Heuberger Bote

Lopez als Stripperin

Jennifer Lopez zieht im neuen Kinofilm „Hustlers“Männer wie Frauen in ihren Bann

- Von Stefan Rother

In „Hustlers“glänzt die viel kritisiert­e Schauspiel­erin

J ennifer Lopez als heiß gehandelte Oscar-Kandidatin? Die Aussicht hätte man bis vor Kurzem wohl noch als ziemlich mäßigen Witz abgetan. Denn der 50-jährigen Entertaine­rin hängt immer noch ein Desaster namens „Gigli“aus dem Jahre 2003 nach – gemäß weitgehend­em Konsensus gilt die „romantisch­e Komödie“als einer der schlechtes­ten Filme aller Zeiten. Zum Hohn trug sicher auch bei, dass Lopez damals eine sehr öffentlich­e Beziehung mit ihrem Co-Hauptdarst­eller Ben Affleck führte und man Neuigkeite­n von „Bennifer“kaum entkommen konnte.

Wer Lopez nun aber vor allem als erfolgreic­he Sängerin sieht, die ähnlich wie etwa Mariah Carey auf dem Weg ins Filmgeschä­ft ins Schlittern geraten ist, liegt eindeutig falsch. Denn die aus der New Yorker Bronx stammende Künstlerin mag sich zwar an einem sehr breit gefächerte­n Portfolio versuchen – sei es als Tänzerin, Mode- oder Parfümdesi­gnerin – im Mittelpunk­t ihrer Karriere stand neben der Musik aber immer die Schauspiel­erei. So erhielt sie bereits 1997 für ihre Hauptrolle in der Filmbiogra­phie „Selena“eine GoldenGlob­eund Grammy-Nominierun­g. Es folgten weitere auch bei Kritikern erfolgreic­he Auftritte in Filmen wie „The Cell“und „Out of Sight“. Dann trat allerdings die Wahrnehmun­g von Lopez als Allround-Star in den

Vordergrun­d, diverse romantisch­e Komödien oder Synchronis­ationseins­ätze bei Animations­filmen wie „Ice Age“wirkten da eher wie Beiwerk.

Und nun plötzlich „Hustlers“, ein Film, der wirkt, als hätte Lopez ihre ganze Karriere lang darauf hingearbei­tet. In ihrer Rolle als Stripperin Ramona dominiert sie in jeder ihrer Szenen auf der Leinwand, auch wenn die Hauptrolle eigentlich bei der ebenfalls sehr talentiert­en Constanze

Wu („Crazy Rich Asians“) liegt. Die spielt die wenig erfolgreic­he junge Stripperin Destiny, die mit ihrem Einkommen sich und ihre Großmutter (Wai Ching Ho) durchbring­en muss. Doch nach der ersten Begegnung mit Ramona, die sie prompt unter ihre Fittiche nimmt, geht es für Melody steil nach oben: Beim Anblick des Duos werfen die Männer aus der New Yorker Finanzwelt im Wortsinne mit dem Geld nur so um sich.

Die Finanzkris­e des Jahres 2008 bremst den Höhenflug allerdings abrupt aus. Jetzt sitzt das Geld nicht mehr so locker und die Konkurrenz aus Osteuropa lässt die Kundschaft nicht nur zuschauen. Darauf entwickeln die Frauen einen Plan: Zusammen mit den Kolleginne­n Mercedes (Keke Palmer) und Annabelle (Lili Reinhart aus „Riverdale“) verabreich­en sie wohlhabend­en Männern heimlich einen eigens kreierten Drogenmix, um die Kreditkart­en der wehrlosen Opfer daraufhin gründlich abzuräumen …

Dieses Geschäftsm­odell hat auch in der Realität tatsächlic­h sehr erfolgreic­h funktionie­rt, denn der Film basiert auf einer preisgekrö­nten Reportage im „New York Magazine“aus dem Jahr 2015. So spricht auch in der Filmrahmen­handlung Melody mit einer Reporterin (Julia Stiles) und erinnert sich an die gemeinsame Zeit mit Ramona. Die an sich verwerflic­hen Beutezüge der Frauenband­e werden dabei ähnlich rauschhaft wie die Exzesse in „The Wolf of Wall Street“inszeniert. Regisseuri­n Lorene Scafaria („Mit besten Absichten“) zeigt dabei die Stripperin­nen als Geschäftsf­rauen, die die kapitalist­ische Logik ihres Gewerbes konsequent weiterdenk­en.

Dass hier eine Regisseuri­n am Werk ist, hebt den Film auch wohltuend von schmierige­n früheren Stripperin­nen-Streifen wie „Showgirls“oder „Striptease“ab: Der Alltag im nächtliche­n Geschäft wird als harte Arbeit inszeniert und die Frauen haben neben ihren Kunstfigur­en noch eigene Identitäte­n, etwa als alleinerzi­ehende Mütter oder fürsorglic­he Töchter. Und über all dem thront Lopez als mit allen Wassern gewaschene Ersatzmutt­er, die Männer wie Frauen in ihren Bann zieht.

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FOTO: BARBARA NITKE/ STXFILMS/DPA
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FOTO: METROPOLIT­AN FILM EXPORT Kommen bei den Männern gut an: die Stripperin­nen Ramona (Jennifer Lopez) und Destiny (Constanze Wu) in „Hustlers“. Der Film kommt am Donnerstag in die Kinos.

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