Familie lebt nun doch im Obdachlosenasyl
Jahrelanger Rechtsstreit zu Ende - Stadt lässt das Haus Im Tal bald abreißen
- Bürgermeister Clemens Maier ist froh, dass es nun endlich eine Lösung gibt: Die Familie, die seit sechs Jahren versucht, ihren Rauswurf aus dem Haus Im Tal zu verhindern, hat nun doch die Umzugskisten gepackt und siedelt in eins der kleinen Häuser am Trosselbach um.
Das alte Haus gehört der Stadt, sie will es seit Jahren abreißen. Eine Wohnung darin steht seit geraumer Zeit leer, nur die betroffene Familie pochte darauf, dort weiterhin leben zu wollen. Und tatsächlich hat es das Ehepaar, das mit seiner erwachsenen Tochter und einigen Haustieren zusammen lebt, nicht leicht, auf dem freien Markt eine Wohnung zu finden: Das gemeinsame Einkommen ist gering, das Ehepaar schwer krank und teilweise pflegebedürftig. Das Angebot, ohne Tochter und Haustiere in ein betreutes Wohnen umzuziehen, lehnte die Familie ab.
Auch wenn die drei Erwachsenen noch immer keine eigene Wohnung gefunden haben, so hat das Amtsgericht Spaichingen dieser Tage nun entschieden, dass der Auszug unumgänglich sei. Nach sechs Jahren Rechtsstreit sei nun alles „rechtlich ganz klar“, so Maier.
Eigentlich hätte die Familie bereits 2013 aus dem Haus ausziehen sollen, damals kündigte die Stadt den Mietvertrag. Das Haus befand sich schon damals in einem desolaten Zustand, Schimmelpilz und Feuchtigkeit sorgten dafür, dass es eigentlich nicht mehr bewohnbar war. Dies bestätigte auch ein Gutachter, der die Sanierung als unwirtschaftlich einschätzte. „Doch die
Familie schöpfte alle Rechtsmittel aus“, so Maier. Deshalb wurde die Räumungsfrist bis 31. Januar 2017 verlängert. Weil das Ehepaar und seine Tochter aber keine Wohnung fanden, erklärte die Stadt das Haus zu einer Obdachlosenunterkunft – stets verbunden mit dem Hinweis, dass die Familie schnellst möglich ausziehen müsse.
Es dauerte ein weiteres Jahr – die Familie wohnte noch immer in ihrem gewohnten Umfeld – bis die Stadtverwaltung 2018 ankündigte, das Haus abreißen zu wollen. Den Bewohnern wurde eine Unterkunft im offiziellen Obdachlosenasyl am Trosselbach angeboten. Doch es passierte zunächst nichts.
Da nun aber eins der neuen kleinen Häuser am Trosselbach behindertengerecht umgebaut ist, habe die Familie den Umzug nun akzeptiert, so der Bürgermeister.
Das alte Haus soll „mittelfristig abgerissen und das Gelände wohl für Parkplätze genutzt werden“, so der Bürgermeister. Es gebe zwar auch Überlegungen, ob auf der Fläche ein neues Gebäude errichtet werden könne, aber konkrete Pläne gebe es noch nicht.
Dass die Familie auf Dauer in der Obdachlosenunterkunft lebt, das sei nicht Sinn der Aktion, so Maier. „Ich wünsche der Familie natürlich, dass sie auf dem privaten Wohnungsmarkt etwas findet.“Die Stadt halte die kleinen Wohneinheiten für Notfälle vor. „Es ist nicht unser Ziel, Dauermieter zu bekommen“, betont er. Die Häuser seien vergleichbar mit kleinen Ferienhäusern.