Gehstock hilft Senioren, sich unterwegs sicher zu fühlen
(dpa) - Ein Gehstock kann Senioren auf Reisen helfen, Unfälle zu vermeiden. Der Gleichgewichtssinn nehme mit zunehmendem Alter ab, erklärt Robert Steffen von der Universität Zürich. „Das erhöht die Sturzgefährdung.“Ältere Urlauber sollten nicht zu stolz sein, einen Gehstock mitzunehmen, wenn sie schon zu Hause ein bisschen unsicher auf den Beinen seien, sagte der Experte für Reisemedizin auf einer Veranstaltung in Berlin. Steffen verweist hier vor allem auf Kreuzfahrten. Bei unruhiger See kann das Schiff ganz schön schwanken. „Da erleben die Schiffsärzte eben doch relativ häufig, dass es zu Stürzen kommt.“
Das erste tragbare, aber noch mit einigen Kinderkrankheiten versehene Dialysegerät stellte der US-Nephrologe Victor Gura schon vor zehn Jahren vor. Die Kunstniere filtert die giftigen Abfallstoffe mithilfe einer kleinen Pumpe und spezieller Filterkartuschen aus dem Blut. Zusammen mit Kollegen testete er 2015 dann ein verbessertes Gerät, das Patienten 24 Stunden an einem Gürtel mit sich herumtragen konnten. Doch die Studie mit zehn Patienten wurde wegen technischer Schwierigkeiten abgebrochen. Weitere klinische Studien mit einem erneut verfeinerten Gerät sind geplant.
In Italien arbeitet der Nierenspezialist Claudio Ronco seit langer Zeit an tragbaren Alternativen – in einer Weste oder als Rucksack. „Wir optimieren gerade die miniaturisierten Komponenten und arbeiten an einem Kreislauf mit AntithromboseBeschichtung“, erläutert Ronco. Testreif ist die Kunstniere aber noch nicht.
Grundsätzlich stehen alle Forscher dabei vor mehreren Herausforderungen: Der Gefäßzugang beim Patienten muss sicher sein, damit Blut in der richtigen Menge austritt und es nicht zu Verkeimungen und Infektionen kommt. Und es gilt Dialyse-Wasser zu sparen: Für die konventionelle Blutwäsche beim Arzt können 170 bis 210 Liter Waschlösung (Dialysat) nötig werden. Das tragbare US-Gerät hingegen kommt mit nur 0,4 Litern Wasser aus.
Die Wasserfrage sei wichtig, auch mit Blick auf Erkrankte in armen Ländern, in denen Wasser knapp ist, betont der Physiker Rainer Goldau. Am Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI/Leipzig) tüftelt er in enger Zusammenarbeit mit den Nierenspezialisten der Uniklinik Rostock an der Idee, Menschen die körperlich und psychisch anstrengende Blutwäsche zu erleichtern: Indem sie fortlaufend und dadurch schonender durch eine tragbare Kunstniere geschieht.
In Rostock wird derzeit an eine Prototyp getüfelt
Goldau ans Telefon zu bekommen gelingt nicht auf Anhieb, denn er fräst in der Werkstatt an einem Filter für den Prototyp und überhört das Klingeln. Seit er im vergangenen Sommer eine Idee hatte, um den
Wasserverbrauch zu minimieren und die Blutreinigung zu vereinfachen, arbeitet er unermüdlich und auch – vorsichtig – optimistisch an einer tragbaren Kunstniere made in Rostock. Denn vor allem das WasserFilterverfahren erscheint so einfach und kostengünstig, dass es auch in armen Ländern eingesetzt werden könnte.
„Eis ist ein ganz wunderbarer Filter“, beschreibt Goldau. In der Tat kann jeder, der als Kind mal ein Zehncent-Wassereis gelutscht hat, bestätigen, dass nach dem Aussaugen des „Colageschmacks“nur pures, blankes Eis zurückbleibt. Diesen Effekt gefrierenden (Dialysat-)Wassers nutzen die Forscher nun, um den giftigen Harnstoff und die rund 130
In der Weste finden insgesamt mehrere Liter frisches und gebrauchtes Dialysat in unterschiedlichen Kammern Platz. Während das Blut durch eine von Dialysat umgebene Filterröhre fließt, wird es gereinigt: Schadstoffe treten durch die Filtermembran in das Wasser über. Alle paar Stunden dockt der Patient dann kurz an der Basisstation an. Das gebrauchte Dialysat wird abgelassen und gereinigt. 90 Prozent davon strömen recycelt als Frischwasser in die Weste zurück. Noch gebe es aber offene Fragen, sagt Goldau. Er hofft, dass die weitere Entwicklung bald Schub aufnimmt. „Die großen Hersteller waren bisher zögerlich“, berichtet Goldau. Ähnliches erlebte auch Claudio Ronco.
Liegt es am Geld, das Hersteller und Krankenhäuser mit den konventionellen Methoden verdienen? Eine herkömmliche Dialyse kostet pro Patient 40 000 Euro pro Jahr. Vor allem in armen Ländern, in denen Nierenkranke oft kaum Zugang zu Fachärzten haben, könnte eine Wasser sparende und relativ einfach zu wartende Kunstniere – neben der BauchfellDialyse – eine Alternative sein. Weltweit sterben rund eine Million Menschen pro Jahr an terminalen Nierenversagen, schätzt die Nationale Nierenstiftung der USA.