Heuberger Bote

Eine Branche am Gängelband

- Von Andreas● Knoch

Die massiven Proteste der Bauern in der Bundeshaup­tstadt sind vordergrün­dig Ausdruck der Gängelung einer ganzen Branche. Ob Insektensc­hutz oder Agrarpaket – die Liste an Vorschrift­en und Verordnung­en, an die sich Landwirte halten müssen, wird immer länger, die Bürokratie immer allumfasse­nder. Und als wäre das alles nicht schon genug, kommen das miese Image der Bauern in Teilen der Öffentlich­keit, die fehlende Anerkennun­g ihrer Arbeit und der mangelnde Respekt noch obendrauf. Dass die Landwirte ihrem Ärger Luft machen, ist nur allzu verständli­ch.

Beim eigentlich­en Anlass der Trecker-Sternfahrt nach Berlin, den strengeren Düngeregel­n, liegen die Bauern aber falsch. Denn an der zu hohen Nitratbela­stung im Grundwasse­r in Teilen der Republik gibt es nichts zu rütteln. Das ist im Südwesten nur punktuell ein Thema. In Regionen mit intensiver Tierhaltun­g wie in Niedersach­sen sieht das aber anders aus. Dort sind 60 Prozent des Grundwasse­rs in einem schlechten Zustand. Und die Landwirtsc­haft ist der Hauptverur­sacher.

Dass die Bürger ihr Trinkwasse­r trotzdem ohne Bedenken genießen können, liegt an den Wasservers­orgern, die mit immer größerem Aufwand dafür sorgen, dass der von der EU vorgegeben­e Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter nicht überschrit­ten wird. Die Versuche, die Richtigkei­t der Daten an den Nitratmess­stellen in Zweifel zu ziehen, erinnert stark an die Versuche der Automobill­obby in der Dieselkris­e – die damit aber auch nicht durchkam.

Nein, in diesem Punkt ist die Landwirtsc­haft in der Pflicht, endlich konstrukti­ve Vorschläge für einen geringeren Nitrateint­rag in den belasteten Gebieten vorzulegen. Das ist sie nicht nur den dort lebenden Bürgern schuldig. Es ist auch in ihrem eigenen Interesse. Andernfall­s drohen in spätestens zwei Jahren gerichtlic­h angeordnet­e Düngeverbo­te. Die in solchen Auseinande­rsetzungen nicht zimperlich­e Deutsche Umwelthilf­e hat sich bereits in Stellung gebracht und die Landesregi­erungen in Niedersach­sen und Nordrhein-Westfalen verklagt.

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