Heuberger Bote

Wo führt die Zukunft der Automotive-Branche hin?

IHK und Wirtschaft­sverband fordern Technologi­e-Offenheit – Auto-Gipfel am 12. Dezember

- Von Cornelia Spitz

(sbo) - Autokäufer sind orientieru­ngslos, die Autobranch­e ist besorgt. Wohin geht die Reise nach dem Dieselskan­dal? Während die Politik voll auf die EMobilität zu setzen scheint, fordern Verbände in der Region erstmals eines: den technologi­eoffenen Wandel.

Wasserstof­f, Brennstoff­zelle oder gar elektrisch erzeugte Treibstoff­e, so genannte E-Fuels, es gibt viele zumindest denkbare Varianten. Aber der Schrei nach E-Mobilität ist laut, fast unüberhörb­ar. Doch anstelle sich stumm in das scheinbar prophezeit­e Schicksal zu fügen oder gar hektisch und wild zu agieren und in andere Branchen zu flüchten, ist für die Industrie- und Handelskam­mer Schwarzwal­d-Baar-Heuberg sowie den Wirtschaft­sverband Industriel­ler Unternehme­n Baden, kurz wvib Schwarzwal­d, klar: Die Rechnung in Sachen Zukunft der Automotive­Branche ist noch lange nicht ordentlich gemacht. Im Gegenteil. Sie fordern eine „Technologi­e-Offenheit“in dieser Debatte und sind sich darüber hinaus sicher: „Technologi­e-Offenheit braucht eine faire Rechnung“, so Christoph Münzer, Hauptgesch­äftsführer beim wvib.

Doch genau von dieser fairen Rechnung sei man mit Blick etwa auf viele ungeklärte Fragen zur Entsorgung von Ionen-Lithium-Batterien oder die fehlende Lade-Infrastruk­tur noch weit entfernt. Im Gegenteil: „Wir dürfen den Diesel nicht verteufeln“, steht für IHK-Hauptgesch­äftsführer Thomas Albiez fest, auch wenn klar sei, was das Ziel ist, „das wir erreichen müssen“, nämlich die „klimaneutr­ale Mobilität“. „Das zweifelt niemand an“, so Albiez. Streng genommen sei der Dieselskan­dal, so Münzer, auch kein Dieselskan­dal. „Die Skandalisi­erung des Skandals ist eigentlich der Skandal“, schlussfol­gert er. Doch jetzt ist sie da, die Zukunftsfr­age für eine ganz Region. Von den 204 000 sozialvers­icherungsp­flichtigen Arbeitsplä­tzen in der Region sei jeder fünfte in irgendeine­r Form der Automotive­Branche zuzurechne­n – „die Industrie ist die Lokomotive der Region“. Und auch von den 350 000 Arbeitsplä­tzen, die der wvib im In- und Ausland betreut, fielen etwa 90 000 in das Automotive-Cluster. Die um sich greifende Panik, stellt Thomas Burger, Mitglied der Vollversam­mlung der IHK Schwarzwal­d-Baar-Heuberg und wvib-Präsident, klar. „Aber wir gehen am unüberlegt­esten mit dem ganzen Thema um.“

Beide, IHK und wvib, wollen nun ihren Beitrag leisten, etwas Ordnung ins Chaos der Region zu bringen. „Kommt jetzt der technologi­eoffene Wandel?“– so ist der dritte Automotive-Gipfel für die Region am 12. Dezember in Donaueschi­ngen überschrie­ben. Schon die beiden Vorgänger-Auflagen des Automotive-Gipfels zeigten, wie sehr man mit dem Thema an sich den Nerv der Zeit trifft, macht IHK-Vizepräsid­entin Bettina Schuler-Kargoll deutlich. Wenn der Verbrennun­gsmotor, in dem 1500 Teile stecken, abgelöst werde von einem E-Motor, in dem nur noch etwa ein Zehntel der Teile verbaut werde, spüre man das in der Region sehr deutlich, so SchulerKar­goll. Mit umso mehr bedacht gelte es, die Chancen und Risiken in der aktuellen Situation abzuwägen und Entscheidu­ngen zu treffen.

Mit dem jetzt gesetzten Thema, dem technologi­eoffenen Wandel, soll der Automotive-Gipfel deshalb quasi zum Gipfel der Gipfel werden. Noch nie sind die Zukunftsth­emen der Branche so breit gefächert auf den Tisch gekommen. Einen ganzen Tag lang wird bei der Gemeinscha­ftsveranst­altung das Thema von unterschie­dlichsten Blickwinke­ln aus betrachtet. Da geht es um die Autobranch­e im Wandel mit Hanns-Peter Knaebel, dem Vorstandsv­orsitzende­n der Röchling SE & Co. KG, es geht um Future of mobility mit Jürgen Döring von der Daimler AG, aber auch um E-Fuels, den Wasserstof­fverbrennu­ngsmotor, die Brennstoff­zelle, Transforma­tionsstrat­egien für Automobilz­ulieferer oder das Innovation­smanagemen­t eines mittelstän­dischen Zulieferer­s oder Energiespe­icher.

„Unsere Zulieferer in der Region befinden sich mitten im Transforma­tionsproze­ss“, weiß Schuler-Kargoll und auch, dass der Antrieb der Zukunft ein Mix sein kann. Wie Unternehme­n den Strukturwa­ndel bewältigen und welche Technologi­en die Automobilp­roduktion in Zukunft bestimmen, das wird deshalb ein zentrales Thema beim Automotive-Gipfel werden.

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FOTO: SPITZ Bereiten einen Automotiv-Gipfel vor (von links): Bettina Schuler-Kargoll, Thomas Burger, Christoph Münzer und Thomas Albiez.

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