Unzufriedenheit trotz Rabatten
Bahnkunden bewerten die Leistungen des Konzerns nur mit „befriedigend“
- Die meisten Fahrgäste der Deutschen Bahn im Fernverkehr sind mit verbilligten Tickets auf Reisen. Das ergab eine Umfrage des Verkehrsclubs Deutschland (VDC) unter gut 1000 Fahrgästen. Nur jeder fünfte bezahlt danach den so genannten Flexpreis, der früher einmal Normalpreis hieß. Die große Mehrheit von 57 Prozent der Befragten bucht den Sparpreis. Weitere 29 Prozent besitzen eine Bahncard. „Die Bahn ist oft nicht so teuer, wie es immer heißt“, sagt der VCD-Sprecher für Bahnverkehr, Philipp Kosok.
Die Tester haben auch geprüft, ob und wann die Sparpreise verfügbar sind. In der Zeit zwei Monate bis zwei Wochen vor dem Abfahrtstermin gab es für nahezu alle geprüften Züge Rabatttickets. Der durchschnittliche Nachlass lag bei mehr als der Hälfte des Flexpreises. Eine Woche vor Fahrtbeginn konnten die Kunden noch für 90 Prozent der Züge einen Sparpreis ergattern. Zu diesem Zeitpunkt gibt es durchschnittlich noch einen Nachlass um 44 Prozent. 24 Stunden vor der Abfahrt sinkt der Anteil der Sparpreis-Züge auf 79 Prozent, die Höhe des Rabatts auf 33 Prozent
ab. „Man muss sich auskennen, um ein günstiges Tickt zu bekommen“, erläutert Kosok. Denn die Verfügbarkeit hängt auch vom Wochentag und der Tageszeit des Starts ab. Freitags und Sonntags gibt es vergleichsweise wenige günstige Fahrscheine, Dienstags und Mittwochs ist die Chance auf einen Nachlass am größten. Bei den Tageszeiten sind die Randstunden ab sechs Uhr morgens und ab 20 Uhr am preiswertesten.
Der VCD rät, sich von der Empfehlung einer möglichst frühen Buchung nicht verunsichern zu lassen. „Einen Monat im Voraus haben Sie die besten Chancen“, stellt der Verkehrsclub fest. Zu diesem Zeitpunkt seinen die meisten Sparpreise verfügbar und der Rabatt am höchsten. Die Deutsche Bahn sieht sich durch den Bahntest bestätigt und verweist auf die anstehende Preissenkung um zehn Prozent, sobald die Mehrwertsteuer für Fernfahrten gesenkt wird. „Mehr Bahn für weniger Geld ist für uns kein abstraktes Ziel“, versichert der für den Personenverkehr zuständige
Vorstand Berthold Huber. Der VCD sieht jedoch auch bei den Preisen noch Handlungsbedarf. Die Trassenpreise müssten sinken, damit sich auch der Bahnverkehr in abgelegenere Gebiete für die Betreiber lohne, fordert VCD-Chefin Kerstin Haarmann. Den Wunsch nach niedrigeren Fahrtkosten teilen die befragten Bahnfahrer.
Danach befragt erteilten sie der Bahn im Test nur die Note 3,4. Noch schlechter finden sie lediglich die Pünktlichkeit der Züge, die sie mit 3,5 bewerten. Die Fahrtdauer mit 2,4 und die Direktverbindungen mit 2,8 schnitten deutlich besser ab. Es gibt auch positive Meinungen über das Angebot. Vor allem die Online-Buchungsmöglichkeiten begrüßen die Fahrgäste. Im Gesamtdurchschnitt haben die Kunden der Bahn eine 2,8. „Befriedigend reicht nicht“, sagt Haarmann und verlangt auch von der Bundesregierung mehr Engagement für die Schiene.
Sonst sei das Ziel, die Zahl der Passagiere innerhalb der nächsten zehn Jahre zu verdoppeln, nicht erreichbar. Immerhin steigert die Bahn ihre Kapazitäten allmählich. Laut Vorstand Huber wird alle drei Wochen ein neuer ICE 4 ausgeliefert.