Heuberger Bote

Mathe muss kein Problemfac­h bleiben

Mit Selbstdisz­iplin und einer klaren Lernstrate­gie macht es irgendwann klick

- Von Sabine Meuter, dpa

M athematik? Damit tun sich viele Schüler und Studenten schwer. Schon allein der Gedanke an Sinus, Cosinus, Tangens und Co. versetzt viele in Angst und Schrecken – weil sie es nicht verstehen. Mitunter kommt regelrecht Panik auf. Denn nicht selten befürchtet manch einer, wegen mangelnder Mathematik­leistungen in der Schule oder im Studium zu scheitern. Doch Kopf hoch: Das Problem ist lösbar. „Man muss sich halt durchbeiße­n und die Sache mit Respekt angehen“, sagt der Bochumer Mathematik-Professor Herold Dehling. Womit er meint: sich regelmäßig hinsetzen und üben, dabei analytisch vorgehen.

„Einen einfachen Trick, eine Mathekrise zu überwinden, gibt es nicht“, stellt der Augsburger Realschull­ehrer Patrick Ditchen klar. Nötig ist vielmehr neben viel Selbstdisz­iplin eine klare Lernstrate­gie.

Dabei kommt es bei Schulkinde­rn auch auf die Eltern an. „Statt sich über das Kind wegen der schlechten Mathenote zu ärgern und zu schimpfen, sollten sich Eltern mit dem Kind solidarisi­eren und gemeinsam überlegen, was künftig besser laufen muss“, rät Ditchen, der ein Buch zum Thema geschriebe­n hat. Wichtig ist aus seiner Sicht, dass Eltern ihr Kind psychisch stärken, indem sie signalisie­ren: Wir schaffen das gemeinsam, wir finden einen Weg, damit du deine Ziele erreichst.

„Hilfreich ist es, mit einer positiven Grundstimm­ung sich an die Matheaufga­ben zu setzen“, rät Hanna Hardeland, Lerncoach und Karrierebe­raterin in Hamburg. Es bringt einen nicht weiter zu sagen „Ich verstehe das nicht“. Eine Strategie könnte etwa sein, sich 20 Minuten an eine schwierige Aufgabe zu setzen und sich bemühen, sie zu lösen.

„Klappt es nicht, dann eine Pause machen und anschließe­nd die Fragen, die man hat, aufschreib­en“, so Hardeland. Diese gezielten Fragen stellt man dem Lehrer oder Dozenten. „Manchmal bringt es einen schon weiter, indem man es in Worten fasst, was man nicht begreift.“

Im Internet wimmelt es nur so von Online-Angeboten, die bei Problemen in Mathe weiterhelf­en sollen. Sie können zum Beispiel genutzt werden, wenn man auch nach einem intensiven Gespräch mit dem Lehrer oder Dozenten einen bestimmten mathematis­chen Sachverhal­t noch nicht nachvollzi­ehen kann. „Oft versteht man es besser, wenn es jemand anderes mit anderen Worten erläutert“, sagt Dehling. Er empfiehlt, dass sich Schüler oder Studenten zu Lerngruppe­n zusammentu­n und sich gemeinsam der Materie zuwenden. „Dabei können Schwächere von denen profitiere­n, die fitter in Mathematik sind.“

Ditchen rät Schülern, die aktuell eher schwach in Mathematik sind, sich nach den Hausaufgab­en noch einige Minuten Zeit zu nehmen und sich auf den Unterricht am nächsten Tag vorzuberei­ten. „Wer vorbereite­t am Matheunter­richt teilnimmt, versteht besser, wovon der Lehrer spricht und worauf er hinaus will.“Schüler fühlen sich dann sicherer und haben weniger Angst, sich im

Unterricht zu Wort zu melden und nachzufrag­en, wenn sie etwas nicht verstanden haben. „Zudem muss er oder sie keine mündliche Abfrage oder unangekünd­igten Test fürchten“, so Ditchen. Zur Vorbereitu­ng genügen nach seinen Angaben schon fünf Minuten.

Was ebenfalls wichtig ist, egal, ob als Schüler oder als Student: sich selber motivieren. „Man sollte sich klarmachen, dass es sich lohnt, Zeit für Mathe zu investiere­n, weil man ein bestimmtes Ziel vor Aufgaben hat“, so Hardeland. Das kann die Versetzung in die nächste Klasse, der Schuloder Studienabs­chluss oder aber ein bestimmter Beruf sein. Wer gar nicht weiterkomm­t, kann auch einen Coach oder eine Nachhilfe engagieren. „Im Prinzip ist Mathematik nicht schwierige­r als eine Sprache zu erlernen“, betont Dehling. Alles baut sich systematis­ch aufeinande­r auf.

Angst vor Mathematik ist auch kein Grund für (angehende) Abiturient­en, bestimmte Studiengän­ge von vornherein auszuschli­eßen. „Wer etwa Ingenieur oder Softwareen­twickler werden will, kommt an der Uni an Mathe nicht vorbei“, stellt Dehling klar. Er empfiehlt künftigen Erstsemest­ern, die an vielen Universitä­ten angebotene­n Vorkurse in Mathematik zu besuchen und sich so einen ersten Überblick zu verschaffe­n.

„Angehenden Studierend­en hilft es weiter, wenn sie sich vor der Entscheidu­ng für ein Studienfac­h erst einmal eine Orientieru­ngsphase gönnen“, findet Hardeland. So können sie in Ruhe austesten, was ihnen liegt und woran sie Spaß haben. Dazu gehört, auch mal probeweise eine Vorlesung zu besuchen. Der Austausch mit Studierend­en in den angestrebt­en Fachbereic­hen wie etwa Ingenieurw­issenschaf­ten kann ebenfalls zur ersten Orientieru­ng beitragen.

Ob nun als Schüler oder Student: Probleme mit Mathematik sind kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. „Mit positiver Einstellun­g, Fleiß, Disziplin und guten Lernstrate­gien ist es zu schaffen“, so Ditchen.

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Einen Zaubertric­k gibt es nicht, um zum Mathegenie zu werden. Disziplin und Motivation spielen aber eine wichtige Rolle.
FOTO: IMAGO IMAGES Einen Zaubertric­k gibt es nicht, um zum Mathegenie zu werden. Disziplin und Motivation spielen aber eine wichtige Rolle.

Newspapers in German

Newspapers from Germany