Deutscher soll aus US-Haft entlassen werden
Diplomatensohn Söring saß wegen Mordes drei Jahrzehnte lang im Gefängnis
RICHMOND (dpa) - Überraschende Wende in einem der spektakulärsten Kriminalfälle der vergangenen Jahrzehnte: Der wegen Doppelmords in den USA verurteilte deutsche Diplomatensohn Jens Söring (53) kommt nach Jahrzehnten im Gefängnis auf Bewährung frei. Söring solle nun abgeschoben werden, entschied das zuständige Gremium im US-Bundesstaat Virginia, wie US-Medien unter Berufung auf das Büro des Gouverneurs des Bundesstaats, Ralph Northam, berichteten. Eine Begnadigung habe Northam aber abgelehnt.
Söring solle der Einwanderungsbehörde ICE übergeben und mit einem Wiedereinreiseverbot für die USA belegt werden. Unklar war zunächst, ob der Diplomatensohn, der wegen des Mordes an den Eltern seiner damaligen Freundin im Jahr 1985 zu zweimal lebenslanger Haft verurteilt worden war, nach Deutschland zurückkehrt. Der brutale Doppelmord hatte international viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
Der Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung, Peter Beyer (CDU), begrüßte die Entscheidung. Die Bundesregierung hatte sich schon seit Längerem für eine Freilassung auf Bewährung und Überstellung nach Deutschland eingesetzt. Beyer hatte Söring zweimal persönlich im Gefängnis in Virginia besucht. Es gab auch Kritik: Er sei „schockiert und empört“darüber, sagte Ben Cline, republikanischer Kongressabgeordneter des Bundesstaats Virginia.
In Lynchburg, einer Kleinstadt in Virginia, waren 1985 die Eltern von Elizabeth Haysom, Sörings damaliger Freundin, brutal erstochen worden. Die Leichen waren blutüberströmt. Nachdem das junge Paar in Verdacht geraten war und sich zur Flucht entschlossen hatte, wurde es 1986 in London gefasst und schließlich an die USA ausgeliefert. Haysom wurde wegen Anstiftung zum Mord zu zweimal 45 Jahren Haft verurteilt, Söring bekam zweimal lebenslange Haft. Auch die inzwischen 55 Jahre alte Kanadierin Haysom wird nun freigelassen und abgeschoben.