Der Formel-1-Pilot und die Nachhaltigkeit
Ex-Weltmeister Sebastian Vettel glaubt weiterhin, mit Ferrari Großes erreichen zu können
(dpa) - Sebastian Vettel sieht sich weder als Auslaufmodell, noch will er in „absehbarer Zeit“zurücktreten. In einem Interview der Deutschen Presse-Agentur spricht der 32 Jahre alte Formel-1-Pilot aber auch über Gedanken an die Zeit nach der Rennfahrer-Karriere. „Ich finde es nicht gut, wenn man mit etwas aufhört, das so lebensbestimmend war und dann keinen Plan hat, wie es weitergehen soll. Ob der Plan auch der ist, den man umsetzt, ist eine andere Sache“, sagte der 32-Jährige, der seit 2007 in der Motorsport-Königsklasse fährt.
Im Moment habe er viele Ideen, „manches hat etwas mit dem Rennfahren zu tun, was ja auch naheliegt. Es wäre der leichte Weg: Hier kenne ich mich aus, das ist meine Umgebung, hier kenne ich Leute, und hier kann ich relativ schnell etwas entwickeln und bewegen.“Es seien aber auch Dinge dabei, die gar nichts mit dem Rennfahren zu tun hätten. Fest stehe nur eines: „Wenn ich einmal aufhöre, dann höre ich auf und komme auch nicht mehr zurück.“
Einen Zeitpunkt, an dem er über ein vorzeitiges Karriereende nachgedacht hat, gab es laut Vettel selbst „noch nicht konkret. Und ich habe auch nicht vor, in absehbarer Zeit zurückzutreten, mir macht das Rennfahren sehr viel Spaß“, betonte er.
Nachdem Vettel in diesem Jahr auch im fünften Anlauf den Titel mit Ferrari nicht gewinnen konnte und nur als WM-Fünfter – auch noch hinter seinem zehn Jahre jüngeren monegassischen Teamkollegen Charles Leclerc – zum Saisonfinale am Wochenende nach Abu Dhabi reist, betonte er, dass er nicht das Gefühl habe, „dass mir fünf Jahre geraubt wurden. Im Gegenteil: Ich bin sehr dankbar und ich habe sehr viel dazugelernt in den vergangenen fünf Jahren. Wir sind als Team gereift. Ich hoffe nur, dass es nicht noch fünf Jahre dauert, bis wir ernten können.“
Vettels Vertrag bei der Scuderia endet nach der nächsten Saison, er war 2015 als viermaliger Weltmeister von Red Bull zu Ferrari gewechselt. Auf die Frage, wofür es bei ihm höchste Zeit werde, antwortete Vettel: „Mit Ferrari zu gewinnen.“
Beim Thema, wie er den Zeitgeist seiner Generation beschreiben würde, wurde Vettel geradezu philosophisch. „Meine Generation ist ja schon eine vor dem Zeitgeist von heute. Es ist eher die MillenniumsGeneration,
die in aller Munde ist. Generell stellt sich Frage: Was beeinflusst diese Generation? Medien, soziale Netzwerke, Konsum in vielerlei Hinsicht. Ich glaube, dass wir einen Punkt erreicht haben, der nicht mehr für alle gesund ist und nicht mehr zu unserem Wesen passt. Ich halte es nicht für gesund und auch nicht erstrebenswert“, sagte der Rennfahrer.
„Die ständige Reizüberflutung macht einen nicht glücklich. Das Tempo, das wir alle gehen, ist extrem hoch. Ich glaube, dass wir für dieses Tempo nicht gemacht sind. Und ich glaube auch, dass man nicht ewiges Wachstum erreichen kann. Wir haben nur einen Planeten, das heißt eine Charge an Ressourcen, die man aufbrauchen kann. Irgendwann ist Stopp. Die Kunst wird sein, sich so schnell weiterzuentwickeln, dass man es schafft, den Lebensstandard zu halten und nachhaltig zu verbessern, nicht nur für sich selbst, sondern für alle. Und dass man sich andrerseits bewusst gewissen Dingen entzieht und manches bremst. Wenn alle nur weiter aufs Gas treten, geht es irgendwann nicht mehr weiter.“
Bemerkenswerte Worte für einen Formel-1-Piloten.
„Die ständige Reizüberflutung macht einen nicht glücklich.“
Sebastian Vettel über soziale Netzwerke und Konsum