Renditechancen mit Risikopuffer
Mit Anlagezertifikaten können konservative Anleger Kursrisiken begrenzen
- Geht man nach dem investierten Volumen, sind es die konservativeren Anlagezertifikate, die gegenüber den riskanteren Hebelprodukten klar das Rennen in der Gunst der Anleger machen. Als Bestseller entpuppen sich dabei Expresszertifikate, Kapitalschutzzertifikate und Discountzertifikate sowie Indexzertifikate, die im Folgenden unter die Lupe genommen werden.
„Grundsätzlich bieten Anlagezertifikate dem Privatanleger vielfältige Möglichkeiten der Risikosteuerung“, erläutert Holger Schleicher von der Börse Stuttgart. Bei Indexzertifikaten, den Klassikern unter den Anlagezertifikaten, entspricht das Risiko genau dem am Aktienmarkt, stellen sie doch eine transparente Investitionsmöglichkeit in einen Börsen-Index wie etwa den Deutschen Aktienindex Dax dar. „Der Anleger kann sich sagen: Ich kaufe den Dax“, meint Schleicher. Denn legt der Index um ein Prozent zu, steigt auch der Preis des Index-Zertifikats um ein Prozent an. Beim Kauf von Index-Zertifikaten sollten Anleger Performanceindizes wählen, weil bei ihnen auch Dividendenausschüttungen berücksichtigt werden.
Der Auswahl eines Zertifikatetyps liege immer eine eigene Markterwartung zugrunde, macht Schleicher klar. Für Anleger, die etwa davon ausgehen, dass sich der Schlusskurs einer Aktie an einem Bewertungstag (Referenzpreis) auf oder über einer vorab festgelegten Kursschwelle (Rückzahlungslevel) notieren wird, kann ein sogenanntes Expresszertifikat infrage kommen. Dabei werden hohe Renditechancen mit einem Sicherheitspolster kombiniert. Läuft alles nach Plan, gibt’s das eingesetzte Kapital plus einer Prämie bereits meist nach einem Jahr zurück. Dafür muss der Basiswert sein Niveau zwischen der Ausgabe des Zertifikats und dem ersten Überprüfungstermin per Saldo zumindest gehalten haben. Wenn der Basiswert (die Aktie oder ein Index) am Vergleichstag unter dem Startkurs liegt, verlängert sich die Laufzeit um eine weitere Periode. Dann werden beide Werte erneut verglichen. Fällt der Vergleich positiv aus, bekommen Anleger ihren Einsatz und die doppelte Prämie. Falls nicht, läuft das Zertifikat weiter. Am letzten Stichtag erhält der Anleger zumindest den Emissionspreis zurück, wenn der Kurs nicht unter eine Sicherheitsbarriere gerutscht ist. Erst wenn auch diese gerissen wird, müssen die Anleger den vollen Verlust tragen.
Wem derartige Risiken zu hoch sind, für den kann sich ein Kapitalschutzoder Garantiezertifikat eignen. Ihre einfachsten Varianten bieten ab einem vorab bestimmten Ausgangspunkt, dem Basispreis, einen ebenfalls vorab definierten Partizipationsfaktor an steigenden Kursen des Basiswerts. Für das sich daraus ergebende Gewinnpotenzial verzichten Anleger auf regelmäßige Zinszahlungen und auf etwaige Dividenden.
Am Laufzeitende zahlt ein Kapitalschutz-Produkt auch bei negativer Marktentwicklung den Nennwert zurück.
Mit einem Discountzertifikat nimmt man an der Wertentwicklung eines Basiswerts teil, verzichtet aber auf Kurssteigerungen über eine festgelegte Höhe, den Cap, hinaus. Für diesen Verzicht wird der Anleger mit einem Preisabschlag oder Discount gegenüber dem aktuellen Börsenkurs belohnt. Das heißt, das Zertifikat ist immer etwas günstiger als der Basiswert. Selbst wenn der Kurs des Basiswertes seitwärts läuft oder sogar leicht schwächelt, bleiben Discountzertifikate noch im Plus. Im Gegenzug ist die Rendite per Cap begrenzt – von Kurssteigerungen oberhalb des Caps können Anleger nicht profitieren. Dafür dient der Rabatt als Verlustpuffer.
Damit seien nur die beliebtesten Zertifikattypen skizziert, deren Strukturen ständig weiterentwickelt werden. Aktuell sind rund 560 000 verschiedene Zertifikate an der Börse Stuttgart notiert. Da solche Papiere eine Wette am Kapitalmarkt darstellen, gehen die emittierenden Banken zwar eine risikoneutrale Position ein, indem sie ihre Auszahlungsverpflichtung durch entsprechende Gegengeschäfte am Terminmarkt absichern. Allerdings fließen die Absicherungskosten in den Preis ein, weshalb die Markterwartungen der Bank durchaus eine Rolle spielen. Sie seien für den Anleger aber nicht nachvollziehbar, kritisiert Professor Martin Weber von der Universität Mannheim. „Ob der Preis eines Zertifikats letztendlich angemessen ist, kann daher nicht klar gesagt werden“, sagt Weber.
Gut erklärt sind Zertifikate beispielsweise auf www.dzbank-derivate.de