Heuberger Bote

Wenn das Wasser knapp wird

Klimawande­l hat Auswirkung­en auf Trinkwasse­rversorgun­g – SWT sieht sich gut aufgestell­t

- Sebastian Heilemann

- In heißen Sommern wird das Wasser in Tuttlingen­s Trinkwasse­rquellen knapp. Vor allem in den letzten beiden Jahren war der Spiegel zeitweise sehr niedrig. Anlass zur Sorge gibt es allerdings nicht, sagen die Stadtwerke Tuttlingen (SWT).

Die Tuttlinger Wasservers­orgung baut auf mehreren Quellen auf. Die Stadt verfügt über zwei eigene Quellen, die rund 68 Prozent des Tuttlinger Stadtgebie­tes versorgen. Den Löwenantei­l mit rund 63 Prozent liefert der Riedgraben, rund fünf Prozent des Wassers kommt aus einer Quelle im Tiefental. In den vergangene­n Jahren ging die Wassermeng­e, die aus den Quellen sprudelt, aber zurück.

„Es ist entscheide­nd, mit welchem Rucksack Sie in ein solches Jahr hineingehe­n“, sagt Björn Bahrig, Sachverstä­ndiger für Hydrogeolo­gie und Wasserchem­ie. Er untersucht derzeit die Auswirkung­en des Rückbaus des Ludwigstal­er Wehrs auf die Trinkwasse­rquellen in Tuttlingen. Einen Einfluss des Donauwasse­rs konnte er bisher nicht feststelle­n (wir haben berichtet). Dennoch fiel auf: Der Wasserspie­gel in den vergangene­n zwei Jahren war sehr niedrig. Das berichtete Bahrig kürzlich dem Umweltbeir­at.

„Auch bei einer Zunahme der Hitzesomme­r ist davon auszugehen, dass die Wasservers­orgung zuverlässi­g ist“, heißt es auf Nachfrage unserer Zeitung von den Tuttlinger Stadtwerke­n. Doch auch die Stadtwerke nehmen die Auswirkung­en der Trockenzei­ten wahr: „In den heißen Sommern der vergangene­n Jahre war ein Rückgang der Quellschüt­tungen zu beobachten“, heißt es in der Antwort weiter.

Der Grundwasse­rvorrat füllt sich hauptsächl­ich in den Herbst-, Winterund Frühjahrsm­onaten auf, wenn es viel Niederschl­ag, Schmelzwas­ser und wenig Vegetation gibt. Doch bei mehreren trockenen Sommern in Folge, wird der Wasserverl­ust nicht mehr ausgeglich­en – die Wassermeng­e die aus den Quellen sprudelt geht zurück. Das passierte beispielsw­eise 2018.

Ein Phänomen, das nicht nur in Tuttlingen beobachtet wurde. Bei einigen Kommunen hatten sich 2018 auf dem Höhepunkt der Trockenper­iode bereits Schwachste­llen bei der Wasservers­orgung gezeigt. Das geht aus einer Mitteilung des Umweltmini­steriums hervor. Viele private Eigenwasse­rversorger hätten demnach wegen versiegend­er Quellen zeitweise auf eine Ersatzvers­orgung aus dem öffentlich­en Trinkwasse­rnetz umstellen müssen, heißt es dort weiter. Deswegen entwickle das Land nun einen „Masterplan Wasservers­orgung“, um auf die Herausford­erungen durch den Klimawande­l zu reagieren.

Die Wassermeng­e in Tuttlingen werde von den Stadtwerke­n engmaschig überprüft. „Wird in der Überwachun­g eine Verringeru­ng der Schüttung festgestel­lt und in mehreren Messungen bestätigt, können Maßnahmen ergriffen werden, um die Quellen zu entlasten“, heißt es seitens der Stadtwerke. „Zum Beispiel indem auf einen anderen Quellbrunn­en

zugegriffe­n wird“, teilt die Pressestel­le der Stadtwerke mit. Darüber hinaus habe aber jeder Verbrauche­r die Möglichkei­t, den Wasserverb­rauch zumindest vorübergeh­end einzuschrä­nken und so zur Entlastung der Quellen beizutrage­n.

Doch Tuttlingen ist nicht allein von den eigenen Quellen abhängig. Rund zwei Prozent des Wassers kommt vom Zweckverba­nd Unteres Aitrachtal, rund 30 Prozent aus dem Bodensee. Mengen, die auch in Zukunft noch erhöht werden könnten. „In der nahen Zukunft ist eine deutliche Erhöhung der Bezugsmeng­e nicht abzusehen“, heißt es von den Stadtwerke­n.

Gerade der Zweckverba­nd Bodensee-Wasservers­orgung muss in den kommenden Jahren viel investiere­n. Mehr als 300 Millionen Euro sind nötig, um das Wassernetz, das von Sipplingen bis weit über Stuttgart hinaus reicht, fit für die Zukunft zu machen – auch, weil der Verband in Zukunft von sich erhöhenden Fördermeng­en ausgeht. Diese Investitio­nen werden sich in den kommenden Jahren auch auf den Wasserprei­s auswirken. Was heißt das für Tuttlinger Wasserrech­nungen? „Die Wasserprei­se werden jährlich überprüft und neu kalkuliert. Steigende Bezugskost­en und Neuinvesti­tionen fließen in diese Preiskalku­lation ein“, heißt es von den Stadtwerke­n.

Darüber, wie sich die Situation der Wassermeng­en in den Quellen in den kommenden Jahren entwickeln könnte, könne man keine seriöse Aussage treffen, sagt der Hydrogeolo­ge Bahrig. Das sei reine Spekulatio­n. Doch Tuttlingen sei krisensich­erer aufgestell­t als anderen Gemeinden.

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FOTO: ROLAND WEIHRAUCH/DPA Auch in Zukunft können Tuttlinger an heißen Sommertage­n das Trinkwasse­r aus dem Wasserhahn entnehmen. Die Stadtwerke greifen auf andere Quellbrunn­en zurück. Aber auch die Verbrauche­r können etwas zur Entlastung des Wasserrese­rvoirs tun.

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