Heuberger Bote

Trotz üppigem Haushalt viel Kritik an Scheuer

Verkehrsmi­nister wird das Maut-Debakel nicht so schnell los – Viel zusätzlich­es Geld für die Bahn

- Von Sabine Lennartz

- Eines bestreitet niemand: Dass der Verkehrset­at in diesem Jahr als drittgrößt­er Etat von 31,5 Milliarden und mit 10,8 Milliarden Investitio­nen ein beachtlich­er Posten des Bundeshaus­halts ist. Darauf weist Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) vor den Haushaltsb­eratungen des Bundestags schon im Morgenmaga­zin stolz hin. Es sei ein Haushalt, der in die Zukunft investiere, in die Verkehrsin­frastruktu­r und die Bahn. Rekordinve­stitionen seien ja keine Selbstvers­tändlichke­it. Die Bürger freuten sich, wenn das Straßennet­z besser ausgebaut werden und Straßen und Autobahnen in gutem Zustand sind. Es gebe Rekordinve­stitionen, für das nächste Jahrzehnt seien der Bahn 89 Milliarden zugesagt. Regionalve­rkehre sollten sich erhöhen, neue Strecken gebaut werden. Der Ausbau des Schienenne­tzes sei gleichzeit­ig eine klimafreun­dliche Investitio­n.

Trotzdem ging die Opposition hart mit Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) ins Gericht: Schon vor Beginn der Haushaltsb­eratungen hat der Verkehrsex­perte Oliver Krischer von den Grünen Scheuer als

„Minister für Dieselfahr­verbote, Funklöcher und Zugverspät­ungen“bezeichnet. Und auch Christoph Meyer von der FDP sagte in der Haushaltsd­ebatte, Scheuer mache Politik frei nach dem Film „Die Faszinatio­n des Grauens“. Er versage bei allem, was er anfasse. Bei der Maut gebe es heimliche Absprachen, windige Details und der Bundesrech­nungshof spreche von einer Verletzung des Vergaberec­hts. Deshalb sei der Untersuchu­ngsausschu­ss richtig.

Der Grünen-Politiker Krischer erwartet sogar bis zu einer Milliarde Einnahmeau­sfälle durch die Maut. Zwei Linken-Abgeordnet­e haben wegen der Verstöße gegen das Vergabeund Haushaltsr­echt beim Maut-Vertrag Strafanzei­ge gegen Scheuer gestellt. Scheuer soll den Vertrag ungeachtet des anstehende­n Urteils des Europäisch­en Gerichtsho­fes zur deutschen Maut vergeben haben, als noch keine Rechtssich­erheit bestand. Die Betreiber Kapsch und CTS Eventim machen Schadenser­satz

geltend. Es geht um Forderunge­n in Millionenh­öhe, mit denen sich nun der Untersuchu­ngsausschu­ss beschäftig­t. Laut dem Meinungsfo­rschungsin­stitut Civey meinen drei Viertel der Deutschen, Scheuer solle zurücktret­en. Er selbst sieht dazu keinen Grund, er geht in die Offensive. Deutschlan­d sei mobil und digital, und die ganz neue Hochmoselb­rücke sei ein Beweis, dass die Infrastruk­tur verbessert werde.

Lob von der Bahn-Lobby

Der CDU-Abgeordnet­e Rüdiger Kruse springt dem Minister zur Seite: Wenn die AfD dem Minister vorwerfe, er vernachläs­sige die Straßen und den Autoverkeh­r und die Grünen meinen, er gebe zu viel Geld für die Straße und zu wenig für die Bahn aus, dann zeige das: „Wir sind Deutschlan­ds starke Mitte.“Die Allianz für die Schiene spreche sogar vom „besten Haushalt seit Langem“. Solches Lob von einer Lobbyorgan­isation gebe es selten.

Auch Sören Bartol von der SPD meint: „Wir machen es möglich, dass Deutschlan­d endlich aufholt.“Man wolle nicht weniger Mobilität, sondern eine andere Art von Verkehr. Durch die Planungssi­cherheit von zehn Jahren werde der Nahverkehr gestärkt und mit elf Milliarden ein „zusätzlich­er Push“für die Schiene erreicht.

Scheuer zeigt sich selbstbewu­sst: Der Haushalt sei der Beweis, dass das Verkehrsmi­nisterium ein Investitio­nsminister­ium, ein Wiedervere­inigungsmi­nisterium und ein Service-Ministeriu­m sei. „Es gibt so viel Geld wie nie zuvor für die Bahn“, sagte der Minister. Er lasse es aber nicht zu, dass von allen Seiten an der Bahn gezerrt werde, zum Schaden des Konzerns. „Denn die Bürger wollen eins: schnelle Züge, bessere Umstiege, mehr Pünktlichk­eit und natürlich eine bessere Preisstruk­tur. Und daran lassen Sie uns arbeiten“, fordert der Minister im Bundestag die Abgeordnet­en auf.

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FOTO: DPA Angriff ist die beste Verteidigu­ng: Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) im Bundestag.

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