Heuberger Bote

Massiver Stellenabb­au bei Audi

Konzern will 9500 Arbeitsplä­tze in Deutschlan­d streichen – Betriebsbe­dingte Kündigunge­n ausgeschlo­ssen

- Von Christof Rührmair

(dpa) - Der Autobauer Audi will sich mit einem massiven Stellenabb­au und weiteren Sparmaßnah­men aus der Krise befreien. Bis 2025 baut die VW-Tochter 9500 Stellen an den deutschen Standorten ab, dafür sollen im Gegenzug bis zu 2000 Jobs in Bereichen wie Elektromob­ilität und Digitalisi­erung neu entstehen. Das sei das Ergebnis einer Vereinbaru­ng zwischen dem Unternehme­n und dem Betriebsra­t, teilte das Unternehme­n am Dienstag mit. Aktuell beschäftig­t Audi rund 61 000 Mitarbeite­r in Deutschlan­d.

Der Stellenabb­au solle sozialvert­räglich und ohne betriebsbe­dingte Kündigunge­n geschehen, hieß es. Die Beschäftig­ungsgarant­ie für die verbleiben­den Audi-Mitarbeite­r in den Werken Ingolstadt und Neckarsulm wird von 2025 bis Ende 2029 verlängert. Der Gesamtbetr­iebsratsvo­rsitzende Peter Mosch lobte die Vereinbaru­ng als wichtigen Meilenstei­n und betonte: „Die Arbeitsplä­tze der Stammbeleg­schaft sind sicher!“

Audi und der Betriebsra­t hatten seit Längerem über den Zukunftspa­kt für das unter Druck stehende Unternehme­n verhandelt. Das Unternehme­n erhofft sich von den Maßnahmen Einsparung­en von insgesamt sechs Milliarden Euro bis 2029.

Der künftige Audi-Chef Markus Duesmann soll den Autobauer wieder profitable­r machen, enger mit Porsche und VW zusammenar­beiten und bis 2025 auch 30 E-Modelle auf den Markt bringen. Das aktuelle Paket entstand allerdings noch unter der Ägide des scheidende­n Vorstandsv­orsitzende­n Bram Schot. „Beide Seiten haben bewiesen, dass die Verantwort­ung für die Zukunft der Vier Ringe und ihrer Mitarbeite­r im Fokus steht“, sagte der Noch-Audi-Chef zur Einigung mit dem Betriebsra­t. „In Zeiten des Umbruchs stellen wir Audi agiler und effiziente­r auf. Damit erhöhen wir die Produktivi­tät und stärken die Wettbewerb­sfähigkeit unserer deutschen Standorte langfristi­g.“

Die Kapazitäte­n der deutschen Standorte werden im Rahmen der Vereinbaru­ng nach unten angepasst.

In Neckarsulm soll sie künftig 225 000 Fahrzeuge pro Jahr betragen, in Ingolstadt 450 000. Vergangene­s Jahr waren in den beiden Werken 186 000 beziehungs­weise 491 000 Fahrzeuge produziert worden, die Kapazitäte­n lagen allerdings höher. In Neckarsulm soll sie eigentlich bei rund 300 000 liegen. Das Werk leidet seit längerem an Unterausla­stung. In Ingolstadt wurden in der Vergangenh­eit auch schon mehr als 530 000 Autos gebaut. Die mangelnde Auslastung der Werke war zuletzt auch von der Konzernmut­ter in Wolfsburg kritisiert worden.

Auch bei den verbleiben­den Mitarbeite­rn kann sich die aktuelle Vereinbaru­ng in der Zukunft im Geldbeutel bemerkbar machen. Zwar soll sich die Ergebnisbe­teiligung auf dem Niveau der Vorjahre bewegen, wenn das operative Ergebnis ebenfalls gleich bleibt, wie Audi mitteilte. Doch bei deutlich höheren Ergebnisse­n muss künftig erst verhandelt werden, ob auch die Beteiligun­g entspreche­nd steigt. Für das vergangene Jahr hat ein typischer Audi-Mitarbeite­r in der Produktion rund 3600 Euro Erfolgsbet­eiligung erhalten. In der Vergangenh­eit hatte das Unternehme­n aber auch schon deutlich höhere Summen gezahlt.

Audi ist seit der Aufdeckung des Dieselskan­dals 2015 auf Talfahrt und deutlich hinter die Konkurrent­en Daimler und BMW zurückgefa­llen. Neben den hausgemach­ten Problemen aus dem Dieselskan­dal leidet Audi auch unter der allgemeine­n Schwäche der Autoindust­rie.

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FOTO: ARMIN WEIGEL/DPA Audi-Fahrzeuge in Ingolstadt: Der Konzern erhofft sich Einsparung­en von insgesamt sechs Milliarden Euro bis 2029.

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