Kreis Rottweil will Mundart-Lexikon erstellen
Wörter wie Muggaseggele und Glotzbebbl sollen nicht vergessen werden
(pm) - Von „Muggaseggele“bis „Glotzbebbl“– die Dialekte, die man im Kreis Rottweil spricht, werden immer stärker verwässert, so der Rottweiler Landrat Wolf-Rüdiger Michel. Die letzten Dialektsprecher seien recht alt. „Dialekt wird zwar nicht überall gesprochen, aber es wird inzwischen überall über ihn gesprochen", ergriff Kulturdezernent Bernhard Rüth das Wort. Der Themenbereich „Dialekt und Identität“standen beim Kreisforum im Blickpunkt. Die Sprachgeografie sei insbesondere in der Region äußerst spannend. So liegt der Landkreis in der Übergangszone zwischen alemannischer und schwäbischer Mundart. „Das Schwäbische verdrängt das Alemannische von Nord nach Süd“, merkte der Landrat an.
Der ehemalige Kreisrat Winfried Hecht hatte im Mai vorgeschlagen, ein lexikonartiges Handbuch zur Mundart im Kreis Rottweil zu erstellen. Nun soll das Projekt umgesetzt werden, wenn auch in etwas anderer Form.
So will der Kreis den Germanisten Rudolf Bühler vom Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen damit beauftragen, verschiedene Dialektformen zu dokumentieren und damit den Sprachstand, aber auch den Wandel des Dialekts abzubilden. Geplant sind Interviews mit älteren und jüngeren Dialektsprechern aus den Kreisgemeinden, die auf Vorschlag der jeweiligen Verwaltungen aufgesucht werden.
Kreis steuert 35 000 Euro bei
Ein vergleichbares Forschungsprojekt wurde bereits im Landkreis Böblingen durchgeführt. Der Kreis Rottweil will 35 000 Euro für das Forschungsprojekt bereitstellen. Es soll von 2020 bis 2022 laufen. Am Ende ist eine Veröffentlichung der Ergebnisse geplant.
„Dialekt gehört zum Kulturgut“, machte Schumacher klar, wie sehr ihm das Thema am Herzen liegt. Klaus Schätzle (SPD) war ebenfalls Feuer und Flamme, regte aber an, kein Lexikon zu erstellen, sondern vielmehr die Menschen Geschichten erzählen zu lassen, um ein richtiges Lebensbild zu bekommen. „Schwäbische Wörterbücher gibt es schon. So etwas soll es nicht werden“, bekräftigte Rüth. Die Interviews wolle man dann ins digitale Magazin des Kreisarchivs einstellen.
Claudia Irion (Grüne) sprach sich dafür aus, nicht nur ein gedrucktes Werk zu veröffentlichen, sondern die Ergebnisse auch digital zugänglich zu machen, etwa in einer App. "Es soll kein Heimatmuseum für alte Wörter sein, sondern gut rübergebracht werden", fand auch Franz Moser (CDU).
„Wir sollten das eine tun, und das andere nicht lassen“, sagte Rüth dazu. Schließlich soll das entstandene Werk nicht nur zum Identitätsgefühl beitragen, sondern auch als Basis für Bildungsarbeit dienen.