Wenn das Wasser knapp wird
Klimawandel hat Auswirkungen auf Trinkwasserversorgung – SWT sieht sich gut aufgestellt
- In heißen Sommern wird das Wasser in Tuttlingens Trinkwasserquellen knapp. Vor allem in den letzten beiden Jahren war der Spiegel zeitweise sehr niedrig. Anlass zur Sorge gibt es allerdings nicht, sagen die Stadtwerke Tuttlingen (SWT).
Die Tuttlinger Wasserversorgung baut auf mehreren Quellen auf. Die Stadt verfügt über zwei eigene Quellen, die rund 68 Prozent des Tuttlinger Stadtgebietes versorgen. Den Löwenanteil mit rund 63 Prozent liefert der Riedgraben, rund fünf Prozent des Wassers kommt aus einer Quelle im Tiefental. In den vergangenen Jahren ging die Wassermenge, die aus den Quellen sprudelt, aber zurück.
„Es ist entscheidend, mit welchem Rucksack Sie in ein solches Jahr hineingehen“, sagt Björn Bahrig, Sachverständiger für Hydrogeologie und Wasserchemie. Er untersucht derzeit die Auswirkungen des Rückbaus des Ludwigstaler Wehrs auf die Trinkwasserquellen in Tuttlingen. Einen Einfluss des Donauwassers konnte er bisher nicht feststellen (wir haben berichtet). Dennoch fiel auf: Der Wasserspiegel in den vergangenen zwei Jahren war sehr niedrig. Das berichtete Bahrig kürzlich dem Umweltbeirat.
„Auch bei einer Zunahme der Hitzesommer ist davon auszugehen, dass die Wasserversorgung zuverlässig ist“, heißt es auf Nachfrage unserer Zeitung von den Tuttlinger Stadtwerken. Doch auch die Stadtwerke nehmen die Auswirkungen der Trockenzeiten wahr: „In den heißen Sommern der vergangenen Jahre war ein Rückgang der Quellschüttungen zu beobachten“, heißt es in der Antwort weiter.
Der Grundwasservorrat füllt sich hauptsächlich in den Herbst-, Winterund Frühjahrsmonaten auf, wenn es viel Niederschlag, Schmelzwasser und wenig Vegetation gibt. Doch bei mehreren trockenen Sommern in Folge, wird der Wasserverlust nicht mehr ausgeglichen – die Wassermenge die aus den Quellen sprudelt geht zurück. Das passierte beispielsweise 2018.
Ein Phänomen, das nicht nur in Tuttlingen beobachtet wurde. Bei einigen Kommunen hatten sich 2018 auf dem Höhepunkt der Trockenperiode bereits Schwachstellen bei der Wasserversorgung gezeigt. Das geht aus einer Mitteilung des Umweltministeriums hervor. Viele private Eigenwasserversorger hätten demnach wegen versiegender Quellen zeitweise auf eine Ersatzversorgung aus dem öffentlichen Trinkwassernetz umstellen müssen, heißt es dort weiter. Deswegen entwickle das Land nun einen „Masterplan Wasserversorgung“, um auf die Herausforderungen durch den Klimawandel zu reagieren.
Die Wassermenge in Tuttlingen werde von den Stadtwerken engmaschig überprüft. „Wird in der Überwachung eine Verringerung der Schüttung festgestellt und in mehreren Messungen bestätigt, können Maßnahmen ergriffen werden, um die Quellen zu entlasten“, heißt es seitens der Stadtwerke. „Zum Beispiel indem auf einen anderen Quellbrunnen
zugegriffen wird“, teilt die Pressestelle der Stadtwerke mit. Darüber hinaus habe aber jeder Verbraucher die Möglichkeit, den Wasserverbrauch zumindest vorübergehend einzuschränken und so zur Entlastung der Quellen beizutragen.
Doch Tuttlingen ist nicht allein von den eigenen Quellen abhängig. Rund zwei Prozent des Wassers kommt vom Zweckverband Unteres Aitrachtal, rund 30 Prozent aus dem Bodensee. Mengen, die auch in Zukunft noch erhöht werden könnten. „In der nahen Zukunft ist eine deutliche Erhöhung der Bezugsmenge nicht abzusehen“, heißt es von den Stadtwerken.
Gerade der Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung muss in den kommenden Jahren viel investieren. Mehr als 300 Millionen Euro sind nötig, um das Wassernetz, das von Sipplingen bis weit über Stuttgart hinaus reicht, fit für die Zukunft zu machen – auch, weil der Verband in Zukunft von sich erhöhenden Fördermengen ausgeht. Diese Investitionen werden sich in den kommenden Jahren auch auf den Wasserpreis auswirken. Was heißt das für Tuttlinger Wasserrechnungen? „Die Wasserpreise werden jährlich überprüft und neu kalkuliert. Steigende Bezugskosten und Neuinvestitionen fließen in diese Preiskalkulation ein“, heißt es von den Stadtwerken.
Darüber, wie sich die Situation der Wassermengen in den Quellen in den kommenden Jahren entwickeln könnte, könne man keine seriöse Aussage treffen, sagt der Hydrogeologe Bahrig. Das sei reine Spekulation. Doch Tuttlingen sei krisensicherer aufgestellt als anderen Gemeinden.