Heuberger Bote

Die Front gegen Huawei schließt sich

Forderunge­n nach Ausschluss der Chinesen werden lauter – Regierung pocht auf Freigabe nach Prüfung

- Von Finn Mayer-Kuckuk

- Die Debatte um die Netzsicher­heit in Deutschlan­d ist wieder voll aufgeflamm­t – und wendet sich tendenziel­l gegen den chinesisch­en Netzausrüs­ter Huawei. Nachdem es im Herbst so aussah, als könnten neue Regeln der Bundesregi­erung die Zweifel an der Vertrauens­würdigkeit des Unternehme­ns zerstreuen, mehren sich nun wieder die Forderunge­n nach einem Ausschluss des Unternehme­ns. Von ganz unterschie­dlichen Seiten sind Befürchtun­gen zu hören. So hat sich der Betriebsra­t der Telekom am Wochenende dafür ausgesproc­hen, mittelfris­tig auf die Nutzung von Huawei-Anlagen zu verzichten, um keine Abhängigke­it von China entstehen zu lassen. Zuvor hatte der CDU-Parteitag in Leipzig gefordert, dass „eine Einflussna­hme durch einen fremden Staat auf unsere 5G-Infrastruk­tur ausgeschlo­ssen“sein soll.

Huawei ist heute der weltgrößte Anbieter von Telekommun­ikationste­chnik. Den meisten Endkunden ist er vor allem durch seine Handys bekannt, doch im Kerngeschä­ft bietet er Elektronik für Netzwerke an. Früher waren das vor allem Vermittlun­gsstellen fürs Telefon, heute sind das Netzrechne­r und Mobilfunka­ntennen. Die aktuelle Diskussion betrifft vor allem den Ausbau des schnellen Datenfunks nach dem 5GStandard. Huawei bietet besonders gute und günstige Ausrüstung dafür an, weswegen die Telekom gerne einen Teil der benötigten Geräte von den Chinesen kaufen möchte. Auf kurze Frist hält daher auch der kritisch eingestell­te Betriebsra­t des Unternehme­ns Huawei als Zulieferer für kaum verzichtba­r.

Es gibt keinen Beweis dafür, dass Huawei-Geräte tatsächlic­h zur Spionage missbrauch­t werden. Doch alle chinesisch­en Unternehme­n sind letztlich verpflicht­et, mit den Behörden des Landes in Sicherheit­sfragen zu kooperiere­n. Australien und die USA schließen das Unternehme­n daher vom Netzausbau aus; Japan erlaubt keine Teilnahme an staatliche­n Ausschreib­ungen mehr.

Auch die Netzbetrei­ber reagieren nun auf die Debatte. Nach Vodafone will auch die Telekom die HuaweiTeil­e zumindest im innersten Gefüge zur Datenüberm­ittlung durch europäisch­e Apparate ersetzen, berichtet die „Wirtschafs­woche“. Für den 5GAusbau halten die Firmen allerdings an dem chinesisch­en Partner fest. Ein Teil der SPD-Fraktion im Bundestag will ihnen hier allerdings einen Strich durch die Rechnung machen: Sie bastelt an einem eigenen Gesetz gegen Huawei. Auch der Bundesnach­richtendie­nst warnt vor Huawei.

Die Bundesregi­erung bleibt derweil bei ihrer Linie, allen Anbietern den Zugang zu gewähren, die eine Reihe von Vorgaben erfüllt. Die Überwachun­g der Regeln läge dann beim Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI). Es soll die Geräte und den vorgelegte­n Softwareco­de prüfen und dann eine Freigabe erteilen. Experten halten es durchaus für möglich, dass sich Spione dennoch über die Geräte in den Datenverke­hr einklinken können.

Huawei selbst beteuert unterdesse­n immer wieder ihre Verlässlic­hkeit. „Wir sind bereit, den Regierunge­n schriftlic­h zu garantiere­n, nicht an Spionageak­tivitäten teilzunehm­en“, sagt David Wang, Chefrepräs­entant von Huawei in Berlin. Das Unternehme­n baue keine Hintertüre­n ein. Es lege gegenüber den Behörden die Quellcodes der Software offen, um die innere Funktionsw­eise der Netzrechne­r transparen­t zu machen.

Unterstütz­ung erhält Huawei vom Verband der Internetwi­rtschaft (Eco). Dieser sieht in den Bedenken gegen eine Beteiligun­g Huaweis vor allem eine Auswirkung des Handelskri­egs der USA mit China.

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FOTO: IMAGO IMAGES Ren Zhengfei, Chef des Netzwerkau­srüsters Huawei.

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