zur Bekämpfung von Partnerschaftsgewalt an – darunter auch Gesetzesverschärfungen. Diese Maßnahmen müssten der Elektroschock sein, den die Gesellschaft brauche, sagte Frankreichs Premier Édouard Philippe.
Zukünftig sollen zum Beispiel Menschen, die andere in den Suizid treiben, leichter bestraft werden können, kündigte der Premier an. Es werde auch eindeutiger definiert, was Gewalt ist – psychische Gewalt werde dabei besser berücksichtigt. Außerdem soll die ärztliche Schweigepflicht gelockert werden, damit Ärzte in Notfällen ihre Patientinnen besser schützen können. Im kommenden Jahr werde die Regierung mehr als eine Milliarde Euro für die Gleichstellung der Geschlechter bereitstellen – davon sind 360 Millionen Euro für den Kampf gegen Gewalt gegen Frauen.
In Frankreich wird über das Thema seit Monaten debattiert. Gleichstellungsministerin Marlène Schiappa rief im Sommer einen runden Tisch ins Leben. Aktivistinnen hatten der Regierung damals vorgeworfen, nicht ausreichend zu handeln und Druck aufgebaut. Am Wochenende demonstrierten Zehntausende in Paris gegen Gewalt gegen Frauen. Seit Monaten kleben Aktivistinnen in Paris und anderen Orten Frankreichs Plakate, die auf die Gewalt aufmerksam machen sollen. Auch französische Medien haben sich mit Sprache auseinandergesetzt, die sie im Zusammenhang mit Femiziden – also tödlicher Gewalt gegen Frauen – nutzen. Zukünftig werde niemand mehr denken können, dass Partnerschaftsgewalt unvermeidlich ist, sagte Gleichstellungsministerin Schiappa im Interview der Zeitung „Le Figaro“. Noch vor wenigen Jahren sei in den Medien von leidenschaftlichen Dramen gesprochen worden. „Niemand war empört über die Zahl der getöteten Frauen, seit Generationen zwischen 130 und 150 pro Jahr“, so Schiappa.