Spielraum bleibt keiner
Bevor das Kind nicht in den Brunnen gefallen ist, muss man es nicht retten“, hat Willy Walter gesagt, und man fragt sich: Sollte nicht verhindert werden, dass das Kind überhaupt in den Brunnen fällt?
Plus 20 Millionen Euro Schulden werden bis 2023 aufgetürmt, und ein Ende der Ausgaben ist nicht in Sicht, denn nach dem Schulzentrum wird sich die Stadt anderen Großprojekten widmen müssen. Dem Löhrschulgebäude, beispielsweise. Umgehen lassen sich die neuen Schulden nicht. Das Schulzentrum, das Kostenschätzungen zufolge mit 18 Millionen Euro zu Buche schlagen wird, wird dringend benötigt, genauso wie zum Beispiel neue Kindergartenplätze.
Steuererhöhungen sind immer unbeliebt, keine Frage. Aber wären die Steuern jetzt - wie von der Verwaltung vorgeschlagen moderat erhöht worden, könnten die Schulden vermindert und schneller abgebaut werden. Wie der Bürgermeister in der Sitzung nicht müde wurde, zu betonen: Irgendjemand zahlt die Zeche am Ende. Der Gemeinderat tut der nachfolgenden Generation keinen Gefallen damit, eine Schuldenlast zu hinterlassen. Sie sollte so gering wie möglich gehalten werden. Und überhaupt: Muss man es denn wirklich auf eine Rüge der Finanzaufsicht für den Haushalt ankommen lassen? Wo bleibt der Spielraum, falls Geld für etwas Unvorhergesehenes ausgegeben werden muss?
Was im Fall der Elternbeiträge für die Kindergärten gut und richtig war, nämlich die Erhöhung abzulehnen, ist es bei Gewerbeund Grundsteuer B nicht. Die geplante Anhebung wäre hier für die Trossinger deutlich leichter zu verkraften gewesen: 1,3 Euro Mehrkosten im Monat für Einfamilienhäuser, 2 Euro für Mehrfamilienhäuser. Auch für die Industrie wäre es machbar.
Der Gemeinderat wird um Steuererhöhungen in den kommenden Jahren wahrscheinlich sowieso nicht herumkommen. Es stellt sich nur die Frage, um bei der Anfangsmetapher zu bleiben, wie tief der Brunnen bis dahin geworden ist, in den das Kind fällt.