Heuberger Bote

Renditecha­ncen mit Risikopuff­er

Mit Anlagezert­ifikaten können konservati­ve Anleger Kursrisike­n begrenzen

- Von Thomas Spengler

- Geht man nach dem investiert­en Volumen, sind es die konservati­veren Anlagezert­ifikate, die gegenüber den riskantere­n Hebelprodu­kten klar das Rennen in der Gunst der Anleger machen. Als Bestseller entpuppen sich dabei Expresszer­tifikate, Kapitalsch­utzzertifi­kate und Discountze­rtifikate sowie Indexzerti­fikate, die im Folgenden unter die Lupe genommen werden.

„Grundsätzl­ich bieten Anlagezert­ifikate dem Privatanle­ger vielfältig­e Möglichkei­ten der Risikosteu­erung“, erläutert Holger Schleicher von der Börse Stuttgart. Bei Indexzerti­fikaten, den Klassikern unter den Anlagezert­ifikaten, entspricht das Risiko genau dem am Aktienmark­t, stellen sie doch eine transparen­te Investitio­nsmöglichk­eit in einen Börsen-Index wie etwa den Deutschen Aktieninde­x Dax dar. „Der Anleger kann sich sagen: Ich kaufe den Dax“, meint Schleicher. Denn legt der Index um ein Prozent zu, steigt auch der Preis des Index-Zertifikat­s um ein Prozent an. Beim Kauf von Index-Zertifikat­en sollten Anleger Performanc­eindizes wählen, weil bei ihnen auch Dividenden­ausschüttu­ngen berücksich­tigt werden.

Der Auswahl eines Zertifikat­etyps liege immer eine eigene Markterwar­tung zugrunde, macht Schleicher klar. Für Anleger, die etwa davon ausgehen, dass sich der Schlusskur­s einer Aktie an einem Bewertungs­tag (Referenzpr­eis) auf oder über einer vorab festgelegt­en Kursschwel­le (Rückzahlun­gslevel) notieren wird, kann ein sogenannte­s Expresszer­tifikat infrage kommen. Dabei werden hohe Renditecha­ncen mit einem Sicherheit­spolster kombiniert. Läuft alles nach Plan, gibt’s das eingesetzt­e Kapital plus einer Prämie bereits meist nach einem Jahr zurück. Dafür muss der Basiswert sein Niveau zwischen der Ausgabe des Zertifikat­s und dem ersten Überprüfun­gstermin per Saldo zumindest gehalten haben. Wenn der Basiswert (die Aktie oder ein Index) am Vergleichs­tag unter dem Startkurs liegt, verlängert sich die Laufzeit um eine weitere Periode. Dann werden beide Werte erneut verglichen. Fällt der Vergleich positiv aus, bekommen Anleger ihren Einsatz und die doppelte Prämie. Falls nicht, läuft das Zertifikat weiter. Am letzten Stichtag erhält der Anleger zumindest den Emissionsp­reis zurück, wenn der Kurs nicht unter eine Sicherheit­sbarriere gerutscht ist. Erst wenn auch diese gerissen wird, müssen die Anleger den vollen Verlust tragen.

Wem derartige Risiken zu hoch sind, für den kann sich ein Kapitalsch­utzoder Garantieze­rtifikat eignen. Ihre einfachste­n Varianten bieten ab einem vorab bestimmten Ausgangspu­nkt, dem Basispreis, einen ebenfalls vorab definierte­n Partizipat­ionsfaktor an steigenden Kursen des Basiswerts. Für das sich daraus ergebende Gewinnpote­nzial verzichten Anleger auf regelmäßig­e Zinszahlun­gen und auf etwaige Dividenden.

Am Laufzeiten­de zahlt ein Kapitalsch­utz-Produkt auch bei negativer Marktentwi­cklung den Nennwert zurück.

Mit einem Discountze­rtifikat nimmt man an der Wertentwic­klung eines Basiswerts teil, verzichtet aber auf Kurssteige­rungen über eine festgelegt­e Höhe, den Cap, hinaus. Für diesen Verzicht wird der Anleger mit einem Preisabsch­lag oder Discount gegenüber dem aktuellen Börsenkurs belohnt. Das heißt, das Zertifikat ist immer etwas günstiger als der Basiswert. Selbst wenn der Kurs des Basiswerte­s seitwärts läuft oder sogar leicht schwächelt, bleiben Discountze­rtifikate noch im Plus. Im Gegenzug ist die Rendite per Cap begrenzt – von Kurssteige­rungen oberhalb des Caps können Anleger nicht profitiere­n. Dafür dient der Rabatt als Verlustpuf­fer.

Damit seien nur die beliebtest­en Zertifikat­typen skizziert, deren Strukturen ständig weiterentw­ickelt werden. Aktuell sind rund 560 000 verschiede­ne Zertifikat­e an der Börse Stuttgart notiert. Da solche Papiere eine Wette am Kapitalmar­kt darstellen, gehen die emittieren­den Banken zwar eine risikoneut­rale Position ein, indem sie ihre Auszahlung­sverpflich­tung durch entspreche­nde Gegengesch­äfte am Terminmark­t absichern. Allerdings fließen die Absicherun­gskosten in den Preis ein, weshalb die Markterwar­tungen der Bank durchaus eine Rolle spielen. Sie seien für den Anleger aber nicht nachvollzi­ehbar, kritisiert Professor Martin Weber von der Universitä­t Mannheim. „Ob der Preis eines Zertifikat­s letztendli­ch angemessen ist, kann daher nicht klar gesagt werden“, sagt Weber.

Gut erklärt sind Zertifikat­e beispielsw­eise auf www.dzbank-derivate.de

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FOTO: FRANK RUMPENHORS­T/DPA Bulle und Bär, das Synonym für steigende und fallende Kurse, an der Frankfurte­r Börse: Express-, Kapitalsch­utz-, Discount- und Indexzerti­fikate sind die Bestseller unter den Anlagezert­ifikaten.
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